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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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schlaflose Nacht und der Leichenfund saßen mir in den Knochen, ich war verwirrt, verliebt, durcheinander und hoffte, dass LeBoeufs Kollegen den Mörder Murniers gefunden hatten, damit LeBoeuf mich laufen ließ. Doch seinen Satz über Luc hätte ich gerne zu Ende gehört. Was immer LeBoeuf über ihn sagen wollte, ich hätte es mit Sicherheit nicht gewusst, denn eigentlich wusste ich gar nichts über ihn. Elternhaus, Schule, Ausbildung, Frau eins, Frau zwei, Frau drei, Kinder, beruflicher Werdegang, über all diese Dinge hatten wir nicht gesprochen, stattdessen hatte mir Luc von Australien erzählt.
    Von den riesigen Weinfeldern in Clare Valley, wo ein Riesling angebaut wurde, den man Rhine Riesling nannte, von den ausgeklügelten Bewässerungssystemen für die Reben, von den Rosen, die die Weinfelder begrenzten, von der unendlichen Weite des Landes, der sengenden Sonne und dem ewig blauen Himmel. Und dieses Australien stellte ich mir vor: Ich sehe Luc und mich auf Pferden an diesen Weinfeldern entlangreiten. Ein sanfter Wind spielt mit meinen Locken, Lucs Herbstaugen blitzen in einem braun gebrannten Sommergesicht, im Reiten schneidet er eine Rose ab und wirft sie mir zu. Himmel, was für Kitschbilder mir durch den Kopf spazierten!
    Ich war noch nie in Australien gewesen, aber Luc hatte sogar ein paar Jahre dort gelebt. Das zumindest wusste ich von ihm.
    Heftiges Türenknallen brachte mich in die Wäschekammer zurück. Ich stand auf, um nachzusehen, was los war, als die Tür aufgerissen wurde und ein junger Kerl mit glühenden Augen auf mich zuschoss. Wütend kickte er das Bügelbrett zur Seite, dann pfefferte er einen Stuhl in die Ecke. Bevor er mich packen konnte, drückte ich mich an das Regal mit den Handtüchern.
    Â»Immer mit der Ruhe, silence, silence «, stammelte ich, als seine Pranke neben mich ins Regal schoss und nach den Handtüchern packte. Diese warf er in Richtung der zwei Gendarmen, die jetzt in den Raum stürmten. Das Regal im Rücken, bewegte ich mich auf die Tür zu, den Blick auf das wilde Gerangel gerichtet, in das sich das Kraftpaket mit den Gendarmen verwickelte. Mit und ohne Handtücher schlug der Kerl wild um sich, und es dauerte, bis die zwei Gendarmen den Angreifer zu Boden gerungen hatten und ihm, jetzt auch sie mit hochroten Köpfen, Handschellen anlegten. Als sie ihn abführten, sah ich den schwarzen Schriftzug auf seiner Jacke. Er war einer der Hellsass Devils.
    Ich blieb mit klopfendem Herzen und den herausgerissenen Handtüchern in der Wäschekammer zurück. Ich konnte mich nicht entschließen, sie einzusammeln. Als ich mich irgendwann doch nach dem ersten Handtuch bückte, kam LeBoeuf herein und legte ein Blatt Papier auf den Tisch.
    Â»Das müssen Sie unterschreiben.«
    Es war das Vernehmungsprotokoll. Der letzte Satz lautete: Die Zeugin schüttelt den Kopf.
    Â»War’s der Typ von den Hellsass Devils?«, fragte ich.
    Anstatt einer Antwort runzelte LeBoeuf nur die Stirn und deutete auf das Papier. Ich unterschrieb.
    Â»Sie können gehen. Bei weiteren Fragen setzen sich unsere deutschen Kollegen mit Ihnen in Verbindung.«
    Er hielt mir sogar die Tür auf. Im Flur begegneten mir zwei weitere Gendarmen, die zwischen sich einen Mann um die dreißig führten, der nicht wie ein Rocker, eher wie ein Bauer aussah. Ein Bauer aus früheren Zeiten mit derben Gesichtszügen und schrundigen Pranken, aber mit dem Blick eines verwirrten Jungen, der nicht wusste, wie ihm geschah.
    Â»Führen Sie Herrn Sajdowski herein«, befahl LeBoeuf den Gendarmen auf Deutsch. »Er soll sich setzen.«
    Ich stolperte zurück in die Winstub. Dort saß Martha allein mit ihrem und meinem Koffer neben dem Stuhl.
    Â»Na endlich«, sagte sie. »Wenn wir uns beeilen, kriegen wir den Bus noch. Dass du uns immer in Schwierigkeiten bringen musst. Das war schon so, als du noch ein Kind warst.«

FÜNF
    Sie hetzte in einem Tempo los, dass ihre Kofferrollen nur so auf der Straße schepperten und die Vögel in den Bäumen aufflogen. Vom Bach her quakten ein paar Enten.
    Â»Wieso habe ich dich in Schwierigkeiten gebracht? Wer hat mich denn aus dem Bett geworfen und auf die Leiche gestoßen?«, rief ich und stolperte ihr hinterher.
    Â»Hast du den Alten wirklich ohrfeigen müssen?«, fragte sie, als ich mit ihr gleichauf war.
    Â»Hätte ich etwa weitergehen und so tun sollen, als

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