Bibbeleskaes
Füchschen einen spitzen Kuss auf den Mund. Frisch gestärkte Popeline traf auf speckiges Wildleder, befreite sich, wurde unauffällig auf Flecken überprüft und dann glatt gestrichen. Es war schon erstaunlich, über was die Frau hinwegsah, nur um sich weiter einzureden, dass der Mann zu ihr passte.
»Ich würde Gemüse vorschlagen«, meldete ich mich zu Wort.
Erst jetzt bemerkte Hedwig mich: Was macht die hier?, fragte der Blick, den sie Pascal schickte.
»Pascal hat mir gerade ein paar Kilo Wildschweingulasch angeboten«, erklärte ich ihr. Ich wollte den gutmütigen Kerl nicht in Verlegenheit bringen. Warum der Hedwig anstrahlte, war mir allerdings auch ein Rätsel.
»Du interessierst dich für Roadkill-Fleisch?«
Der helle Sopran jetzt mit einem Hang zum Hysterischen. Das Misstrauen in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
 Ich brauchte nicht zu antworten, denn Pascal wollte etwas ganz anderes wissen.
»Wie warâs denn?«, fragte er neugierig und erzählte mir, weil mich das bestimmt interessieren würde, dass Hedwig gerade von ihrem Termin bei der Polizei zurückkam.
»Natürlich«, bestätigte ich.
»Erzähl ich dir beim Abendessen«, antwortete sie kurz angebunden.
Sie drehte mir den Rücken zu. Es war offensichtlich, dass sie in meiner Gegenwart nicht darüber sprechen wollte.
»Ich geh dann mal!« Wieder ein spitzer Kuss.
Auf keinen Fall! Mich interessierte brennend, wie ihr Gespräch bei der Polizei verlaufen war. Und eigentlich tratschte Hedwig furchtbar gerne, ich musste sie nur zum Reden bringen.
»Hodapp und Stechele?«, fragte ich. »Die zwei haben mich gestern in der Mangel gehabt.«
»Zu mir waren sie ausgesprochen höflich«, kam schnippisch zurück, dann stöckelte sie schon aus dem Schuppen hinaus.
Ich folgte ihr auf den Kiesweg, der zur StraÃe führte. »Du bist ja auch eine unbescholtene Zeugin«, rief ich ihr hinterher. »Auf die ist die Polizei besonders angewiesen. Die behandeln sie mit Sicherheit höflicher als jeden andern und als mich sowieso. Dein Messer hat ja nicht im Rücken des Toten gesteckt.«
Der Kies knirschte, als sie sich zu mir umdrehte. Sie pausierte vor einem Hortensienstrauch, dessen Blüten exakt den Roséton ihrer Bluse hatten. Zufall, dachte ich, das kann nur Zufall sein.
»Und ich bin nicht zweimal als Erste am Tatort gewesen. Und damit du es weiÃt, ich habe nie behauptet, dass du Murnier umgebracht hast. Ich habe immer nur die Wahrheit gesagt. â Wo ist bloà der Autoschlüssel?« Sie stellte den Korb auf dem Boden ab und durchforstete ihre Handtasche.
»Und du bist eine sehr gute Beobachterin«, machte ich weiter. »Keine sieht so viel wie du!«
Sie unterbrach ihre Suche und sah mich an. »Zwei Morde, ich bitte dich. Da ist es doch selbstverständlich, dass man auch noch die schwächste Erinnerung aus sich herauspresst.«
»Sag ich doch! Also mich haben sie hauptsächlich zu Felix befragt. Nicht nur zu Allerheiligen und dem Rückhaltebecken, auch zu Scherwiller.« Oh Gott! Gut, dass mich niemand sonst hörte! Ich redete schon in diesem geschwätzigen Wirtinnenton meiner Mutter!
»Jedes Detail ist wichtig«, bestätigte Hedwig, wühlte wieder in ihrer Handtasche, förderte aber nicht den Schlüssel, sondern ein Parfüm zutage, mit dem sie sich und die Hortensien dahinter kräftig einsprühte. »Ich muss ehrlich sagen, ich bewundere die Polizei. Die vielen Aussagen, die sie miteinander vergleichen und dabei nachsehen müssen, wo es Unstimmigkeiten gibt! Diese ganze Kleinarbeit, die nötig ist, um dem Täter auf die Spur zu kommen.«
»Genau!«, stimmte ich ihr eifrig zu. »Zum Beispiel, wer zwischendurch mal weg war und wer wieder zurückgekommen ist. Das können sie nur so herauskriegen. Ich habe da leider wenig zu sagen können, weil ich doch nur Augen für Luc gehabt habe.«
»Liebe macht halt blind!« Sie gluckste und steckte das Parfüm zurück in die Handtasche. »Es tut mir so leid für dich, dass sie den Luc verhaftet haben.« Mit der freien Hand zerstäubte sie das Parfüm in der Luft, und mit dem Duft von Veilchen wehte mich ihr falsches Mitgefühl an. Es hielt nicht lange vor. Schnell spitzte sie den Mund und sagte besserwisserisch: »Aber bestimmt nicht grundlos. So gut, wie die Polizei arbeitet!«
Ich
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