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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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man Intrigen spinnt und falsche Fährten legt. Außerdem beweist die Lady in den ersten zwei Akten erstaunliche Kaltblütigkeit, die hat noch ganz klar den Thron vor Augen, als Macbeth schon die Knie schlottern vor Schuld und Schande. Die zieht ihr Ding durch, bis sie dann dem Wahnsinn verfällt.«
    Frauen, die an die Macht wollten, konnten nur intrigant und kaltblütig sein! Das war seine Botschaft, so also sah Käshammer Sophie! Es ärgerte mich, wie bösartig er sie über Lady Macbeth charakterisierte. Männer! Sie wollten einfach nicht einsehen, dass weibliche Konkurrenz das Geschäft belebt und nicht kaputt macht!
    Â»Wollten Sie eigentlich von Ihrer Partei für den Bürgermeisterposten nominiert werden?«, fragte ich nun selbst ein wenig bösartig. »Können Sie es nicht verwinden, dass eine jüngere Frau das Rennen gemacht hat?«
    Â»Falsche Fährte, Frau Schweitzer, ganz falsche Fährte!«, dröhnte Käshammer mit seiner Theaterstimme. »Aber ich gebe gerne zu, dass ich einen anderen für geeigneter gehalten habe. Ich habe nie zu den Hurra-Schreiern für Sophie gehört.«
    Â»Weil Sie Angst um Ihr Schulbus-Geschäft haben?«
    Â»Wer hat Ihnen das erzählt? Sophie?« Er lachte trocken. »Gut, Sie kennen mich nicht, deshalb muss ich es sagen. Wenn ich eines nicht bin, dann ein Kleingeist. Und überhaupt: Wenn ich meine Schäfchen ins Trockene bringen will, habe ich Möglichkeiten dazu, mit und ohne Sophie. Aber darum geht es nicht.«
    Â»Sondern?«
    Â»Sie ist noch zu jung, sie traut sich zu viel zu. Sie braucht noch ein paar Jahre Erfahrung in einer größeren Verwaltung, bevor sie den Posten in Oberkirch stemmen kann.«
    Ja, sicher. Frauen brauchten immer mehr Erfahrung. Die sollten Erfahrungen sammeln, bis sie schwarz wurden, und nur keinen Anspruch auf einen Posten anmelden, der bisher fest in Männerhand war. Ehrgeiz bei Männern hieß: Der hat Biss, der traut sich was zu. Frauen dagegen waren vom Ehrgeiz besessen und damit wie diese Lady Macbeth immer am Rande des Wahnsinns.
    Â»Sie soll also noch ein paar Jahre in der zweiten Reihe bleiben«, spottete ich. »Und darf auf der Bühne die Lady Macbeth geben.«
    Â»Das ist eine Rolle, bei der man viel lernen kann.«
    Das meinte er tatsächlich ernst. Was bildete sich dieser Lokalmatador eigentlich ein? Dass er die Weisheit mit Löffeln gefressen hatte? Dass er die Puppen tanzen lassen konnte? Ich merkte, dass ich immer wütender wurde, und war froh, dass mein Handy eine SMS ankündigte und mich aus diesem Gespräch erlöste. »Sitze in der Hütte in Ringelbach und könnte Beistand gebrauchen«, simste Sophie.
    Endlich! Ich setzte mich sofort in den Wagen und startete den Motor. Sollte sich Käshammer hier weiter die Füße in den Bauch stehen und von Sophie als Lady Macbeth träumen. Und dabei warten, bis er schwarz wurde.
    Das sonnige Intermezzo nach dem Gewitter war beendet. Auf meinem Weg nach Ringelbach trieb der Wind wieder graue und schwarze Wolken über den Himmel. Alles war ungewiss. Ich stellte den Wagen auf demselben Platz wie letztes Mal ab und merkte beim Aussteigen, dass sich die Luft abgekühlt hatte. Ich hätte gut eine Jacke gebrauchen können, aber mein Kofferraum bot mir nichts Wärmendes, nur vier Kilo Roadkill-Fleisch, das bereits einen kräftigen Hautgout verströmte. Hundefutter oder Marthas Mülltonne, dachte ich, und dass ich nicht vergessen sollte, den Kofferraum danach mit Essigwasser auszureiben.
    Leicht fröstelnd stieg ich den steilen Weg zu Sophies Hütte hinauf. Ich rieb mir die Arme warm, als ich zum Luftholen pausierte und ins Rheintal hinunterblickte. Über den Vogesen riss kurz der Himmel auf. Die Sonne zeigte sich nicht, sie schickte nur einen Streifen frühen Abendrots, den die Wolken schnell vertrieben. Dann tauchte die Hütte auf. Sophie, ebenfalls frierend, wartete vor der offenen Tür.
    Â»Lass uns drinnen hinsetzen«, schlug sie vor. »Es ist frisch, und wer weiß, wann der nächste Schauer kommt.«
    Drinnen gab es eine handgezimmerte Eckbank und einen alten Küchentisch, auf dem eine Flasche Wein und zwei Gläser standen. An einer Wandleiste hingen Rebscheren und Bastfäden, in einer Ecke standen verschiedene Ackergeräte und ein Kanister. Die Hütte muffelte nach Motoröl und angestauter Wärme. Im Boden entdeckte ich eine

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