Bianca Hochzeitsband 1 - Ganz in weiss
enttäuschen. Das weiß ich.«
»Ich habe es nicht getan«, sagte Gina.
»Ich weiß«, murmelte Marisa.
»Es war nicht leicht. Alles lag an mir, vor allem, nachdem du gescheitert warst.«
»Ich weiß!«
»Du wirst es schon schaffen. Er braucht doch bloß Italiener, unverheiratet und heterosexuell zu sein«, meinte Nonna. »Dreitausend Leute aus dem ganzen Land kommen zum Fest. Er wird dabei sein.«
»Tu nur nicht das, was du immer tust, wenn du nervös bist«, ermahnte Gina sie.
»Was denn?«
»Du stehst dann mit offenem Mund da und sagst gar nichts mehr.«
Dass sie oft verstummte, wusste Marisa. Es war eine ärgerliche Angewohnheit. »Ich stehe nicht mit offenem Mund da!« Alle drei Frauen nickten. »Wie bitte? Warum habt ihr mir das nicht schon früher gesagt?«
»So war es zum Beispiel, als du dich letzte Woche in der Reinigung mit Nino unterhalten hast. Er hat gesagt, du wärst hübsch, und da bist du zum Zombie geworden.« Gina musste es natürlich auch noch nachmachen.
Marisa sah zum Fenster hinaus. Es war stark bewölkt. »Was ist, wenn es regnet? Was ist, wenn die Fluggesellschaft sein Gepäck verloren hat oder sein Flugzeug Verspätung hat? Was ist…«
»Hör auf, dir Sorgen zu machen«, unterbrach ihre Mutter sie.
»Meinst du, all die Frauen in unserer Familie haben sich wegen Flugverspätungen und Gepäck aufgeregt?«
»Früher gab es noch keine Flugzeuge.«
»Das ist nebensächlich.«
Marisa sah wieder in den Spiegel. »Vielleicht sollte ich mein Haar doch aufstecken.«
»Du wirst deinen zukünftigen Ehemann noch zum Wahnsinn treiben mit deiner Unentschlossenheit.« Ihre Mutter bespritzte sie mit Rosenwasser. »Jetzt geh und finde ihn.«
Marisa ging in die Diele, wo ihr Vater sich gerade fertig machte. Auf dem Fest trug er immer scheußliche bunte Sachen, die glücklicherweise den Rest des Jahres im Schrank blieben.
»Hallo, Papa.« Sie betrachtete das violette Hemd und die goldene Hose.
»Wunderschön.« Er drehte sie herum.
»Hast du schon darüber nachgedacht, ob du mir Giorgios Stelle gibst?«
»Diesen Job willst du doch nicht wirklich, oder? Viele Überstunden und Stress.«
Oh ja! dachte sie, aber sie sagte nur: »Damit werde ich fertig.«
»Du wirst doch nicht deiner Mutter das Herz brechen, indem du eine Karrierefrau wirst, so wie die Tochter von Mrs. Perrini, oder?«
»Nein. Ich will nur eine etwas größere Herausforderung.«
Er musterte sie einen Moment. »Okay, ich werde dir den Job geben…«
»Ja?« Sie wartete auf den Haken.
»Wenn du heute deiner großen Liebe begegnest.« Er küsste sie auf beide Wangen.
Als Marisa noch mal ins Bad ging, hörte sie, wie ihr Bruder in seinem Zimmer seinem Nebengeschäft nachging: Wetten. Seine Worte bewirkten, dass sie stehen blieb. »Zehn zu eins, dass sie keinen findet. Abgemacht?«
Wütend trat sie ins Zimmer. Überall lagen und hingen Sportsachen herum, abgesehen von einer Wand, die für die Wetttafel reserviert war. Oben standen Baseballteams. Danach kam eine Spalte mit »Gina – Junge/Mädchen«. Und in der letzten Spalte stand: »Marisa«.
Carlo notierte etwas, dann drehte er sich um und bemerkte sie. »Okay, verstanden. Und was ist mit dem Kampf am Samstag?«
Marisa wischte die Zahlen in ihrer Spalte weg und rannte in die Diele zurück. »Wusstet ihr, dass Carlo Wetten darüber annimmt, ob ich meine große Liebe finde?«
Gina winkte ab. »Das hat er in den letzten zwei Jahren schon getan.«
»Bei dir auch?«
»Nein, er wusste, dass ich der Tradition folgen würde. Schließlich mache ich alles richtig. Nicht wahr, Mama?«
»Geh da rein.« Ihre Mutter schob Gina ins Wohnzimmer. Dann verabschiedeten sie und Nonna Marisa an der Tür. Sie konnte kaum das Gleichgewicht halten in den Schuhen mit den hohen Absätzen, die Gina ihr aufgedrängt hatte.
Nachdem die Tür zugefallen war, wusste Marisa, wie sich kleine Vögel fühlten, wenn sie aus dem Nest geworfen wurden. Aber Vögel brauchten bloß Futter zu finden und aufzupassen, dass sie nicht selbst gefressen wurden.
Marisa musste ihre wahre Liebe finden.
Barrie MacKenzie stand auf dem Marktplatz von Cortina / Kalifornien, umgeben von Hunderten von lachenden und feiernden Menschen, die einander umarmten und Wein tranken.
War das nicht ein fürchterliches Pech?
Erst hatte sein Flug Verspätung gehabt, dann war sein Gepäck verloren gegangen. Er hatte zuhören müssen, wie die armen verheirateten Männer ihre Familien anriefen. Und jetzt sah es so aus, als würde es
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