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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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kam wieder, errötete leicht und nahm ihm das weiße Tuch aus der hingestreckten Hand. Etwas in ihm ließ ihn mit vor Verlegenheit leiser Stimme sagen:
    „Donna Anna, eine, ja, eine Bitte: Ihr müsst Euch vorsehen! Gebt acht, dass … dass dieser Lancia Euch nicht … nicht missbraucht. Kommt eine andere, wird er Euch beiseiteschieben wie … wie etwas Lästiges …“
    „Was redet Ihr da, Don Urso? Das zwischen mir und Don Giordano geht Euch nichts an! Kümmert Euch um Eure eigenen Angelegenheiten und lasst uns in Frieden!“
    Sie war so aufgebracht, dass sie bei ihrem nächsten Treffen mit Giordano davon sprach. Der zeigte sich erstaunt.
    „Wenn ich es recht verstehe, so hat dieser Urso dich vor mir gewarnt?“
    „Ja, ich solle mich vorsehen, dass du mich nicht – wie hat er gleich gesagt? – entehrst, nein, missbrauchst, sagte er, und dich dann von mir abwendest. Vielleicht nicht genauso, aber sinngemäß, glaube ich, wollte er das ausdrücken.“
    Jäh wallte der Zorn in Giordano auf. Anstatt zu sagen, er werde sie immer lieben und niemals missbrauchen, rief er empört:
    „Was nimmt dieser Kerl sich heraus? Mischt sich frech in unsere Angelegenheiten! Das passt zu einem … zu einem Liebesversager, der nicht imstande ist, eine Frau aufzutun. Das ist der Neid, und der treibt ihn zu solch hasserfüllten Bemerkungen. Aber den werde ich mir vorknöpfen!“
    Anna fasste ihn am Arm.
    „Nein, Giordano, tu das nicht! Ihr seid ranggleich und du musst versuchen, es friedlich beizulegen. Vermutlich hast du Recht: Sein eigenes Versagen bei Frauen erzeugt eine Wut auf andere, die es besser machen.“
    Giordanos Zorn war abgekühlt und nun musste er sogar lachen. Zwar fand ihr Gespräch im „Garten Eden“ statt, doch er blickte sich |167| vorsichtig um, ehe er Anna fest umarmte und seinen Unterkörper an den ihren presste.
    „Mache ich es denn besser?“
    „Da fehlt mir der Vergleich, du bist mein erster Mann.“
    „Das ist dein Glück! Ich würde dich ungern mit anderen teilen.“
    War das ernst gemeint? Sie schaute ihn fragend an.
    „Teilen? Was meinst du damit? Jetzt bist du mein Geliebter und hätte ich einen vor dir gehabt, so wäre das vorbei.“
    Er blähte sich wie ein Gockel, ehe er kräht.
    „Als Mann hat man nicht gerne einen Vorgänger, vielleicht verstehst du das nicht.“
    „Und wie ist das bei dir – bei euch? Wie viele Frauen hast du vor mir beglückt? Zwei, zehn, zwanzig?“
    Er blieb gelassen.
    „Wer fragt schon danach? Schau dir nur unseren Kaiser an. Glaubst du, der würde auf solche Fragen antworten, wenn meine Schwester sie stellt?“
    „Bei Donna Bianca ist es anders …“
    Anna verzichtete auf weitere Erklärungen und so sanken sie hinter den Hecken ins Gras.
    Wenn Anna gemeint hatte, bei Bianca sei es anders, dann wollte sie eine Erkenntnis andeuten, zu der sie im Laufe ihres Zusammenseins gelangt war. Obwohl Bianca niemals über ihre Verbindung zum Kaiser sprach, so fiel dann und wann ein Wort, das Anna so nach und nach auf die richtige Spur brachte. Es stellte sich ihr so dar, dass Bianca ein dunkles Gelübde oder einen Vorsatz gefasst hatte, sich für Friedrich aufzusparen. Einmal hatte sie zu Anna gesagt:
    „Ich war kaum vierzehn geworden, da kam mein lieber Bruder Galvano schon mit Hochzeitsplänen. Leider konnte ich sie ihm nicht ausreden und so musste er begreifen, dass ich in gar keinem Fall dafür zu haben war. Die ganze Wahrheit konnte und durfte ich ihm nicht sagen, aber ich deutete an, dass es auch noch einen himmlischen Bräutigam gebe. Aber jetzt Schluss damit! Zum Glück hat es sich so gefügt, dass ich Gott nur danken kann.“
    Anna folgerte daraus, dass Bianca von Anfang an einen gewissen Entschluss gefasst und alles erreicht hatte, was sie wollte. Das lässt sich dann, so dachte Anna, in einem einzigen Satz fassen: Bianca wollte den Kaiser zum Geliebten und wäre bei einem Misserfolg |168| ins Kloster gegangen. An diese Version glaubte sie, doch das ging keinen etwas an, auch nicht Giordano. Deshalb sagte sie, bei Bianca sei es anders und damit musste er sich abfinden.
    Doch eines mochte er nicht hinnehmen, nämlich Ursos dummfreche Bemerkung, und er sprach ihn bei der nächsten Gelegenheit darauf an. Beide standen sie am Brunnentrog und wuschen sich Gesicht und Oberkörper. Ihr Dienst war mit dem Tag zu Ende gegangen, doch ihre Pläne für den Abend unterschieden sich. Giordano war von Bianca zum Nachtmahl geladen und freute sich, dabei Anna wiederzusehen. Urso

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