Bianca Extra Band 01
Sie war verzweifelt, traurig, hoffnungslos … Seit einer Woche nähte sie nun wie eine Besessene. Auf den letzten Metern durfte sie nicht aufgeben.
Trotzdem gefiel ihr das Ergebnis nicht. Sie würde noch einmal von vorn beginnen müssen. Unmöglich, es in der Zeit, die ihr noch blieb, zu schaffen. Das bedeutete, dass Callie für den schönsten Tag in ihrem Leben nicht das Kleid bekäme, das sie verdiente.
Serena vergrub das Gesicht in den Händen.
Es war ihre Schuld. Sie hatte versagt. Sie hatte ihre Freundin im Stich gelassen.
Serena schluckte die Tränen hinunter. Dafür hatte sie jetzt keine Zeit. Aber was sollte sie tun? Wie sollte sie es Callie gestehen?
Sie schlang die Arme um ihre Knie. Ihr Leben erschien ihr auf einmal so sinnlos.
Kanes Vorwürfe gingen ihr durch den Kopf. Sie ließ die Schultern hängen. Sie hatte doch nur das Beste gewollt. Was war falsch an einem perfekten Leben, einem perfekten Mann oder einem perfekten Hochzeitskleid?
Perfektes Hochzeitskleid. Serena wiederholte die beiden Wörter. Sie straffte die Schultern und stand auf. Vielleicht …
Sie eilte über den Flur und öffnete den Garderobenschrank. Dort hing in einem Kleidersack ein fast fertiges, traumhaft schönes Hochzeitskleid. Für ihre Hochzeit mit dem absolut falschen Mann. Rupert.
Sie holte das Kleid heraus.
Fast gleichmütig betrachtete sie ihre Kreation. Sie empfand weder Freude noch Sehnsucht. Dieses Kleid zu tragen würde für immer ein Traum für sie bleiben. Sie seufzte.
Wenigstens für Callie sollte es kein Traum bleiben. Sie hatte dieses Kleid zum Start in ihr neues Leben mit ihrem Ehemann Jared verdient.
Serena würde es ihr überlassen.
Viele Änderungen musste sie nicht mehr vornehmen. Trotzdem würde sie es allein nicht schaffen.
Doch sie wusste, wen sie um Hilfe bitten konnte. Ihre Freundinnen und Kolleginnen von „Wedding Belles“.
Bewundernde Ausrufe schallten am Montagabend durch den Schauraum, nachdem Julie das mit schwungvollen Buchstaben geschriebene „Geschlossen“-Schild an die Tür gehängt hatte. Serena hielt den Atem an. Würde das Kleid auch der Braut gefallen?
„Es ist fantastisch.“ Tränen glitzerten in Callies Augen, als sie sich in dem dreiteiligen Spiegel von allen Seiten betrachtete und sich dabei mehrfach um die eigene Achse drehte. „Es gefällt mir noch besser als das erste Kleid.“
Serena erging es genauso. Und das Beste war: Sie hatte ihre Freundin nicht im Stich gelassen.
Begeistert schlug Belle die Hände zusammen. „Du bist die schönste Braut, die ich jemals gesehen habe.“
Callie lachte. „Das sagst du doch zu allen Bräuten.“
„Und bei allen stimmt es.“
Erneut betrachtete sie sich im Spiegel. „Vielen, vielen Dank, Serena.“
„Dank nicht nur mir. In den vergangenen beiden Tagen haben alle an dem Kleid mitgearbeitet.“
„Danke euch allen.“ Callie klang ganz gerührt.
Und dann redeten alle gleichzeitig und fielen einander in die Arme.
Callie schaute Serena an. „Ich bin beinahe froh, dass du ein paar Tage in der Wildnis festgesteckt hast und die anderen Kleider ruiniert sind. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel.“
„Ganz und gar nicht“, versicherte Serena ihr.
„Ich weiß, dass Kane dir dabei geholfen hat. Ich würde mich auch gern bei ihm bedanken.“ Callies Wangen leuchteten rosig, und ihre Augen strahlten. „Ist er noch in der Stadt?“
„Keine Ahnung.“ Ihre Worte versetzten Serena einen Stich ins Herz. „Vermutlich hat er Boston inzwischen verlassen.“
Im Schauraum wurde es totenstill. Sechs Augenpaare richteten sich auf Serena. Aus allen Blicken sprach tiefes Mitgefühl.
„Ich habe beobachtet, wie er dich angesehen hat.“ Belle berührte ihre Schulter. „Er wird wiederkommen.“
Serena wusste, dass er nicht wiederkommen würde. Seit zwei Tagen versuchte sie vergeblich, ihn zu erreichen – auf seinem Handy und bei Charlie.
Kane hatte seine Wahl getroffen – genau wie sie.
Sie konnte nicht so sein, wie er wollte, und er konnte ihr nicht geben, wonach sie sich sehnte. Darauf lief es leider hinaus.
Zwei Tage später meinte Charlie bewundernd: „Sie ist wirklich eine Schönheit, mein Sohn.“ Er begutachtete den Businessjet, den Kane kaufen wollte. „Hast du dir das auch alles gut überlegt?“
„Ich bin Pilot. Mit der Fliegerei verdiene ich meinen Lebensunterhalt. Ich brauche ein Flugzeug.“
„Willst du dieses Leben wirklich weiterführen? Heute hier, morgen dort, und niemand an deiner
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