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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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hatte, mit Murnier gesprochen? Nein, hatte er nicht, überlegte ich, sonst hätte er es doch beim Fest nicht versucht. Oder aber er war beim ersten Termin abgeblitzt und hatte es beim Fest zum zweiten Mal probiert. Wie verzweifelt musste er gewesen sein, bei dem fremden Erzeuger Geld für seine marode Spedition zu erbetteln? Einem Erzeuger, der den unbekannten Sohn keineswegs mit offenen Armen empfangen, sondern ihn, wie im Gespräch mit Gerti, möglicherweise einen dreckigen Bastard geschimpft hatte. War Felix so verzweifelt oder verletzt gewesen, dass er zuschlug? Dass er tötete?
    Beweise, Beweise, Beweise, verlangte Alban Brandt in meinem Kopf. Bleib also an dem Erbe dran, sagte ich mir selbst. In Allerheiligen, also nach dem Mord an Murnier, hatten Felix und Pascal zum letzten Mal über das Geld gesprochen.
    Â»Ist es da noch mal um das Erbe gegangen? Hat Felix in Allerheiligen wieder versucht, dich damit zu vertrösten?«
    Pascal nahm den Fuchs von der Wand und schüttelte den Kopf. »Das hat er sich nicht mehr getraut. Er hat schon gemerkt, dass ich ihm nicht mehr glaube. Ich bin doch nicht blöd! Nachgefragt habe ich, wie der Onkel mit Nachnamen heißt, wo er wohnt und so weiter. Müller und Straßburg, da hat man dran fühlen können, dass er lügt. Warum?« Er drehte den Wasserhahn auf und wusch den Fuchs aus. Wieder und wieder hielt er ihn unter den Strahl. »Glaub mir, das ist das Schlimmste für mich, dass er mir nicht die Wahrheit gesagt hat.«
    Das hatte Felix wohl nicht können. Wer gestand schon gerne, dass er, ohne es zu ahnen, ein Kuckuckskind war? Oder dass der spät gefundene Vater zu keinerlei finanzieller Wiedergutmachung bereit war?
    Â»Habt ihr denn nie darüber geredet, wie es wäre, wenn er die Spedition dichtmacht?«
    Pascal stellte das Wasser ab, legte den Fuchs auf die Spüle, rieb ihn mit Küchenpapier trocken und packte ihn in eine Plastiktüte.
    Â»Hedwig holt den gleich ab. Heute Abend gibt es Fuchspfeffer.«
    Â»Hedwig kann auch Fleisch?«, fragte ich ungläubig.
    Â»Die kann mehr, als du denkst.« Er lächelte leicht. »Vorgestern hat die einen Baeckeoffe mit Luchs gezaubert. So was Tolles hab ich mein’ Lebtag noch nicht gegessen.«
    War zwischen den beiden doch echte Liebe im Spiel? Dass die Kuchenkönigin Fuchsfleisch anpackte, sprach eindeutig dafür.
    Â»Ich muss weitermachen. Sonst wird das Fleisch schlecht«, murmelte Pascal entschuldigend und holte sich den ersten Hasen.
    Â»Die Spedition, Pascal«, erinnerte ich ihn.
    Â»Die Spedition und Felix waren eins.« – Klick, klick machten die Fleischerhaken, als Pascal den Hasen aufhängte. – »Und damit war er auch nicht ungeschickt. Als er Sophie kennengelernt hat, war er der junge Unternehmer mit florierender Firma und sie die kleine Verwaltungsfachfrau. Und jetzt? Du hast doch mitgekriegt, wie über ihn geschwätzt wird. First Lord der Ortenau, Herrenkränzchen und so weiter. Jetzt ist sie die Erfolgreiche und er der Verlierer. So was tut jedem Mann weh. Auch dem Felix. Aber nicht, dass du denkst, Sophie hätte ihn hängen lassen. Niemals! Die hätte alles getan für ihren Felix. Für den wäre sie durchs Feuer gelaufen, für den hätte sie sich die Hand abhacken lassen. Für den hätte sie sogar die Bürgermeisterei sein lassen. Aber die Sache mit der Spedition hat sie falsch eingeschätzt.«
    Die feinen, kleinen Schnitte um die Hinterläufe herum, das vorsichtige Umstülpen, das kräftige Ziehen am Hasenfell.
    Â»Sie hat immer gedacht, dass die Firma Felix ein Klotz am Bein ist«, erzählte Pascal weiter. »Dass es ihn befreit, wenn er die Spedition endlich los ist. Aber dem war nicht so. Die Spedition war sein Gegengewicht zu Sophie, das war seine Welt. Deshalb hat er der Sophie am wenigsten davon erzählt, wie schlecht es um seinen Betrieb steht. Sonst hat er ihr ja immer alles erzählt, er konnte ihr nichts vormachen, über jeden Pups von ihm hat sie Bescheid gewusst. Aber in dem Punkt war er eigen. Ich habe ihm ein paarmal gesagt, er soll ihr endlich reinen Wein einschenken. Mit ihren Beziehungen hätte sie ihm doch Aufträge zuschanzen können. Aber genau das wollte er nicht.«
    Vermaledeiter Männerstolz. Dass Felix noch so altmodisch gedacht hatte, hätte ich bei dem sanften Mann nicht für möglich gehalten. Aber ich hätte auch nie

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