Bianca Extra Band 01
wäre – sozusagen.“
„Nein.“ Die Antwort rutschte ihr heraus, ehe sie lange darüber nachdenken konnte. „Ich habe zu viel zu tun und bin erschöpft. Deine erste Nacht bei mir soll vollkommen sein.“
„Warum muss bei dir eigentlich immer alles perfekt sein?“ Er klang gereizt.
Weil es genau so sein muss, wenn ich dir meine Liebe gestehe. Das konnte sie ihm natürlich jetzt nicht sagen. „So bin ich eben“, antwortete sie stattdessen.
„Ich will dich nicht ins Bett kriegen, Blondie.“ Unverwandt sah er sie an. „Ich will mich nur um dich kümmern, so gut ich kann.“
Sie betrachtete die Kleiderpuppe, die Callies fast fertiges Kleid trug. „Nicht heute Nacht.“
„Warum nicht?“
„Ich habe keine Zeit.“
„Ich will deine Zeit auch gar nicht in Anspruch nehmen. Nur deine Couch.“
Energisch schüttelte sie den Kopf. „Ich … das ist nicht gut genug.“
„Du meinst, ich bin nicht gut genug.“
„Das habe ich nie gesagt.“
„Das war auch gar nicht nötig.“ Der verletzte Klang seiner Stimme traf sie mitten ins Herz. „Du bist viel zu sehr damit beschäftigt, deiner Vorstellung von Perfektion nachzulaufen, als dass du überhaupt sehen würdest, was vor deinen Augen passiert. Kannst du nicht mal ein bisschen Nachsicht mit mir haben?“
„Nachsicht?“ Unwillkürlich sprach sie lauter. Serena hatte geglaubt, Kane würde sie verstehen. Aber offensichtlich tat er das nicht. „Ich muss dieses Kleid fertigstellen.“
„Du machst dich damit verrückt.“ Er griff nach einem Stück weißer Seide und wedelte damit in der Luft herum. Fast sah es so aus, als kapitulierte er – doch wovor? „Ist ein Kleid das alles wert? Selbst, wenn du es nicht fertig bekommst, wird die Sonne morgen wieder aufgehen.“
„Ich muss es fertig bekommen.“
„Dann bitte um Hilfe.“ Er ließ den Stoff fallen. „Deine Freundinnen würden dir sofort beistehen.“
„Callie vertraut mir. Sie zählt auf mich“, erklärte Serena. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass alles über ihr zusammenstürzte. „Außerdem habe ich alles unter Kontrolle.“
„Entschuldige, Blondie, aber das hast du eben nicht.“
Sie erstarrte.
„Hör endlich auf, dir etwas vorzugaukeln. Sieh dir doch mal an, was für einen hohen Preis du bezahlst. Deine Gesundheit. Dein Leben. Das macht dich kaputt. Ich werde das nicht länger zulassen.“
Niemand sagte ihr, was sie zu tun hatte. Sie wurde wütend. „Ich schaffe das. Ich werde es hinkriegen. Ich brauche keine Hilfe. Nicht einmal deine.“
Sein Gesicht wurde zur Maske. „Na dann, vielen Dank.“
Sie starrte auf das Brautkleid und hatte auf einmal das Gefühl, ihren besten Freund verloren zu haben. „Was erwartest du von mir?“
„Eine Entschuldigung wäre schon mal ein guter Anfang.“
Und sie hatte immer geglaubt, er nähme sie so, wie sie war, und nicht so, wie er sie haben wollte.
„Warum?“ Sie spürte die Verletzung fast körperlich. „Damit du in dein Flugzeug steigen und dich ohne Gewissensbisse davonmachen kannst? Das machst du doch immer, oder? Einfach abhauen, wenn du nicht das kriegst, was du willst.“
„Du irrst dich. So bin ich ganz und gar nicht.“ Sein Blick war vorwurfsvoll. „Für dich wird niemals etwas vollkommen genug sein, Serena. Ich weiß gar nicht, warum ich überhaupt so lange bei dir geblieben bin.“
Sie spürte einen Kloß im Hals und konnte kaum atmen.
Hatte sie nicht von Anfang an gewusst, was für ein Mensch Kane Wiley war? Er hatte es ihr sogar selbst gesagt. Absolut nicht der Richtige für sie. Aber sie hatte sich eingeredet, er könnte trotz allem ihr Märchenprinz werden.
Nun ja, in einer Beziehung hatte er recht. Sie musste endlich aufhören, sich etwas vorzumachen.
„Dann ist es wohl besser, wenn du jetzt gehst“, antwortete sie mit bebender Stimme.
Kane saß in seinem Mietwagen und umklammerte das Lenkrad so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. Er musste sich erst beruhigen, ehe er losfuhr.
Serena hatte alles falsch verstanden.
Vielleicht hätte er sie nicht drängen sollen. Sie war erschöpft, überarbeitet und übernächtigt.
Miss Vollkommen würde sich niemals ändern. Serena, das Superweib, hatte wieder die Oberhand gewonnen. Sie wollte ein perfektes Leben, und da passte er einfach nicht hinein. Er musste verrückt gewesen sein zu glauben, dass sie ihm in diesem Leben einen Platz einräumen würde.
Serena saß im Wohnzimmer auf dem Boden und starrte auf das Kleid, an dem sie gearbeitet hatte.
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