Bianca Extra Band 01
seinen Selbsterhaltungstrieb gehört, wäre er so schnell und weit wie möglich weggelaufen. Kane wusste, wie verletzlich Serena James war. Und er wollte sie nicht verletzen.
In einem Coffeeshop bestellten sie zwei Kaffees zum Mitnehmen. Serena nahm ein Sandwich dazu.
„Was ist denn nun wirklich los, Blondie?“, erkundigte er sich auf dem Rückweg zum Geschäft. „Du hast zwar ein Lächeln im Gesicht, aber glücklich siehst du nicht aus.“
„Was meinst du damit?“ Sie hob die Augenbrauen. „Ich habe alles, was eine Frau sich nur wünschen kann. Natürlich bin ich glücklich.“
„Das glaube ich dir nicht.“ Er nahm ihr die Sonnenbrille ab. „Ich sehe eine Frau, die müde und gestresst ist.“
„Ich habe gestern bis in die Nacht hinein gearbeitet und weder zu Abend gegessen noch gefrühstückt.“ Sie strahlte ihn an. „Ich bin ein bisschen hungrig. Aber sonst geht es mir prächtig.“
„Du kannst ja noch lachen!“ Er setzte ihr die Brille wieder auf. „Aber das heißt ja noch lange nicht, dass man sich gut fühlt. Warum sagst du mir nicht einfach, was los ist? Oder soll ich raten?“
„Was mir zurzeit am meisten zu schaffen macht, ist Callies Brautkleid“, erklärte sie. „Sie ist meine Freundin und die Fachfrau für Blumenschmuck bei ‚Wedding Belles‘. Ihr Kleid gehörte zu denen, die beschädigt worden sind. Sie heiratet Samstag in einer Woche, und ich habe noch nicht einmal angefangen, etwas Neues zu machen, das ich ihr stattdessen anbieten könnte.“
„Dann brauchst du Hilfe.“
„Das schaffe ich schon allein.“
„Wirklich?“ Er musterte sie durchdringend. Die Selbstsicherheit, mit der sie das verkündete, kaufte er ihr nicht ab. „Na ja, wenn du ab sofort weder isst noch schläfst – vielleicht.“
„Wir kennen uns kaum. Trotzdem glaubst du, genau zu wissen, wie ich ticke. Wie kommt das?“
„Einfühlungsvermögen.“ Er sah sie so durchdringend an, als wollte er hinter die Fassade schauen. „Lass mich dir helfen.“
„Du?“, fragte sie entgeistert.
Es war ein spontanes Angebot gewesen, aber er bereute es nicht. Immerhin würde er auf diese Weise mehr Zeit mit ihr verbringen können. „Ja, ich.“
„Was weißt du denn schon von Brautkleidern?“
„Weniger als du über Flugzeuge“, gab er zu. „Aber ich kann Hilfsdienste leisten – dich mit Essen versorgen, mit dir über deine Arbeit reden …“
Sie verbiss sich ein Grinsen und schaute in ihren Kaffeebecher. Er kam sich ziemlich dumm vor.
„Na ja“, meinte sie schließlich. „Das ist lieb von dir. Als Kumpel bist du mir immer willkommen. Aber als Berater … sei mir nicht böse.“
Als Kumpel!
„Außerdem“, fuhr sie fort, „bist du doch sowieso auf dem Sprung …“
„Ich gehe erst, wenn ich ein Flugzeug gefunden habe. Ich werde mir ein paar Maschinen ansehen müssen, und das braucht ein paar Tage. Die kann ich doch mit dir verbr…, ich meine, da könnte ich dir doch zur Hand gehen.“
„Okay“, verkündete sie fröhlich. „Du bist engagiert.“
Kane hatte keine Ahnung, auf was er sich mit seinem Versprechen eingelassen hatte. An die Konsequenzen hatte er keinen Gedanken verschwendet. Es ging ja nur um ein paar Tage. Keine große Sache.
Erstaunlicherweise machte es ihm Spaß, Serena zu helfen. Dabei blieb ihre Beziehung rein platonisch. Er dachte nicht im Traum daran, die Situation auszunutzen.
„Das Kleid bitte zehn Zentimeter mehr nach links“, wies Serena ihn an.
Sie standen in Reginas Wohnzimmer, das Schauplatz für Callies Junggesellinnenparty werden sollte. „Kein Problem.“
Es machte ihm Spaß, Serena, dem Superweib, bei der Arbeit zuzusehen. Sie organisierte Callies Abschiedsparty vom Singledasein mit der Präzision eines Generalfeldmarschalls. Ihre Anweisungen gab sie in einem freundschaftlichen, aber sehr bestimmten Ton. Und alle folgten ihr aufs Wort. Es schien ihnen Spaß zu machen, gemeinsam für eine Sache zu arbeiten.
Kane kam aus dem Staunen nicht heraus. In seinem Cockpit war er sein eigener Herr. Niemand konnte ihm Anweisungen geben – abgesehen von den Lotsen von der Flugsicherung natürlich. Ansonsten tat er nur das, was er für richtig hielt.
„Besser so?“ Er hielt das Kleid hoch.
„Perfekt.“
„Wir haben noch ein Kleid …“
„Wo soll es hin?“
Serena zeigte mit dem Finger auf die Stelle. Kane trat auf die Leiter und befestigte es an dem Haken in der Wand.
Beinahe bedauerte er, dass er Serena bald wieder verlassen würde. Und da er genau
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