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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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möchte mich für die Gnade bedanken, dass Ihr mich, ein unbedeutendes Mädchen, so freundlich empfangen habt.“
    Der Kaiser war auf eine Weise angerührt, wie er sie – so erkannte er später – nur bei der ersten Begegnung mit Adelheid empfunden hatte. Hinter dem noch kindlichen Äußeren entdeckten seine geübten Augen die Frau. Das liebliche Oval ihres Gesichts, die großen bernsteinfarbenen Augen, die hohe Stirn, der leicht geöffnete, schön geschwungene Mund – ja, das gab es bei anderen auch, aber dahinter war etwas, das ihm tief in die Seele drang, als hätte das Mädchen ihn verzaubert. Fast gegen seinen Willen sagte er schnell:
    „Ich hoffe, das ist nicht unsere letzte Begegnung, Gräfin Bianca.“
    Gerade noch konnte er den anzüglichen Satz etwas mildern, indem er sie mit ihrem Rang ansprach. Bianca nickte.
    „Das hoffe ich auch, Majestät.“
    Als Bianca hinausging und der Diener den Hocker wegtrug, sah der Kaiser den dunkel glänzenden Blutfleck auf dem polierten Holz. Hatte der Diener es auch bemerkt – oder gar Graf Lancia? Der Diener vielleicht, aber der blieb stumm, während Galvano aus Höflichkeit immer den Kaiser im Auge behielt. Nun ja, dachte Friedrich, das Mädchen war aufgeregt und hat ihre Tage früher bekommen, unerwartet und plötzlich.
    Sie gingen ins Besprechungszimmer und als sie Platz genommen hatten, fragte der Kaiser:
    „Habt Ihr für Eure Schwester schon einen Ehemann ins Auge gefasst?“
    „Nein, Majestät, Bianca ist ja noch ein Kind.“
    Diesen Eindruck hatte ich nicht, dachte der Kaiser und dann begannen sie die politische Lage zu erörtern.
     
    Berta konnte nur schlecht ihre Neugierde verbergen. Für Bianca aber ging es zunächst um etwas anderes.
    |89| „Ich blute“, sagte sie leise und ihre frühere Amme wusste sofort, was gemeint war.
    „Allen Heiligen sei Dank!“ Sie rief es mit nach oben gerichteten Augen und es klang fast wie ein Jubel.
    „Er hat es ausgelöst, für ihn habe ich es aufgehoben …“, murmelte Bianca kaum hörbar.
    „Aufgehoben? Was meinst du damit?“
    Einige Dinge aber gab es, die konnte sie nicht mit Berta, auch mit sonst niemandem besprechen.
    „Ist nicht so wichtig …“
    Berta scheuchte eine mürrische
conversa
ins Waschhaus und als der Zuber endlich kam, prüfte sie die Wärme und Bianca musste sich nackt hineinsetzen.
    „Mach dich unten sauber“, sagte sie und kramte unterdessen frische Wäsche aus einem geschnürten Sack. Dabei redete sie unentwegt.
    „Viel ist da nicht zu machen, weißt du. Später spürst du genau, wann es kommt und dann müssen halt die Binden zur Hand sein. Jedenfalls beginnt für dich ein neuer Lebensabschnitt, bist jetzt kein Kind mehr.“ Sie lachte leise.
    „Für mich schon, für mich bist du immer mein Küken, mein Kleines. Dein Bruder muss es natürlich wissen …“
    Ärgerlich unterbrach Bianca sie.
    „Was geht das Galvano an? Mich betrifft es, und nur mich!“
    „Da hast du freilich Recht, aber Kinder in einer Adelsfamilie bedeuten zunächst nicht viel – wichtig ist, dass man sie hat. Werden aber aus den Buben Männer und aus den Mädchen Frauen, dann gewinnen sie an Bedeutung und gleich erwartet man, das beide für die eigene Familie etwas tun. Die Männer müssen handeln, kämpfen, die Familie führen und die Frauen sollen Männer heiraten, die zur Familie passen, die igendwelche Vorteile bringen. So ist es halt, mein Täubchen, und so ist es immer gewesen. Glaube nur ja nicht, dass ich dich los sein will, denn jeder Tag, den ich dich habe, ist für mich wie ein Geschenk. Aber ich muss mich darauf gefasst machen, dass du eines – eines Tages …“ Sie brach in Tränen aus und redete schluchzend und stockend weiter: „… eines schlimmen Tages fortgehst – für immer. Vielleicht sogar in eine andere Stadt …“
    „Nein, das werde ich nicht! Und wenn, dann gehst du einfach mit.“ |90| Den Kaiser aber hielt es nicht mehr in Cremona, einer Stadt, die für ihn zum Symbol des politischen Scheiterns geworden war. Freilich ließ er das hier niemand spüren, sondern versicherte den Honoratioren, dass er ihnen die Bereitschaft, ihn und sein Gefolge aufzunehmen, hoch anrechne, und er lobte ausdrücklich die unwandelbare Treue der Stadt Cremona. Das Osterfest stand vor der Tür und auf diese Zeit wäre der Reichstag angesetzt gewesen.
    Friedrich konnte und wollte nicht an einem Ort bleiben, der ihn an sein Versagen erinnerte. So wenigstens empfand er es damals, aber bei der Ostermesse in

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