Bianca Extra Band 2
ging sie weiter. Nach ein paar Schritten gesellte sich eine bekannte Gestalt zu ihr.
Ihr Herz klopfte, und das Blut rauschte in ihren Ohren. Seth.
„Was machst du denn hier?“, fragte sie, ohne langsamer zu werden. „Hast du gedacht, dass noch ein Überraschungsbesuch eine gute Idee ist?“
„Das ist jetzt Tage her, Becca. Du kannst nicht erwarten, dass ich ewig warte.“
Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Du legst es anscheinend darauf an, mich zu erwischen, wenn ich … wenn ich …“ Verdammt! Ihr fiel einfach nicht ein, wie sie das formulieren sollte. Also sagte sie: „Wenn ich wehrlos bin. Immer den Feind angreifen, wenn er es am wenigsten erwartet, was?“
„Ich sehe dich nicht als meinen Feind, Rebecca. Aber das ist natürlich die Strategie, die es einem erlaubt, in den meisten Situationen die Oberhand zu behalten.“ Sein Blick verdunkelte sich. „Wir wissen doch beide, worum es am Samstag ging. Ich möchte nicht noch mehr Zeit damit verschwenden, das noch mal durchzukauen.“
„Einverstanden. Solange du zur Kenntnis nimmst, dass ich deinen Antrag nicht annehme.“
„Es wäre sinnlos, das noch mal zu wiederholen. Schließlich hast du das schon vor drei Tagen ziemlich klar zum Ausdruck gebracht.“
Sie wusste nicht, ob er etwas im Schilde führte oder sie beruhigen wollte. Sie reckte das Kinn und sagte, so entschieden wie möglich: „Ich werde meine Meinung nicht ändern.“
„Verstanden.“ Seth streckte die Hand nach ihr aus. Doch dann wich er zurück. „Du wirkst aufgebracht. Ich habe gehört, dass Stress in der Schwangerschaft zu Schwierigkeiten führen kann. Ich will dich wirklich nicht aufregen.“
„Mir geht es gut, und dem Baby auch.“ Sie schluckte. „Alles in Ordnung.“
Erleichtert entspannte er die gefurchte Stirn. Dann deutete er eine Verbeugung an und bot ihr seinen Arm an. „Sollen wir weitergehen?“
Weil ein Spaziergang mit Seth ihr viel zu verlockend erschien, deutete sie auf die Schule. „Ich gehe nur bis da vorne und dann wieder nach Hause. Warum wartest du nicht auf der Veranda auf mich und lässt mich in Ruhe meinen Spaziergang beenden. Du könntest in der Zwischenzeit nach deinem Ring suchen.“
Er verzog den Mund zu einem schiefen, wunderschönen Lächeln. „Das macht dich ganz verrückt, dass ich den Ring liegengelassen habe, was?“
„Nein. Ich denke nur, dass es … schwachsinnig ist.“
„Der Ring ist wertvoll“, sagte Seth ungerührt. „Jemand könnte den Ring finden … wahrscheinlich für gutes Geld weiterverkaufen. Wer ihn findet, darf ihn behalten, schätze ich.“
„Genau. Darum sollst du auch diesen verdammten Ring finden.“
„Also, mir reicht es völlig zu wissen, dass er sich auf deinem Grundstück befindet“, sagte er und hob die Hand, um sanft an ihrem Haar zu zupfen. „Wenn du mir wirklich deinen Verlobungsring zurückgeben willst, musst du selber danach suchen.“
Bei der Berührung blieb ihr die Luft weg. Ihre Haut kribbelte und prickelte vor Verlangen. „ Dein Ring“, flüsterte sie heiser. „Ich habe den Ring nie angenommen.“
Sie wich hastig zurück, um keine Dummheit zu machen und ihn am Ende zu küssen. Denn genau danach sehnte sich ihr verräterischer Körper. Immer diese dämlichen Hormone. Seth nahm ihre Hand und malte mit dem Daumen unsichtbare Kreise auf ihren Handrücken. Wo er sie berührte, wurde ihr ganz warm. Bis ihre Haut förmlich brannte. Das sollte sie nicht tun – mit Seth Händchen halten und mit ihm einen Abendspaziergang machen.
Sie erreichten den Bürgersteig neben der Schule. Rebecca deutete mit einem Kopfnicken auf die Bänke auf der anderen Seite des Spielplatzes. „Lass uns ein paar Minuten hierbleiben“, sagte sie. „Ich bin ein bisschen müde.“
Seth hielt ihre Hand noch fester. „Aber es geht dir doch gut, oder?“
„Ja, Seth. Es ist nichts. Ich brauche nur ein paar Minuten Ruhe.“
„Wir hätten schon früher umkehren sollen“, knurrte er. Aber er führte sie zu den Bänken hinüber. Dann wartete er, bis sie sich gesetzt hatte, bevor er sich neben ihr niederließ. „Ist es normal, nach ein paar hundert Metern so müde zu sein? Muss ich mir Sorgen machen?“
„Das ist ganz normal, und es besteht kein Grund zur Sorge.“ Sie beschloss, das Risiko einzugehen, ihn zu reizen. „Du bist anscheinend nicht mehr wütend auf mich. Warum?“
„Ich habe mich beruhigt“, sagte er leise, wenn auch angespannt. „Wegen etwas wütend zu bleiben, das man nicht ändern
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