Bianca Extra Band 01
Betriebsanleitung zurate, um sicherzugehen, dass er sich nicht irrte.
Okay. Genau, wie er sich erinnerte. Die Warnleuchte eines Treibstofffilters. Kein Problem. Er würde abwarten, was als Nächstes passierte.
Die Stimmen des üblichen Funkverkehrs quäkten aus dem Lautsprecher. Kein Grund zur Sorge.
Kane konzentrierte sich auf das Armaturenbrett. Alles sah sehr gut aus.
Die zweite Warnleuchte begann zu blinken.
Er spürte einen Kloß im Magen.
Zwei Treibstofffilter-Warnleuchten bedeuteten eine verstopfte Kerosinleitung. Verdammt. Das Flugzeug war mit minderwertigem Treibstoff betankt worden.
Kane holte tief Luft und atmete lange aus.
Nun, er hatte diesen Notfall trainiert. Er wusste, was zu tun war.
Er funkte seine Position an den nächsten Tower und erhielt die Erlaubnis, tiefer zu gehen. Das einzige Problem war, mitten im Nirgendwo einen Landeplatz zu finden. Im schlimmsten Fall würde er auf einer Autobahn oder Landstraße aufsetzen müssen. Das hatten schon andere Piloten vor ihm gemacht.
Wenigstens blieb das Wetter stabil – trotz der dunklen Wolken über ihm. Er brauchte nur freie Sicht, um sicher zu landen. Hinterher konnte es ruhig stürmen, regnen, hageln oder alles gleichzeitig.
Er dachte an Serena, die allein in der Kabine saß. Dort hinten war sie sicherer. Trotzdem musste er sie auf das vorbereiten, was auf sie zukam.
Während die Zahlen auf dem Höhenmesser niedriger wurden, suchte Kane nach einer Landemöglichkeit. Unter ihm glitten nur Berge, Bäume und tiefe Schluchten vorbei. Und viel Schnee. Gar nicht gut.
In den vergangenen Jahren hatte er ein paar kleinere Zwischenfälle und einen abgebrochenen Start erlebt – aber niemals mit einem Passagier an Bord. Der Schweiß lief ihm über den Rücken, und seine Handflächen waren feucht. Er schaltete die Sprechanlage ein.
„Hören Sie, Serena“, begann er mit ruhiger Stimme. „Sie müssen sich auf eine Notlandung vorbereiten. Verstauen Sie alle Gepäckstücke. Nichts darf herumliegen. Auch in der Bordküche nicht. Wenn Sie damit fertig sind, schnallen Sie sich an. Achten Sie darauf, dass der Gurt ganz fest an Ihrem Körper anliegt. Wenn ich sage ‚Abstützen‘, setzen Sie die Füße flach auf den Boden und beugen sich nach vorn, sodass Sie auf Ihren Schoß schauen. Halten Sie sich an den Beinen oder an den Fußknöcheln fest. Es könnte etwas holprig werden, aber es wird schon gut gehen.“
Solange er landen konnte, ehe die Triebwerke ihren Dienst versagten, würde nichts passieren.
Leider hatte er keine Erfahrung mit minderwertigem Kraftstoff. Kane konnte also nicht sagen, wie lange die Motoren noch laufen würden.
Notlandung?
Alle Muskeln in Serenas Körper verkrampften sich.
Das erklärte auch, warum sie sich im Sinkflug befanden. Sie sah aus dem Fenster auf die schneebedeckten Berge. Wo waren sie? Washington? Oregon? Vielleicht sogar Idaho?
Sie hatte keine Ahnung, was passierte. Und sie hasste es, nicht Bescheid zu wissen.
Bis auf die Signallampe schien doch alles in bester Ordnung zu sein. Und bis auf Kanes Stimme, die angespannter klang als sonst.
Die schlimmsten Szenarien schossen ihr durch den Kopf. Sie stellte sich vor zu sterben.
Denk nicht an so was. Bleib ganz ruhig. Tu, was Kane gesagt hat.
Jetzt, da sie wusste, was sie zu tun hatte, griff Serena nach ihrem Notizblock und dem Bleistift. Mit zitternden Händen verstaute sie beides in ihrer Tasche. Als Nächstes kontrollierte sie die Bordküche und die Kisten mit den Hochzeitskleidern. Alles schien in Ordnung zu sein. Nichts würde durch die Kabine fliegen, wenn die Landung etwas rauer werden sollte.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Hoffentlich passierte nichts Schlimmeres.
Sie erschauerte. Sie hätte in Boston bleiben sollen – dort, wo sie hingehörte. Freiheit, nicht einmal ein Hauch davon, war nichts für sie. Egal, ob das Flugzeug funktionierte oder nicht – so oder so war es viel zu gefährlich.
Ein seltsames, heulendes Geräusch drang an ihre Ohren. Dabei schienen die Triebwerke ruhiger zu werden. Sie umklammerte die Sitzlehne. Die Vorstellung, dass Kane, dieser ruhige, lässige Mann, am Steuer saß, flößte ihr Vertrauen ein.
Plötzlich war es ganz still. Zu still. Ihr Atmen war das einzige Geräusch.
Oh nein!
Als ihr klar wurde, was geschah, durchfuhr es sie wie ein Schock. Die Motoren standen. Sie presste die Lippen zusammen und schaute aus dem Fenster.
Die Berge, die vor ein paar Sekunden noch großartig und majestätisch ausgesehen
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