Bianca Extra Band 01
Callie. „Bei ihr endet doch immer alles gut.“
Belle seufzte. „Manchmal trügt der schöne Schein eben.“
Regina nickte, und Callie sah nachdenklich aus. „Trotzdem verstehe ich nicht, warum sie uns nichts erzählt hat.“
„Sie muss ihre Gründe gehabt haben“, meinte Regina. „Aber wenn nicht Rupert – wer fliegt dann nach Idaho?“, wollte Regina wissen.
Belle richtete sich auf. „Ich.“
Ich muss dringend meinen Kopf untersuchen lassen.
Wie gehetzt lief Kane durch den Schnee. Wie konnte er sich nur hinreißen lassen, Serena zu küssen? Und dann auch noch gleich mehrmals. Aber als sie sich dann an ihn geschmiegt hatte …
Er sah sich nach ihr um. Sie hatten beschlossen, Brennholz zu sammeln. Was beiden im Moment lieber war, als eng nebeneinander in der Hütte zu hocken. „Was hast du vor?“, rief er.
Serena wedelte mit ihrem pinkfarbenen Handy durch die Luft. „Ich versuche, ein Signal zu bekommen.“
Typisch. Sie war und blieb ein Mädchen aus der Großstadt. Er zwang sich, geduldig zu bleiben. „Vergiss es und zieh deine Handschuhe wieder an, ehe du Frostbeulen bekommst. Such lieber nach herumliegenden Baumstämmen und Zweigen – alles, was brennt, ist willkommen.“
Kane wischte sich die Schneeflocken aus dem Haar. Gegen die Kälte hatte er Socken über seine Hände gezogen. Serena kam ihm entgegen. Knöcheltief versank sie im Schnee. „Pass auf.“
„Ich passe auf“, erwiderte sie. „Ich kann mich sehr gut um mich selbst kümmern.“
„Na dann.“ Kane griff nach einem dicken Ast, den er unter einem Baum gefunden hatte, und zerrte ihn hinter sich her zur Hütte. Serena folgte ihm mit einem kleineren Ast. Auf dem Rückweg sah er sich nicht einmal nach ihr um.
Dann soll sie sich eben um sich selbst kümmern, dachte er. Ist bestimmt auch besser so.
Doch so richtig überzeugt war er davon nicht.
Belle saß im Flugzeug nach Idaho und starrte aus dem Fenster. Beim Blick auf die Landschaft unter ihr, die endlos weiten Felder, die baumbedeckten Berge, musste sie unentwegt an Serena und Kane denken, die irgendwo in der Wildnis gestrandet waren. Einen Moment lang schloss Belle die Augen. Sie hatte das Gefühl, in einem Albtraum gefangen zu sein.
Nur ungern hatte sie Callie, Regina, Natalie, Audra und Julie zurückgelassen. Es war ein tränenreicher Abschied gewesen – voller Befürchtungen und Hoffnungen.
Unwillkürlich stieß Belle einen Seufzer aus.
„Kopf hoch“, munterte Charlie sie auf. „Wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.“
„Ich bemühe mich. Aber diese Ungewissheit macht mich noch wahnsinnig. Einerseits kann ich nicht schnell genug da sein. Andererseits habe ich Angst vor dem, was uns erwartet.“
„Manchmal ist es besser, nichts zu wissen.“
„Wie meinst du das?“
„Vor drei Jahren hat Kane mich angerufen und mir gesagt, dass meine Frau einen Herzanfall gehabt hatte. Er bat mich, ihn im Krankenhaus zu treffen. Was er mir nicht erzählt hatte, war, dass sie bereits gestorben war.“
„Ach, Charlie.“ Erinnerungen an den Tod von Matthew stiegen in Belle auf. Sie hatte ihren Mann schon vor neun Jahren verloren. Dennoch erschien es ihr manchmal so, als sei es erst vergangene Woche gewesen. Es hatte lange gedauert, bis sie den Schock überwunden und sich an die Einsamkeit gewöhnt hatte. „Das muss schrecklich gewesen sein.“
„Zuerst noch nicht. Ich kannte ja die Wahrheit nicht. Auf der Fahrt zum Krankenhaus habe ich überlegt, ob sie wohl operiert werden müsste. Das hat mir Angst gemacht. Aber die Vorstellung, dass sie bereits tot war? Ich glaube nicht, dass ich die Fahrt unfallfrei überstanden hätte.“
Belle drückte seine Hand. „Als Matthew krank wurde, wusste ich, dass es etwas Ernstes war. Er war älter als ich. Trotzdem habe ich fest daran geglaubt, dass er wieder gesund werden würde. Ich bezweifle, dass ich ihm hätte helfen können, wenn ich geglaubt hätte, dass er bald sterben würde.“
„Ich hatte mir alles ausgemalt, als ich im Krankenhaus ankam. Wie sie wieder genesen würde, was wir tun müssten … und dann hat Kane mir die schreckliche Wahrheit erzählt …“
„Und deine Welt ist zusammengebrochen“, sagte Belle mitfühlend.
Charlie nickte.
„Mir ist es genauso gegangen“, gestand sie. „Zuerst muss man sich um so viele Dinge kümmern – dieser ganze Papierkram, die Freunde, die mich besucht haben. Ich hatte das Gefühl, wie durch eine Nebelwand zu laufen.“
„Aber irgendwann hören diese Ablenkungen auf.
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