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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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einrahmten. Pascals Schwägerin, vermutete ich, das Haus hatte sein älterer Bruder geerbt. Ich fragte nach Pascal.
    Â»Der isch hinte im Schöpfel«, antwortete sie und deutete mit dem Kopf unwirsch auf einen versetzt ans Haus gebauten Schuppen, dessen Tor weit offen stand. »Der isch mit sinnem Viehzeugs b’schäftigt.«
    Eindeutig niemand, der Freude an Roadkill-Fleisch hat, dachte ich und lief zu dem Schuppen. Bereits vor dem Tor schlug mir ein strenger Geruch von Wild und Gerberei entgegen.
    Â»Pascal?«, rief ich ins Innere.
    Zuerst ein Knurren, dann ein Bellen, dann tauchte Pascal aus dem Dunkel auf. Neben ihm ein Dackel, der direkt vor mir stehen blieb. Er kläffte mich eifrig an und fixierte mit bösartigem Blick meinen linken Knöchel.
    Â»Still, Stoffel!«
    Pascal schob den Hund mit dem Fuß etwas von mir weg. Mit seiner speckigen, bodenlangen Wildlederschürze sah er wie ein verirrter Schmied aus. Sein Blick war im Gegensatz zu dem seines Hundes nicht bösartig. Er wirkte ein wenig verunsichert. Ob es an seinen blutverschmierten Fingern lag oder daran, dass er so selten Besuch bekam, darüber konnte ich nur spekulieren.
    Â»Katharina! Das ist aber eine Überraschung.«
    Er wischte seine Finger an der Schürze ab. Ich war ihm dankbar, dass er darauf verzichtete, mir die Hand zu geben.
    Â»Hätte ich gewusst, dass du kommst, hätte ich was gekocht. Ich bin grad dabei, meinen Morgenfund zu verarbeiten. Fleisch darf man ja nicht liegen lassen, das muss man schnell präparieren, aber das brauch ich dir als Köchin ja nicht zu erzählen. – Geh ruhig schon rein, ich muss noch schnell den Hund wegbringen.«
    Ich betrat den Schuppen, wo mir der Hautgout von Wild, Blut und Verwesung fast den Atem nahm. Von der Decke baumelte eine Girlande aus Fuchsschwänzen, an der Wand hing eine Batterie von Fleischerhaken, rechts hinten brummte eine riesige Kühltruhe, links hinten klebte ein Waschbecken an der Wand. Neben dem Tisch stand ein Holzblock, in dem ein Beil steckte, auf dem Tisch in der Mitte lagen wie zum großen Halali aufgereiht zwei Hasen, ein Fuchs und ein kleines Wildschwein, Letzteres bereits ausgenommen. Obwohl der Raum sehr kühl war, lockten die toten Tiere jede Menge Fliegen an. In kleinen schwarzen Wolken hingen sie über dem Fleisch, füllten die Luft mit ihrem nervigen Summen.
    Â»Die Sau ist natürlich ein echter Knaller, so was findest du nicht jeden Tag!« Voll Finderstolz klopfte der zurückgekehrte Pascal auf die Hinterläufe des Wildschweines und scheuchte eine Fliegenwolke auf. »Ist aus der Rheinebene, aus dem Maiwald. Soll ich dir ein paar Kilo für ein Ragout richten?«
    Â»Ich koch ja zurzeit nicht …«
    Â»Soll ich’s dir tieffrieren? Dann kannst du es mitnehmen, wenn du zurück nach Köln fährst.«
    Wenn’s denn der Wahrheitsfindung dient, zitierte ich in Gedanken wie schon FK den alten Fritz-Teufel-Spruch und versuchte, meinem Nicken eine gewisse Begeisterung zu geben, bevor ich sagte: »Ich komme auch wegen Felix.«
    Â»Gibt’s was Neues? Weiß man jetzt, was passiert ist?«, fragte er wie jemand, der sehnlichst darauf hoffte, endlich Antworten zu erhalten. Gleichzeitig entwickelte er aber eine hastige Geschäftigkeit. Er packte den Fuchs bei den Pfoten, scheuchte mit der anderen Hand die Fliegen weg, griff sich zwei kleine Fleischerhaken und hängte das Tier an den Hinterbeinen an einer Cromargan-Platte auf, die neben dem Spülbecken an der Wand befestigt war. Hektisch wühlte er dann die Schublade neben dem Spülbecken durch, hielt irgendwann ein kleines Messer in der Hand, das er an der Kante des Spülbeckens scharf schliff. Ich ließ meinen Blick durch den Schuppen kreisen: die Gefriertruhe, der Hackblock, das Beil, das Messer. Da mochte Pascal noch so gutmütig gucken, ich sollte mit meinen Fragen vorsichtig sein.
    Â»Haben die Polizisten dich noch nicht in der Mangel gehabt?«, fragte ich so locker wie möglich.
    Pascal schnippelte in kleinen, sicheren Schnitten das Fell unterhalb der beiden Hinterpfoten auf, stülpte es wie ein erfahrener Kürschner um und zog dem Fuchs dann peu à peu den Pelz ab.
    Â»Doch. Aber ich weiß nichts. Das letzte Mal habe ich in Allerheiligen mit ihm geredet. Gestritten haben wir. Hätte ich ihm doch nur das Geld nicht geliehen! Dieses Geschäft sollte man den Banken überlassen, das ist

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