Bianca Hochzeitsband 1 - Ganz in weiss
Frauen unserer Familie folgen und beim Fest deinen Ehemann kennen lernen. Wein, der Vollmond und Amore. So romantisch.«
Es hatte vor vielen Generationen in Cortina in Italien angefangen, als ein Mädchen beim ursprünglichen Wein- und Liebesfest ihre wahre Liebe gefunden hatte. Dann war es so weitergegangen, dass jede Frau in der Familie mit Zwanzig bei diesem Fest ihre wahre Liebe fand. So war es auch noch gewesen, als die Familie in das südkalifornische Cortina zog, das von Einwanderern aus dem alten Cortina gegründet worden war. Diese Tradition war ebenso sehr Teil ihres Lebens wie Weihnachten für den Rest der Welt. Und als Marisa zwanzig gewesen war, hatte sie ebenfalls an dieser bedeutsamen Zeremonie teilgenommen und war gescheitert. Vielleicht hatte sie sich nicht gründlich genug umgesehen. Immerhin hatte sie andere Dinge im Kopf gehabt, obwohl sie das nie zugegeben hätte. Damals hatte sie heimlich Kurse am College besucht. Später hatte sie sich mehr bemüht, aber noch beim fünften Mal hatte sie kein Glück gehabt. Und es half ihr auch nicht gerade, dass die perfekte kleine Gina schon beim ersten Mal ihrer großen Liebe begegnet und inzwischen schwanger war. In der Küche stand bereits ein Babystühlchen, und im Wohnzimmer waren genügend Spielsachen aufgetürmt, um das Kind bis zur High School zu versorgen.
Auf dem Tisch lag der neueste Bericht der Familie Cerini aus Italien… mit den Hochzeits-, Geburts- und Verlobungsanzeigen der Frauen, die dort drüben beim letzten Mal ihre wahre Liebe gefunden hatten. Dieses Schriftstück würde an einem Ehrenplatz hängen, bis das nächste eintraf. Einen ähnlichen Bericht schickten die amerikanischen Cerinis jedes Jahr nach Italien. Marisas Name war seit ihrer Geburt nicht mehr unter »Gute Neuigkeiten« aufgetaucht.
Nonna sorgte für die letzten Feinheiten an Marisas Spitzenkragen. »Salvatore und ich sagen immer, dass die jungen Leute sich nicht mehr um Traditionen scheren. Sie gehen nicht zur Kirche und heiraten Leute aus anderen Kulturen. Erinnert ihr euch an die Schande, als die Tochter der Pontinis einen Iren geheiratet hat?«
Jetzt kommt es, dachte Marisa, als Ginas Gesicht einen engelhaften Ausdruck annahm. »Aber ich habe es gut gemacht, nicht wahr, Nonna? Ein netter italienischer Ehemann, und ein Baby ist unterwegs.«
Nonna berührte Ginas Bauch. »Wir sind so stolz auf dich.« Marisas Kehle war wie zugeschnürt. Nun, da sie ihr Examen hatte, war sie bereit für einen Ehemann. Allerdings wünschte sie sich zusätzlich eine Karriere, was ihre Familie nur nicht bemerken durfte.
Als ihr Cousin Giorgio verkündet hatte, er würde sich aus der Keksfabrik der Familie zurückziehen, hatte Marisa ihren Vater gebeten, sie als Nachfolgerin in Erwägung zu ziehen. Es füllte sie nicht aus, nur die Sekretärin ihres Vaters zu sein. Er hatte ihr die Wange getätschelt und gesagt, er würde darüber nachdenken.
Nonna küsste Marisa jetzt auf die Nase. »Und auf dich werden wir auch noch stolz sein. Sorg bloß dafür, dass er nicht zu groß ist.« Sie wackelte mit einem Finger. »Das ist nicht gut.«
Marisa war verblüfft. »Was?«
»So hat sie es nicht gemeint«, erklärte Marisas Mutter.
Na, hoffentlich nicht. Eine Diskussion über Anatomie mit ihrer Großmutter war ungefähr genauso seltsam wie die Tatsache, dass diese immer noch regelmäßig mit ihrem Mann sprach, der bereits seit fünf Jahren tot war.
Marisa griff nach ihrem schulterlangen dunklen Haar. »Soll ich es aufgesteckt oder offen tragen?«
Alle drei Frauen antworteten gleichzeitig.
»Aufgesteckt.«
»Offen.«
»Aufgesteckt.«
Sie musterte sich im Spiegel. »Eindeutig offen.« Sie legte den Kopf schief. »Vielleicht.«
Ihre Mutter blickte ihr ins Gesicht. »Du zupfst dir die Augenbrauen? Das tun Cerini-Frauen nicht.«
Alle anderen aber schon, hätte sie am liebsten gerufen. »Nur ein paar aus der Reihe Tanzende.«
»Deine Augenbrauen sind schön, so wie sie sind. Du hast eine natürliche Schönheit, genau wie deine Großmutter.« Nonna hatte eine Haut, um die sie viele Frauen beneideten, die wesentlich jünger waren.
Marisa seufzte und drehte sich in ihrem Spitzenkleid. Wenn sie nur etwas weniger Rüschiges hätte tragen können. Und warum musste die Tradition ein weißes Kleid verlangen? Darin sahen ihre Hüften so breit aus. »Was ist, wenn ich ihm dieses Jahr auch nicht begegne?«
Nonna presste die Finger an die Lippen. »Es ist Schicksal! Meine Enkelin wird die Familie nicht
Weitere Kostenlose Bücher