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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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die Messe und begleitete manchmal in einer offenen Sänfte ihre Diener zum Markt. Sie spürte das allgemeine Wohlwollen und bald wurde bekannt, dass sie der Kirche San Matteo eine neue, größere Glocke gestiftet hatte. Die alte, durch einen Haarsprung etwas misstönende ließ sie einschmelzen und den Erlös übergab sie der Armenpflege. Freilich brachte dieses offene Leben auch Nachteile. Immer wieder erreichten sie Audienzgesuche, die sie fast stets mit dem Hinweis ablehnte, man solle sich an den Kaiser wenden, der in den nächsten Monaten die Stadt besuchen werde. Als das Domkapitel einen Vertreter sandte, musste sie den Geistlichen freilich empfangen. Der noch junge, sehr redegewandte Mann machte es kurz.
    „Ich bin kein Bittsteller im üblichen Sinn und fordere von Euch persönlich nichts. Doch im Namen des Domkapitels möchte ich Euch bitten, den Kaiser auf unseren Campanile aufmerksam zu machen. Wie Ihr wisst, wurde sein Bau vor etwa sechzig Jahren nach Vollendung des dritten Geschosses eingestellt, weil der Turm in die Erde einsank und sich zu neigen begann. Seit Jahrzehnten wird |259| herumdisputiert, wann und wie man den Bau vollenden könne, doch bislang ist nichts geschehen. So würden wir Euch bitten, den Kaiser auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. Vielleicht spricht Seine Majestät ein Machtwort?“
    Bianca lächelte verbindlich.
    „Beträfe es nicht meine Heimatstadt, so müsste ich Euch mit Unverbindlichem abspeisen. Aber so kann ich Euch zusagen, dass ich es versuchen werde.“
    Am Tag nach Sankt Martin, dem zwölften November, gebar Donna Bianca ihre zweite Tochter, nach kurzen, aber sehr heftigen Wehen. Das Mädchen drängte so ungestüm ans Licht, dass Bianca sie Violante, die Ungestüme, nannte.

2
    Freunde und Vertraute des Kaisers, der Hof, ja das ganze Volk fragten sich im Stillen, wie Friedrich es fertigbrachte, seinen erstgeborenen Sohn gleichsam in den Abgrund zu stoßen und den Geächteten in einen finsteren Kerker zu werfen, gleichzeitig aber zügig und mit Lust seine Hochzeitsvorbereitungen voranzutreiben.
    Dies ist wohl nur damit zu erklären, dass Friedrich nach eigenem Bekunden auf zwei getrennten Daseinsbahnen lebte. Kaum ein Gefühl hatte ihn mit seinen beiden verstorbenen Gemahlinnen verbunden. Das übertrug sich wohl auch auf die Früchte dieser Verbindungen, sodass Heinrich, einer rein politischen Ehe entsprossen, nur als politischer Faktor angesehen und ausgeschaltet wurde, als er nicht mehr tragbar war.
    Der nächste politische Akt war nun die Ehe mit der englischen Prinzessin. Schon ihr überaus prächtiger Einzug in Köln hatte gezeigt, dass hier nicht irgendeine europäische Prinzessin – die gab es im Dutzend – auftrat, sondern die Schwester des reichen und angesehenen Königs von England. Dem schlauen und gewandten Petrus de Vinea war es gelungen, bei den Verhandlungen 30.000 Silbermark als Mitgift herauszuschlagen, während Friedrich seiner Braut Burgen, Städte und Ländereien im Königreich Sizilien übertrug. Von der hohen Mitgift abgesehen, gab es noch König Henrys persönliche Geschenke an seine Schwester, vor allem kostbaren Schmuck und Tafelgeschirr aus Gold und Silber.
    |260| Für die Kölner war das ein festlicher Tag. Tausende von Bürgern zogen der Prinzessin in ihren besten Kleidern entgegen, schwangen Palmzweige und streuten Blumen auf ihren Weg. Auf einem von Pferden gezogenen Schiff – die Räder waren verdeckt – saß eine geistliche Kapelle und spielte ausnahmsweise weltliche Tanzlieder, die alle entzückten. Ganz Köln war auf den Beinen und wer das Glück hatte, vom Söller oder vom Fenster des eigenen Hauses die Prinzessin zu sehen, musste nicht im furchtbaren Gedränge Leib und Leben dransetzen.
    Den Rufen und auffordernden Gesten konnte Isabella entnehmen, dass man ihr Gesicht sehen wollte, und so nahm sie Hut und Schleier ab, was vor allem bei den jungen Männern für lauten Beifall sorgte. Ihr Aufenthalt in Köln bestand aus einer Reihe von Festen und anderen Veranstaltungen, doch Anfang Juli rief sie der Kaiser nach Worms, denn für den Fünfzehnten des Monats, einen Sonntag, war die Vermählung angesetzt.
    Die Brautleute fanden offensichtlich aneinander Gefallen. Erfreut, aber nüchtern wie stets dachte Friedrich, diesmal sei das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden. Auf Anraten des Hofastrologen vollzog der Kaiser die Ehe einen Tag später mit Hingabe und Leidenschaft, die Isabella, so gut sie es verstand, zu erwidern versuchte.

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