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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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halblaut zu rufen:
    „Wir fühlen mit Euch, Domine. Sollen wir die Jagd abbrechen?“
    „So, ihr fühlt also mit mir? Wer ist so anmaßend, meine Empfindungen zu kennen? Gut, ich will euch sagen, was ich nicht fühle, nämlich Bedauern. Die Jagd werden wir natürlich nicht abbrechen, wir setzen sie fort, als sei nichts geschehen.“
    Zurück in Foggia rieten ihm seine Vertrauten, der Welt zumindest sein Bedauern über den Verlust des Sohnes anzuzeigen. Als auch Bianca sich diesem Rat anschloss, ließ der Kaiser den sizilischen Bischöfen ein Schreiben zukommen, das von den Kanzeln verlesen wurde.
    „Das Leid des liebenden Vaters hat die strenge Stimme des Richters verstummen lassen. Tief müssen Wir das Geschick Unseres erstgeborenen Sohnes Heinrich betrauern, und die Natur trieb eine Flut von Tränen aus Unserem Innersten, die bisher der Schmerz über die Kränkung und die Starre der Gerechtigkeit zurückgehalten hatten. Vielleicht werden sich harte Väter wundern, dass der von öffentlichen Feinden unbesiegte Caesar von hässlichem Schmerze hat besiegt werden können. Aber eines jeden Fürsten Sinn, sei er noch so starr, ist dem Gebote der allmächtigen Natur unterworfen; sie, die ihre Macht über jeden ausübt, anerkennt weder Könige noch Kaiser. Wir gestehen es, dass Wir durch des lebenden Königs Übermut nicht gebeugt werden konnten, durch den Sturz dieses Unseres Sohnes aber gerührt sind. Wir sind jedoch weder der erste |378| noch der letzte Vater, der durch die Übergriffe eines Sohnes Schaden erlitt und nichtsdestoweniger an seinem Grabe weint.
    So wollen und können Wir beim Hingang Unseres teuren Sohnes nicht unterlassen, was des Vaters Pflicht ist.
    Wir befehlen daher durch dieses Schreiben, allen Geistlichen und Unseren übrigen Getreuen aufzuerlegen, dass sie seine Totenfeier in aller Ehrfurcht feierlich begehen und seine Seele mit Messgesängen und den anderen Sakramenten der Kirche der göttlichen Barmherzigkeit empfehlen sowie durch offenbare Zeichen beweisen, dass sie, ebenso wie sie bei den Festlichkeiten Unserer Freuden heiter und froh sind, auch in Unseren Schmerzen getreulich mit Uns fühlen.“
    Heinrich wurde im Dom von Cosenza feierlich beigesetzt, auf Befehl des Kaisers mit einem Königsmantel bekleidet.

11
    Etwas hielt Friedrich davon ab, Bianca über den Text seiner Trauerbotschaft noch vor ihrer Bekanntgabe zu informieren. Fürchtete er ihre Kritik oder ihre Einflussnahme? Wie dem auch sei, sie hörte erst davon, als sie in der Kathedrale von Foggia zu Ostern verlesen wurde. Beim anschließenden feierlichen Ostermahl im Kreise seiner Freunde kam der Kaiser darauf zu sprechen.
    „Ich glaube, meine Botschaft blieb nicht ohne Wirkung. Während der Lesung war kein Laut zu hören, danach aber ging es wie ein Seufzen durch die Kirche …“
    Friedrich blickte Petrus de Vinea an.
    „Habt Ihr es auch vernommen, mein Freund?“
    Das bärtige Gesicht des Großjustitiars blieb unbewegt.
    „Es war nicht zu überhören.“
    Andere nickten bestätigend und es kamen Zurufe wie „Ein erschütterndes Bekenntnis Eurer Majestät!“ oder „Das zeigt dem Volk Euer gutes Herz!“
    Bianca schwieg, obwohl Friedrich sie mehrmals auffordernd anblickte. Wie meist am Abend kam er zu einem Gespräch in ihre Räume.
    „Du warst so schweigsam bei Tisch.“
    |379| „Was hätte ich sagen sollen?“
    „Einfach deine Meinung äußern. Beifall, Kritik …“
    „Kritik verbietet sich im Kreis deiner Freunde und zu Beifall gab es keinen Anlass.“
    Seine Miene wurde abweisend. „Keinen Anlass, warum?“
    „Weil deine Trauerbotschaft nicht deine wahren Gefühle zeigt, weil Heinrich auch nach seinem Tod für dich ein Verräter bleibt.“
    „Ah, so genau kennst du mich! Darf ein Kaiser keine Einsicht zeigen, können sich Gefühle durch Ereignisse nicht ändern? So mancher Todfeind hat seinem Gegner verziehen, bewegt durch einen Schicksalsschlag, der ihn oder den anderen traf. Warum soll ich da eine Ausnahme machen?“
    „Weil du im Licht der Weltöffentlichkeit stehst und darauf bedacht sein musst, nicht allzu hartherzig zu erscheinen.“
    Friedrichs Gesicht verriet Staunen und Verblüffung.
    „Was hätte ich deiner Ansicht nach tun sollen?“
    „Du hättest ehrlicher sein müssen. Wenn du sagst, dass der Übermut des lebenden Königs dich nicht gebeugt, dich sein Sturz aber gerührt habe, so muss jeder kritische Mensch sich fragen, warum Heinrich erst sterben musste, ehe sein Sturz dich gerührt hat. Du

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