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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Sandrines Aufmerksamkeit wieder.
    Ich behauptete weiter, dass es Möglichkeiten gab, auch einem Toten einen Mord nachzuweisen, und beteuerte die Wichtigkeit ihrer Beobachtungen. Ich bat Sandrine, ihrerseits zur Gendarmerie zu gehen und dort zu erzählen, dass sie Felix bereits vier Wochen vor dem Fest in Scherwiller gesehen hatte. Vielleicht war sie nicht die Einzige gewesen, bei der sich Felix nach Emiles Weingut erkundigt hatte. Ich bat die beiden, sich im Dorf umzuhören, um das herauszufinden, und auf gar keinen Fall irgendetwas Unüberlegtes zu tun.
    Denn ich musste zurück nach Deutschland. Zu der Informationsquelle, die mir so nah und so unzugänglich wie sonst keine war: Martha. Sie hielt den Schlüssel in der Hand. Alle Fährten führten zu ihr.

ACHTZEHN
    Ich nahm den schnellsten Weg zurück. Autobahn, Pierre-Pflimlin-Brücke, Autobahn. Um mich zu beruhigen, legte ich den alten Louis Armstrong in den CD -Player. »Stars Fell On Alabama« hörte ich, gefolgt von Ellas »Summertime« und anderen Jazz-Sommerstücken, die ich mir mal zusammengestellt hatte.
    Aber die Gedanken ließen mich nicht in Ruhe, sie trieben mich zur Festnacht zurück: Felix, der rauchend vor Murniers Weingut wartet, Emile nach seinem Streit mit Sajdowski auf dem Weg dahin, die Hellsass Devils auf ihren lärmenden Maschinen, Luc und ich auf dem Weg ins Hotel. Die Hellsass Devils, die den Saal aufmischen, Luc und ich, die wir kaum erwarten können, endlich ins Bett zu kommen, Felix und Murnier treffen aufeinander. – Felix, wann habe ich ihn auf dem Fest zum letzten Mal gesehen? Auf dem Weg zu den Toiletten prostet er mir zu, gemeinsam mit Sophie, gut gelaunt, wie ich finde, aber sehe ich zu diesem Zeitpunkt nicht schon alles durch eine rosarote Brille? – Und Murnier nach dem Streit mit Sajdowski? Ist er wütend oder nur müde? Sauer, weil er bei keiner Frau hat landen können? Oder ist er etwa – man darf nichts ausschließen – so spät noch mit Felix verabredet? Ich sehe den wartenden Felix, und ich sehe den alten Mann. Torkelt er? Oder ist er nur erschöpft? Und dann? Tritt Felix aus dem Schatten und sagt … Was? Und der Alte, sagt er: Hau ab. Lass mich in Ruhe. Verpiss dich? Und Felix? Trollt er sich? Schubst er den Mann? Stürzt er dabei auf den Fußabtreter? Aber warum sollte Felix ihn schubsen? Was hat der Alte ihm getan? Felix ist doch keiner, der sein Mütchen kühlen will, er ist keiner, der angreift, er ist ein Schattenmann. Und wieder von vorne. Ich sehe Murnier, ich sehe Felix, Felix bleibt in der Ecke stehen, Murnier torkelt herbei. Ja, er torkelt, und er ist wütend. Und was passiert dann? Ich kann es nicht sehen. Denn zwischen die Bilder der beiden mischen sich die von Luc und mir, wie wir uns im Bett wälzen, gierig den anderen erkunden, nichts kennen außer uns beiden.
    Setz an einem anderen Punkt an, geh zurück! Das Foto von 1967. Zwei Freundinnen, und zwischen ihnen ein Franzose, den sie gerade kennengelernt haben. Alle drei sind gut gelaunt. Im Hintergrund Stuhl- und Sitzreihen in einem vollen Festsaal. Also ist das Bild abends beim Feiern entstanden, das Fußballspiel längst gelaufen. Nach dem Fußballspiel hat Murnier Hubert Ketterer nicht mal die Hand gereicht, ein paar Stunden später umarmt er dessen Frau. Im Laufe des Abends macht er Martha an, aber die ist so in Edgar verliebt, dass sie ihn nicht mal abblitzen lassen muss, sie nimmt Murnier gar nicht wahr. Sitzen sie alle zusammen an einem Tisch: die Ketterers, die Murniers, meine Eltern? Fordern die Herren die Frauen der anderen zum Tanz auf? Redet Ernestine, die scheue Frau von Emile, mit Gerti? Gibt es in einem Scherwiller-Album ein Foto, das Ernestine mit Hubert zeigt? Feiern sie lange? Trinken sie viel? Worüber reden sie? Wie gehen sie nach Hause? Gerti mit Ernestine und Hubert mit Emile oder Gerti mit Emile und Hubert mit Ernestine oder Gerti und Hubert und Ernestine und Emile? Hat man sich im Haus noch einmal auf einen Quetsch oder Kirsch zusammengesetzt, oder ist man direkt schlafen gegangen? – Martha musste das wissen. Wenn sie doch endlich reden würde!
    Wieder zurück zum Fest am letzten Samstag. Der wartende Felix, der ankommende Emile. Bleibt Felix im Schatten? Unternimmt er überhaupt nichts? Beobachtet er nur, wie ein anderer kommt, mit Murnier in Streit gerät, diesen zu Boden schlägt? Muss Felix sterben, weil er Murniers

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