Bianca Extra Band 01
lachte ausgelassen. Belle war sich sicher, ihre Cousine noch nie so glücklich und unbeschwert gesehen zu haben.
Beinahe beneidete Belle ihre ältere Freundin. Zum ersten Mal in ihrem Leben schien Charlotte dem Ruf ihres Herzens zu folgen, ohne sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Belle hätte sich gern ein Beispiel an ihr genommen.
Doch das war unmöglich und falsch. Belle war nicht nach Montana gekommen, um die Liebe ihres Lebens zu finden, sondern um ihre Verpflichtung gegenüber ihrer Freundin Anne zu erfüllen. Sie war Ben zuliebe hier. Eine zu enge Beziehung zu Preston würde nur alles verkomplizieren.
Und schließlich hoffte sie, auch dann noch weiter in Kontakt mit Ben bleiben zu können, wenn sie die Verantwortung für ihn offiziell an Preston übergeben hatte. Sie wünschte sich, ihn gelegentlich in Elk Creek besuchen zu können und ihn, wenn er älter war, auch regelmäßig nach Montedoro einladen zu können. Doch wenn sie und Preston sich miteinander einließen und am Ende im Streit auseinandergingen, würde daraus nichts werden.
Endlich waren die Männer so weit, dass sie den Baum hereinbringen konnten. Charlotte hielt ihnen die Tür auf, während Preston, Silas, Marcus und die beiden Rancharbeiter den Baum zu fünft durch den Türrahmen manövrierten. Obwohl die Äste noch immer mit Seilen zusammengebunden waren, passte der Baum nur mit Mühe durch die Tür.
Danach bestand gleich die nächste Herausforderung darin, die riesige Tanne aufzurichten. Während sich die Männer bemühten, den Baum möglichst gerade zu halten, kroch Charlotte darunter, um die Schrauben des robusten Ständers anzuziehen.
Belle kontrollierte inzwischen von allen Seiten, ob der Baum auch gerade stand, und rief den Männern zu, in welche Richtung sie ihn bewegen sollten.
Als Belle schließlich zufrieden war, nahmen die beiden Rancharbeiter die Seile ab, und sie war begeistert von dem gleichmäßigen Wuchs der stolzen Tanne.
Charlotte, die mittlerweile neben ihr stand, atmete tief ein und schwärmte: „Ach, ich liebe den Duft von frisch geschlagenen Nadelbäumen.“
Silas wickelte die Seile auf. Dabei bemerkte er: „Wir haben uns da eine echte Schönheit geangelt.“ Allerdings sah er nicht den Baum, sondern Charlotte an, während er sprach.
Dann rief Ben plötzlich: „Hunger! Hunger!“, und alle mussten lachen.
Charlotte übernahm das Kommando. „Na gut, junger Mann, dann essen wir jetzt zu Abend.“
Die Rancharbeiter Jack und Vince, zwei ruhige, fleißige Männer, blieben ausnahmsweise im Haupthaus und aßen gemeinsam mit den anderen. Alle genossen das wunderbare Hähnchen mit Knödeln, das Doris für sie vorbereitet hatte, und den noch lauwarmen Apfelkuchen zum Nachtisch.
Danach wurde es Zeit für Belle und Preston, Ben ins Bett zu bringen. Charlotte und Silas wollten inzwischen mit dem Schmücken des Weihnachtsbaums beginnen. Marcus schloss sich ihnen an.
Belle wandte sich an Preston. „Wie wäre es, wenn du Ben nach oben trägst?“
Preston sah ziemlich erschrocken aus, doch er nahm die Herausforderung an. „Na, Ben, gehen wir nach oben?“, fragte er den Jungen, bevor er die Arme ausbreitete und seinen Sohn, der nichts dagegen zu haben schien, aus dem Kinderstuhl hob.
„Gut“, lobte Belle zufrieden. Sie gab Preston mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er vorausgehen solle.
Ben schaute mit weit aufgerissenen Augen ängstlich über die Schulter seines Vaters. „Belle?“
„Ja, mein Schatz, ich komme auch mit.“
Sobald Ben sah, dass sie ihnen folgte, entspannte er sich und ließ sich von Preston hinauf ins Bad tragen. Dabei plapperte er in einer Sprache, die nur er selbst verstand, fröhlich vor sich hin.
Im Badezimmer half Belle Preston dabei, seinem Sohn die Zähne zu putzen.
Ihre Blicke trafen sich im Spiegel über dem Waschbecken. „Du solltest ihm zweimal am Tag die Zähne putzen, vor allem am Abend vor dem Schlafengehen. Mit der Zeit kannst du ihm dann beibringen, es selbst zu machen.“
„Wie viele Zähne hat er eigentlich schon?“
„Dreizehn. Sieben Zähne fehlen noch. Zahnen ist für Kinder oft schmerzhaft. Er wird manchmal weinen und unzufrieden sein. Dann kannst du ihm einen Beißring oder einen Keks geben.“
Sie wandte sich an Ben. „So, erledigt. Jetzt kannst du ausspucken.“
Das tat der Kleine auch, mit viel Schwung und wenig Zielgenauigkeit.
Sie füllte einen Zahnputzbecher mit Wasser, damit er den Mund ausspülen und noch einmal ausspucken konnte. Es landete
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