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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Offenburg, nur ein Revier, zur Not kann ich von dort aus zu Fuß nach Hause gehen, schoss es mir durch den Kopf. Im Wagen herrschte Schweigen, dafür drang das geschäftige Feierabendtreiben auf der Hauptstraße umso lauter ins Auto hinein. Auf dem Bürgersteig schlängelten sich Leute mit Einkaufstaschen an Blumenständen und Ramschtischen vorbei, vor der Zufahrt zum Adlerplatz stauten sich die Autos. Als mein Blick am Rathausplatz ein fröhliches Frauengrüppchen streifte, das mit einer Flasche Sekt den Beginn des Wochenendes oder sonst etwas feierte, kam ich mir plötzlich wie auf der Fahrt zum Schafott vor. Warum befragten sie mich nicht wie beim letzten Mal in der Linde? Warum nahmen sie mich mit auf die Wache?
    Das neue Polizeirevier lag verkehrsgünstig am Kreisverkehr nach Sasbach und Sasbachwalden, der propere Neubau strahlte Bürgernähe aus. Hodapp hielt mir die Eingangstür auf, Stechele folgte auf dem Fuß. Wie einen Sträfling umrahmten sie mich beim Gang durch einen langen Flur. Hodapp, etwa einen halben Kopf kleiner als ich, ging links, Stechele, der etwa meine Größe hatte, rechts von mir. Hodapp sonderte einen herben Männerduft ab, und Stechele hielt immer noch die Plastiktüte in der Hand. Sie setzten mich in ein spärlich möbliertes Zimmer – ein Tisch, vier Stühle – und baten mich zu warten.
    Der Raum lag auf der Straßenseite. Durch zwei gekippte Fenster krochen die Geräusche von Abbremsen und Losfahren im Kreisverkehr herein. Die gegenüberliegende Wand zierten zwei beliebige Blumenbilder, wahrscheinlich einem Katalog für Standardmöblierung von Wartezimmern entsprungen. Eine Sommerwiese mit Mohn- und Kornblumen auf dem einen, ein Sonnenblumenacker auf dem anderen Bild. Wollte man die »Kunden« durch so harmlose Bildchen in Sicherheit wiegen? Oder waren die Bilder nur eine profane Übergangslösung für die weiße Wand eines Neubaus? Denn im ganzen Raum hing noch dieser typische Neubaugeruch von Farbe und Fußkleber, und bestimmt übertünchte dieser noch den Gestank aus Angst, Schweiß und Lügen, der sich in jedem Verhörzimmer festsetzte.
    Hodapp und Stechele kehrten mit zwei Bechern Kaffee, einer Tüte Fast Food und einem Schnellhefter zurück. Auch Stecheles Plastiktüte brachten sie mit. Sie setzten sich an den Tisch, forderten mich auf, auf der gegenüberliegenden Seite Platz zu nehmen. Ein bisschen Geplänkel, die üblichen Formalien, dann legten sie los.
    Wie ein Zauberlehrling, der es nicht erwarten kann, seine frisch erlernten Tricks zu zeigen, griff Stechele in die Plastiktüte und stellte meine lehmverschmierten Turnschuhe auf den Tisch.
    Â»Kennen Sie diese Schuhe?«
    Â»Natürlich. Ich habe sie in den Müll geworfen.« Ich erzählte, wieso und warum. Ich hatte nicht vor, zu lügen, wollte nur nicht alles auf den Tisch legen.
    Â»Sie sind also von Mösbach her kommend durch die hohle Gasse gefahren, mussten dann einem Radfahrer ausweichen und sind so im Mais gelandet«, fasste Hodapp meinen Bericht zusammen.
    Ich nickte bestätigend.
    Â»Und dann?«, fragte Stechele lauernd. »Was haben Sie dann gemacht?«
    Ich erzählte, wie ich den toten Felix gefunden hatte. »Er lag mitten im Bach, genau wie Murnier. Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen. Ich habe mich gefragt, ob er noch lebt, ich konnte doch nicht warten, bis der Notarzt kommt. Wenn ich gewusst hätte, dass er schon tot war, hätte ich ihn nicht angerührt.«
    Â»Ich möchte noch einmal zu Ihrem erzwungenen Halt im Maisfeld zurückkommen«, warf Hodapp ein. »Sie sind ausgestiegen und registrierten, dass Sie feststeckten. Sie haben aber zunächst nichts unternommen, um den Wagen frei zu kriegen, sondern sind um das Maisfeld herum, am Rückhaltebecken vorbei circa dreihundert Meter zum Bach gelaufen. Warum?«
    Weil Martha von dort gekommen war, weil ich wissen wollte, wo sie gewesen war. »Wissen Sie, ich war ziemlich betrunken, und in so einem Zustand macht man manchmal Unsinn. Ich habe mich gewundert, dass der Radfahrer …«
    Â»Sind Sie sicher, dass es ein Mann war?«, unterbrach mich Stechele.
    Wie war das? Wenn man log, sollte man so nah wie möglich an der Wahrheit bleiben. »Nein, es war eine Frau.«
    Â»Alt oder jung? Dick oder dünn? Groß oder klein?«
    Â»Eher groß und kräftig«, gab ich preis.
    Â»Jemand, den Sie

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