Bibbeleskaes
die Zauberformel, was die Glaubwürdigkeit bei Politikern angeht. Und die hat Sophie, wirklich.«
»Ich würde auch arbeiten. Das kann ich gut verstehen«, meinte ich. »Und weiter? Nirgendwo ein Haar in der Suppe? Eines findest du sonst doch immer, da kannst du noch so begeistert sein.«
»Na ja, sie hat schon einen recht verklärten Blick auf Felix. Ich will jetzt nicht sagen, dass er ihre politische Karriere blockiert hat, aber aktiv unterstützt hat er sie auf keinen Fall. In allem war der doch ein bisschen ein Bremsblock. Nicht, dass Sophie sich mal darüber beschwert hat. Nie! Aber das hat man gemerkt, wenn man die zwei zusammen erlebte. Aber nun gut: Den verklärten Blick auf den frisch verstorbenen Gatten kann man einer Witwe nicht vorwerfen. â So. Und jetzt hau ich den Bericht über die Pressekonferenz in den Rechner und hoffe darauf, danach nicht noch einen Termin am Arsch der Welt aufgedrückt zu kriegen. Hast du später Lust auf ein Feierabendbier? So zwischen sechs und sieben? Damit ich rechtzeitig zum Abendessen zurück bin.«
»Und wenn es dann wieder später wird, bin ich schuld an deiner nächsten Ehekrise?«
»Aber immer! Also, was sagst du?«
»Im Prinzip ja, auÃer â¦Â« Ich dachte an meine Nachricht auf Sophies Handy, ging davon aus, dass sie jetzt nach der Pressekonferenz schnell zurückrief und sich mit mir treffen wollte.
»Die Witwe trösten oder was?«, schlussfolgerte er, zählte dann aber eins und eins zusammen, und sein nächster Satz klang nach Alarm und Misstrauen: »Sag nicht, du willst mit ihr über deinen Verdacht, dass Felix Murniers Mörder ist, reden!«
»Er war es, FK , ich bin sehr sicher.«
»Dann überlass es der Polizei, die Beweise dafür zusammenzutragen und der Witwe die Hiobsbotschaft zu überbringen. Halt dich da raus, wie oft muss man das dir noch sagen?«
»Sophie hat mich doch auch zu sich zitiert, weil sie wissen wollte, was ich mit Felix besprochen habe«, rechtfertigte ich mich. »Gerade hast du erzählt, wie wichtig es für sie ist, endlich Gewissheit zu haben. Und ich schwöre dir, ich lass ihr gegenüber kein Wort über meinen Verdacht verlauten, solange ich nicht hundert Prozent sicher bin. Es gibt da ein paar Kleinigkeiten, die mir noch zum Gesamtbild fehlen. Dafür brauche ich Sophie. Oder weiÃt du etwa, ob Felix Linkshänder war?«
»Linkshänder? Was soll das denn jetzt?«
»Der Messerstich in Murniers Rücken ist von einem Linkshänder gesetzt worden.«
»Katharina!« Meinem Namen folgte ein sehr tiefer Seufzer. »Noch mal ganz langsam und zum Mitschreiben. Lass die Finger davon!«
»Es ist mein Messer, vergiss das nicht!«
»Du bist befangen! Du willst mehr als alles in der Welt, dass jemand anderer als dein Luc den alten Murnier umgebracht hat! Vergiss das nicht!«
Luc! Hatte FK recht und ich verbiss mich Lucs wegen in meinen Verdacht? Diese zwei gemeinsamen Nächte, die wenigen Gespräche, der Musette-Walzer, das alles war schon so weit weg, so unwirklich. Wie Traumbilder, die die Zeit und der Alltag langsam auslöschten.
Und dann noch das Gift, mit dem Hodapp und Stechele mich infiziert hatten. Die Behauptung, dass Luc mich eiskalt und berechnend benutzt haben könnte. Die im Gegenschluss bedeutete, dass ich meiner eigenen Wahrnehmung, meinen Gefühlen nicht trauen konnte. Nein, nein. Luc hatte seinen Vater nicht umgebracht. Er saà im Gefängnis, weil Felix gelogen hatte!
Auch deshalb musste ich mit Sophie reden! Ganz kurz und in weiter Ferne sah ich Luc an dem Harry-and-Sally-Tisch in New York sitzen und hörte sein Lachen. Eine Sekunde lang kitzelte meine Nase seinen Hals, als er mich beim Musette-Walzer an sich presste. Aber ewig konnte ich die spärlichen Erinnerungen nicht wiederbeleben. Ich brauchte Luc zurück! Aber nicht bevor seine Unschuld bewiesen war.
»Lass die Finger davon, hörst du?«, wiederholte FK in seinem drohenden Oberlehrerton.
Das konnte ich nicht mehr. Ich hatte mich schon zu tief in die Geschichte eingegraben. Und Sophie, das wusste ich, war die Einzige, die mir noch weiterhelfen konnte. Keine kannte Felix so gut wie sie.
»Das perfekte Verbrechen gibt es nicht«, hatte Alban Brandt mal behauptet. »Es gibt immer Spuren. Nur solange man nicht weiÃ, wonach man suchen muss, sieht man sie nicht.« Wenn es so war, wie ich
Weitere Kostenlose Bücher