Bianca Extra Band 2
beschlugen und der Parkplatz sich leerte.
Obwohl ihr Herz wie wild pochte, brachte sie ihre ungestümen Gefühle einigermaßen unter Kontrolle und schob ihn von sich.
Travis küsste sie sanft. „Komm mit zu mir.“
Leidenschaft überflügelte beinahe ihren Verstand. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was in seinem Apartment passieren würde. Sie malte sich aus, wie ein Kleidungsstück nach dem anderen auf dem Fußboden landete, kaum dass die Wohnungstür ins Schloss gefallen war.
Und genau in diesem Moment werde ich vergessen, dass ich drei kleine Jungs zu Hause habe – ganz zu schweigen von meinen Eltern, die mittlerweile erschöpft vom Babysitten sein müssen.
Und doch war sie nahe dran einzuwilligen, denn Travis beugte sich über sie und hauchte zarte Küsse auf ihr Dekolleté.
„Ich kann nicht.“ Nur mit Mühe unterdrückte sie ein enttäuschtes Seufzen, als er den Kopf hob und sich zurücklehnte.
Eine Sekunde lang schien es, als wollte er ihr widersprechen. Dann startete er wortlos den Motor und fuhr vom Parkplatz.
Kaum war Travis auf den Highway eingebogen, lehnte Mary Karen den Kopf zurück und schloss die Augen.
Es war ein seltsamer Abend. Travis zielte ganz bewusst darauf ab, sie davon zu überzeugen, dass er seine Einstellung geändert hatte und inzwischen bereit für eine Familie war. Das Problem bestand darin, dass es ihm im Verlauf des Abends immer schwerer gefallen war, eindeutig festzustellen, wo das Rollenspiel endete und die Realität begann.
Seine Bemerkungen über seine Eltern und die Sehnsucht nach einem Zuhause wunderten ihn noch immer. Allerdings hatte er damit genau die richtigen Register bei Mary Karen gezogen.
Obwohl es ihn freute, dass sein Plan aufzugehen schien, hasste er es, ihr etwas vorzuspielen, denn Vertrauen bildete von jeher die Basis ihrer Beziehung. Er hatte ihr fest versprochen, sie niemals zu belügen.
Sie braucht mich, doch sie behält mich nur dann als Ehemann, wenn ich sie von meinem Gesinnungswandel überzeugen kann. Ich muss also an das große Ganze denken. Ihre Sturheit gehört zu den Dingen, die ich an ihr lieb…, die ich an ihr mag, korrigierte er sich hastig.
Einige Häuserblocks von ihrer Wohnung entfernt schlug Mary Karen die Augen auf, blinzelte ein paarmal und gähnte hinter vorgehaltener Hand. „Wo sind wir?“
„Gleich bei deinem trauten Heim.“
Sie schaute auf die Uhr auf dem Armaturenbrett. „Oh mein Gott! Ich habe meinen Eltern versprochen, vor einer Stunde zu Hause zu sein.“
Er begleitete sie zur Haustür, um Bob und Linda Wahl zu begrüßen. Er kannte sie schließlich sein Leben lang. Als Kinder hatten er und David sich selten im chaotischen Haushalt der Fishers und dafür umso häufiger bei den Wahls aufgehalten, wo man sich auch einmal entspannen konnte.
Mary Karen holte den Schlüssel aus ihrer Abendtasche. Bevor sie ihn ins Schloss stecken konnte, öffnete sich die Haustür.
„Travis!“ Lindas Gesicht strahlte vor Freude. „Wie lieb von dir, dass du Mary Karen bis an die Tür bringst.“
„Das überrascht mich nicht“, warf Bob ein. „Der Junge war schon immer ein Gentleman.“
Die Männer schüttelten sich die Hände.
In diesem Moment fiel Travis ein weiterer Grund ein, warum er gern bei den Wahls verweilte – weil sie ihm das Gefühl gaben, ein vertrauenswürdiger und besonderer Mensch zu sein.
Nur wie werden sie wohl reagieren, wenn sie von der Schwangerschaft erfahren? Sicherlich nicht erfreut. Es sei denn, ich kann Mary Karen über reden, mit mir verheiratet zu bleiben.
„Wie waren die Kinder?“, erkundigte sie sich.
„Brav“, antwortete Linda. Die hübsche ehemalige Lehrerin hatte dunkle lockige Haare wie ihr Sohn und ein freundliches Lächeln. Ihre Kakihose war mit Obstsaft bekleckert und auf ihrer gelben Bluse prangte ein Handabdruck.
Travis konnte nur daraus schließen, dass brav für die Allgemeinheit eine ganz andere Bedeutung hatte als für eine ergebene Großmutter.
„Wir waren lange mit ihnen im Park, damit sie heute Nacht gut schlafen“, warf Bob ein. Graue Strähnen durchzogen sein sandfarbenes Haar, aber sein Gesicht war noch glatt und sein Blick klar. Seine Kleidung schien den Abend unversehrt überstanden zu haben.
Sie hielten ihre Enkelkinder für Gaben Gottes. Für die beiden gehörten Flecken, Risse und Tränen einfach mit dazu.
Travis war überzeugt, dass seine Eltern ebenso empfunden und sich über Mary Karens Schwangerschaft gefreut hätten. Wenn sie am Leben geblieben wären,
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