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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Augen. Entweder war ihm das Thema unangenehm, oder er wollte überhaupt nicht reden. Oder er wollte nur nicht mit Hedwig reden. Wie vorhin schob er seinen Kopf in den Flur des Busses hinein und hielt Ausschau nach seiner Frau. Doch der Blick wurde ihm von Erna versperrt, die von Sitzreihe zu Sitzreihe ging und Gugelhupfstücke verteilte. Felix nahm ein kleines, ich direkt zwei Stücke, ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen.
    Â»Habt ihr mal die Serie ›Die First Ladys der Ortenau‹ in der Acher-Rench-Zeitung gelesen?« Hedwig, die sich keinen Kuchen genommen hatte, drehte sich nun vollständig um, kniete sich auf ihren Sitz und schob ihr Gesicht ganz nah auf Felix zu. Punktgenau gesetztes Rouge, ein Hauch von Lippenstift. Was ihr Aussehen betraf, überließ diese Frau nichts dem Zufall. »Wenn Sophie OB wird, wirst du dann der erste First Lord der Ortenau?« Sie fragte das so laut, dass es der halbe Bus hören musste, und lachte glockenhell, als in den Sitzen davor und dahinter gekichert wurde.
    Â»Sophie wäre nicht die erste. Offenburg hat schon eine Oberbürgermeisterin«, gab Felix zurück, steckte den Kopf in den Gang des Busses und blickte sich wieder nach seiner Frau um. Aber die drehte ihm den Rücken zu und bekam von seiner Not nichts mit, denn sie debattierte immer noch mit dem Ortschaftsrat.
    Â»Dann kannst du ja mit dem Offenburger eine Leidensgemeinschaft gründen oder eine Selbsthilfegruppe«, zündelte Hedwig weiter. »Gibt es dann für euch bei offiziellen Anlässen ein Herrenprogramm?«
    Felix entschied sich fürs Aussitzen. Er pickte konzentriert die Rosinen aus dem Gugelhupf und sagte nichts mehr. Merkte er nicht, dass das die falsche Strategie war? Hedwig brachte er damit nicht zum Schweigen.
    Â»Ich meine, das muss doch schwer sein, wenn die Frau eine so steile Karriere macht und man selber geht mit der eigenen Firma den Bach herunter. Mach dir nichts draus. Bestimmt reicht ihr OB -Gehalt, dass sie dich als Hausmann durchfüttert. Musst halt nur waschen, bügeln und putzen.«
    Wieder allseitiges Gekicher. Felix schluckte alle Rosinen auf einmal hinunter, so als ließen sich auch Probleme lösen, indem man sie hinunterschluckte. Wieso widersprach er nicht? Fehlten ihm für eine saftige Replik der Schneid oder die Worte? Er musste doch merkten, dass er Hedwig so nicht zum Aufhören brachte. Im Gegenteil, die blühte durch sein Verhalten auf, die hatte ihr Pulver noch lange nicht verschossen. Immer noch auf ihrem Sitz kniend, sah sie sich im Bus nach Unterstützern um. Schließlich wirkte ihr Gift nur, wenn sie die Lacher weiter auf ihrer Seite hatte.
    Ich konnte Leute nicht ausstehen, die sich auf Kosten von anderen amüsierten, außerdem fand ich, dass es Zeit für eine Retourkutsche wegen ihres Anschwärzens bei LeBoeuf war. Am liebsten hätte ich ihr den Mund mit Gugelhupf gestopft, aber der war viel zu schade dafür. Also beugte ich mich zu Hedwig vor und zwang sie, mir direkt in die Augen zu sehen.
    Â»Merkst du nicht, dass Felix nicht mit dir reden will? Also halt endlich den Mund«, flüsterte ich ihr zu. »Und wenn du ihn nicht hältst, dann stopf ich ihn dir. Glaub mir, ich kann so was.«
    Dann rupfte ich ein großes Stück Gugelhupf ab und schob es mir in den Mund. Dabei ließ ich Hedwig nicht aus den Augen. Sie hielt dem Blickkontakt nicht lange stand und drehte sich bald um.
    Ich genoss es, sie fürs Erste zum Schweigen gebracht zu haben. Felix kaute immer noch an seinen Rosinen, den Blick stur auf seine Knie gerichtet, seine Hände, die auf den Oberschenkeln lagen, zitterten. Armer Kerl!
    Ich lehnte den Kopf an das Fenster und schloss die Augen. Als ich sie wieder öffnete, fuhren wir wie am Vortag an Maisplantagen entlang. Gestern, das schien eine Ewigkeit her zu sein. Gestern, als alle noch fröhlich und gut gelaunt gewesen waren! Gestern, als keine böse Ahnung die Vorfreude auf das Fest getrübt hatte! Gestern, als es zwischen Musikproben, Fußballstrategien und Kochplänen keinen Platz für eine gegeben hatte, die, anstatt süßen Kuchen zu rühren, Gift und Galle spuckte.
    Â»In einer halben Stunde sind wir an der Grenze«, rief Käshammer von vorne.
    Erleichtertes Aufatmen allerseits, man war froh, bald wieder auf deutschem Boden zu sein. Vielleicht, dachte ich, infiziert so ein Verbrechen alle, die darin verwickelt sind, und sei es nur

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