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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Liebchen gehabt und Amina musste bei ihrem Gatten auch nicht darben.
    Den zweiten Verstoß beging Giordano, als er nach Sonnenuntergang in die Stadt schlich, denn das war für Angehörige des Kreuzfahrerheeres verboten. Aus gutem Grund, denn so mancher war danach spurlos verschwunden oder lag mit durchschnittener Kehle auf dem Schindanger. Bei den oberen Rängen drückte man natürlich ein Auge zu und ließ unter der Hand verbreiten, dass es besser sei, zu zweien die nächtliche Stadt zu betreten. Giordano hielt sich nicht daran, doch seine ständigen Waffenübungen bei der Bürgermiliz hatten aus ihm einen äußerst gewandten Kämpfer gemacht, der keinen Gegner fürchten musste.
    |151| Jeder weiß, dass die Bäcker nicht wie andere Handwerker von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang arbeiten, sondern – um frühmorgens den Markt mit frischem Brot zu beliefern – bereits in der neunten oder zehnten Nachtstunde ihre Arbeit mit dem Teigrühren beginnen. So war es in Bäckerhaushalten die Regel, dass nach Sonnenuntergang alle in ihren Betten lagen. Brannte in Aminas Haus noch Licht, dann hatte Giordano zu warten, bis das Gebäude in völliger Dunkelheit versank. Die Tür zur Backstube stand dann offen und Amina hatte in einem Winkel aus einem Stapel leerer Mehlsäcke ein Liebeslager bereitet.
    Ach, diese Nächte! Amina war eine reife, erfahrene Frau um die dreißig und Giordano ein junger Mann mit nahezu unbeschränkter Lendenkraft, sodass die Liebesfeste sich drei bis vier Mal wiederholten. Giordano musste achtgeben, denn seine Geliebte pflegte auf dem Höhepunkt der Lust eine Art von Winseln oder Stöhnen von sich zu geben, das wohl auch draußen zu hören war. So hielt er ihr den Mund zu, aber auch das gelang nicht immer, wenn im eigenen Sinnenrausch die Welt um ihn versank.
    Nun gab es auch Nachbarinnen mit stets offenen Augen und Ohren, die streng auf die Tugend der anderen Frauen achteten, und bei der verwitweten Amina zeigten sie hierin einen besonderen Eifer. Was der einen nicht auffiel, konnte die andere berichten und so wurde dem Mullah des Viertels zugetragen, dass nach Sonnenuntergang in Aminas Haus etwas Ungehöriges vorgehe. Nun verlangt der Koran bei solchen Anschuldigungen vier Zeugen und diese fanden sich schließlich.
    Amina leugnete nicht sehr geschickt und so verurteilte sie der Mullah zu den ebenfalls vom Koran vorgeschriebenen hundert Peitschenhieben. Diese sollten am nächsten Tag im Vorhof einer kleinen Moschee verabreicht werden, wobei Amina, um die Wirkung zu erhöhen, nur ein ganz dünnes Gewand tragen durfte. Sie konnte gerade noch ihrem Sohn zuflüstern, er möge im Zeltlager der Christen nach Giordano fragen und ihm die Lage schildern. Als der Capitano von der Not seiner Geliebten hörte, zögerte er keinen Augenblick und ritt, von dem Jungen und zwei Bewaffneten begleitet, zum Markt. Dort spielte er den Empörten, weil Aminas Stand nicht aufgebaut war, und so erfuhr er recht schnell, wo der Mullah wohnte.
    Nun beging Giordano seinen dritten und schwersten Fehler. Seine Begleiter donnerten mit ihren Schwertknäufen an die Haustür |152| des Mullahs und als dieser heraustrat, drängte ihn Giordano zurück und warf ihn mit einem Stoß zu Boden. Einer der Bewaffneten, ein getaufter Sarazene, beherrschte die Landessprache und musste übersetzen. Giordano hätte den Mullah am liebsten beim Bart gepackt, in die Moschee gezerrt und ihm dort Aminas hundert Hiebe aufgezählt, doch er beherrschte sich, was ihn viel Mühe kostete.
    „Heute fand ich die mir so vertraute Brothändlerin Amina nicht auf dem Markt und musste stattdessen erfahren, dass du sie zu einer harten Prügelstrafe verurteilt hast. Warum?“
    Der Mullah strich seinen Bart und erklärte mit Würde:
    „Vier Zeuginnen haben sie der Unzucht überführt und dafür verhängt Allah hundert Stock- oder Peitschenhiebe als Sühne.“
    „Und das hat Allah dir ins Ohr geflüstert?“
    „Nein, das nicht, doch sie waren Ohrenzeugen.“
    Giordano lachte spöttisch.
    „Ohrenzeugen? Wir haben einen in der Gruppe, der kann bellen wie ein Hund. Hätte er das jetzt nebenan getan, so würdest du hundert Eide schwören, du habest einen Hund bellen gehört. So viel ist also ein Ohrenzeuge wert. Ich sage dir nun Folgendes: Wir haben Männer in Aminas Haus geschickt, Stunden ehe die Arbeit dort begann, und diese mussten prüfen, ob die Zutaten zum Backwerk den christlichen Geboten entsprachen. Auch ich war mehrmals dort. Was die Zeuginnen gehört haben, war

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