Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
Er habe einen Sohn gezeugt, rief er am Morgen, das wisse und fühle er. Mit Isabella war angenehm zu plaudern und das hielt einige Tage vor.
Einen Monat später war in Mainz ein Reichstag angesetzt, auf dem der Kaiser weitreichende Gesetze verkünden wollte, die durchaus geeignet seien, wie er sagte, wenn nicht einen ewigen, so doch einen lange währenden Frieden zu bewirken. Eine wichtige Voraussetzung war die Aussöhnung mit den Welfen und die Heirat war der erste Schritt dazu. Die Welfen taten einen weiteren Schritt, als Otto von Lüneburg, Neffe des von Friedrich gestürzten Kaisers Otto IV., seine eigenen Güter an den Kaiser übergab und dazu den Treueid schwor. Daraufhin belehnte Friedrich den Welfen mit dem nun reichseigenen Lüneburg und gab als Anerkennung für den Friedenswillen noch Braunschweig dazu.
Wie er es von Bianca gewohnt war, versuchte Friedrich seine junge Gemahlin für seine weitreichenden Pläne zu begeistern, doch es war, als wolle er ein Sieb mit Wasser füllen. Er nannte das |261| „Mainzer Landfriedensgesetz“ einen Meilenstein in der Rechtsgeschichte, das zudem erstmals in deutscher Sprache abgefasst sei. Die Gefangennahme und Verurteilung seines Sohnes Heinrich, die vor sechs Wochen erfolgt waren, fand in einer besonderen Rechtsklausel ihren Niederschlag:
„Wenn ein Sohn den Vater aus seinen Burgen und Gütern vertreibt, dort brandschatzt und raubt oder sich gegen den Vater mit dessen Feinden verbündet, so soll er allen eigenen Besitz verlieren, wie auch sein Erbe von Vater und Mutter auf ewige Zeiten verwirkt ist.“
Dass dies alles in deutscher Sprache verkündet wurde, mochte Isabella nicht gefallen.
„Aber wer wird das verstehen? Seit eh und je sind doch Dinge von Belang in lateinischer Sprache abgefasst worden und so für jeden Gebildeten verständlich.“
Friedrich schüttelte den Kopf.
„Das Volk besteht aber nicht nur aus Gebildeten! Wenn etwa ein Priester in seiner Kirche – falls die Umstände es erfordern – einen Gesetzestext verliest, dann würde ein Übersetzer danebenstehen, um es den Leuten einzudeutschen. Nein, der Text muss aus der Schrift unmittelbar ins Ohr und damit das Verständnis erreichen.“
Isabella nickte nur höflich und fand dann schnell ein anderes Thema.
Später kam Friedrich auf den als sogenanntes „Gottesurteil“ ausgetragenen Zweikampf zu sprechen, der von nun an verboten war. Doch Isabella wandte ein:
„Was gibt es denn Schöneres und auch Vernünftigeres, als Gott zum höchsten Richter zu bestimmen? Er allein kennt die Wahrheit und wird den Schuldigen unterliegen lassen.“
Da wünschte Friedrich sich Bianca herbei, die ihm nicht nur Recht gegeben, sondern auch durch Vernunft und Scharfsinn geprägte Anmerkungen dazu gemacht hätte. So konnte er Isabellas Einwand nur mit Spott begegnen.
„Ich fürchte nur, dass ein durch Kraft und Erfahrung überlegener Schuldiger den anderen, den Unschuldigen, binnen kurzem abschlachten wird wie ein Stück Vieh, und Gott rührt dazu keinen Finger. Da dies ohne Zweifel oft geschehen ist, habe ich den Zweikampf als Rechtsmittel verboten.“
Isabellas schönes Gesicht strahlte ihn an.
|262| „Ihr als Kaiser habt gewiss die höhere Einsicht … Da nun die Gesetze verkündet sind und die Arbeit damit getan ist, wünsche ich mir für Euch eine erholsame Ruhepause. Auch Gott hat sich nach sechs schöpferischen Tagen den siebten zur Ruhe verordnet. So steht es in der Heiligen Schrift …“
„Ich weiß, was in der Bibel steht, aber ich bin kein Gott.“
Das klang ein wenig unwillig und als Friedrich sah, dass Isabella eine weinerliche Miene aufsetzte, fügte er hinzu: „Eure Fürsorge freut mich natürlich und sie kommt meinen Wünschen entgegen.“
Im Herbst zog der Hof von Worms zur Reichspfalz Hagenau im Elsass. Schon bei seiner ersten Reise durch das deutsche Königreich hatte ihn diese Landschaft beeindruckt, auch wegen der guten Jagdmöglichkeiten in den ausgedehnten Wäldern.
Nach mehreren Versuchen, mit Isabella Tiefschürfendes zu erörtern, gab Friedrich seine Bemühungen auf. Verglichen mit Bianca war diese Gemahlin nichts weiter als ein bildschönes Weibchen, dem Beischlaf wie auch anderen Vergnügungen durchaus zugetan – ein schönes Spielzeug, das man, war man seiner überdrüssig, auch wegsperren konnte. Zur rechten Zeit würde er davon Gebrauch machen …
Nach wie vor stak Friedrich die ungelöste Lombardenfrage wie ein schwärender Dorn im Fleisch und er setzte
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