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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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verschlossene Einstiegsluke.
    Â»Kommt man durch die in den Tunnel, von dem du gesprochen hast?«, fragte ich.
    Â»Schon seit Jahren hat das keiner mehr probiert«, erklärte sie. »Ist es dir recht, wenn wir die Tür auflassen? Mein Vater deponiert hier immer einen Ersatzkanister Benzin für den Traktor. Aber bei offener Tür verflüchtigt sich der Gestank schnell. Komm, setz dich!«
    Ich klemmte mich auf die Längsseite der Bank, Sophie setzte sich ans Kopfende. Mit der silbergrauen Hose, der passenden Bluse, den spitzen, ebenfalls grauen Wildlederschuhen mit Pfennigabsatz war sie für Hütte und Weinberg verdammt falsch anzogen. Dafür sah sie deutlich besser aus als beim letzten Mal: dezent geschminkt, frisch gewaschenes Haar, manikürte Nägel. Aus ihrem Gesicht war die Verzweiflung verschwunden, aber ich konnte nicht sagen, was es stattdessen ausstrahlte.
    Â»Käshammer wartet vor eurem Haus in der Weststraße. Er will, dass du nächstes Jahr die Lady Macbeth gibst.«
    Â»Klar, in der Rolle gefiele ich ihm. Aber deshalb kommt er extra bei mir vorbei? Um mir, noch bevor mein Mann unter der Erde ist, eine Theaterrolle anzubieten?«
    Â»Keine Ahnung!« Erst jetzt merkte ich, dass ich nicht herausgefunden hatte, warum Käshammer Sophie sprechen wollte. In meiner Hosentasche klingelte das Handy. Ich drückte das Gespräch weg.
    Â»Ich habe ihm vor Jahren einmal erzählt, wie sehr mir die Lady Macbeth imponiert – nein, das ist das falsche Wort – wie sehr sie mich irritiert hat, als wir das Stück im Englischunterricht gelesen haben. Seither nervt er mich immer wieder mit der Rolle«, erklärte sie mir und wechselte dann das Thema. »Ich nehme an, du bist wegen Felix hier. Irgendwas wirst du gefunden haben, das Felix be- und deinen Luc entlastet. Aber pass auf! Bei dem Spiel stehen wir auf verschiedenen Seiten.«
    Ihre Stimme klang scharf, so als hätte sie die Messer gewetzt und wäre zum Zustechen bereit. Aber ich kam nicht als Gegnerin, ich war genau wie sie auf der Suche nach der Wahrheit.
    Â»Wir spielen nicht gegeneinander. Du willst doch auch wissen, was mit Felix passiert ist, oder?«
    Â»Die Suche nach der Wahrheit erfordert Geduld und einen unparteiischen Blick. Beides hast du nicht! Warum überlässt du die Arbeit nicht denen, die darüber verfügen und zudem noch dafür bezahlt werden?«
    Â»Weil ich schon verdammt viel herausgefunden habe, deshalb.«
    Â»Ach?« Hatte sie bisher gedanklich zum Zustechen angesetzt, so signalisierte sie jetzt nichts als freundliche Aufmerksamkeit. Ihr fiel auf, dass sie mir noch nichts zum Trinken angeboten hatte. »Heute trinkst du aber ein Glas Wein mit mir, nicht wahr? Ich verspreche auch, mich nicht wie letztes Mal zu besaufen. Danke übrigens, dass du mich zu meinen Eltern gebracht hast.«
    Sie hatte die Flasche auf dem Tisch bereits geöffnet und schon vor meiner Ankunft ein Glas halb geleert. Als ich nickte, füllte sie das zweite Glas. Ich sah, dass sie am Armgelenk eine schöne Uhr im Silberton ihrer Hose trug. Sie nahm ihr Glas und hielt es sich unter die Nase.
    Â»Riech mal«, befahl sie mir. »Brombeere. Und er ist ganz samten im Abgang. Ein 2006er übrigens.« Dann prostete sie mir zu, gemeinsam tranken wir den ersten Schluck. »Also, was hast du herausgefunden?«, fragte sie dann.
    Plötzlich hatte ich Angst. Konnte ich Sophie die Wahrheit wirklich zumuten? Was, wenn sie ausflippte, zusammenbrach, durchdrehte, davonrannte, in Ohnmacht fiel? Wieder nervte das Handy, wieder drückte ich es weg. Bei der Polizei hatten sie für so was Psychologen. Ich hatte keine Ahnung, was ich dann tun sollte.
    Â»Ich glaube, du hast recht«, ruderte ich zurück. »Wir sollten die Ermittlungsarbeit der Polizei überlassen.«
    Sophie stellte ihr Weinglas ab. In ihrem Blick nichts als Verachtung für meinen hasenfußartigen Rückzieher. »Du kannst nicht daherkommen, mit Enthüllungen drohen und dann den Mund halten«, kanzelte sie mich ab. »Ich bin in der Politik. Da ist man Kummer genauso gewohnt wie den Umgang mit bösen Überraschungen. Also leg los! Ich werde dir schon nicht den Kopf abreißen.«
    Himmel! Die Variante hatte ich oben in der Liste möglicher Horrorreaktionen vergessen. Nur zu, machte ich mir Mut. Du hast dieses Gespräch gewollt, sag, was du zu sagen hast!
    Vorsichtig legte ich ihr meine Sicht

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