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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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doch das perfekte Alibi, weil er mit dir im Bett gelegen hat.«
    Eben nicht, wollte ich ihm gestehen, das ist es, was mir solche Sorgen macht! Aber es fiel mir schwer, den Verdacht aus dem Reich der Gedanken in die Welt hinauszuschicken, selbst wenn die Welt nur aus FK bestand, der doch ein alter, treuer Freund war. Leider auch ein Reporter, der sich in jede gute Geschichte verbiss und allem nachging, was ihm nicht koscher schien.
    Â»Was ist mit der Mama los?«
    Edgar, der wieder in die Gaststube zurückgekehrt war, unterbrach meine Gedanken.
    Â»Die wirkt ja wie zehn Tage Regenwetter und schwätzt kein Wort. Ich mein, die hat doch den Toten kaum gekannt. Wieso nimmt sie das so mit?«
    Woher sollte ausgerechnet ich wissen, was mit meiner Mutter los war? Die war mir ein Buch mit sieben Siegeln oder eines mit lauter unbekannten Buchstaben. Ich verstand sie so wenig wie sie mich.
    Â»Sie hat kaum geschlafen«, fiel mir ein.
    Â»Aber ihr habt doch den Kochwettbewerb gewonnen. Nach so einem Sieg steckt sie locker eine schlaflose Nacht weg.« Er wischte mit seiner Hand ein paarmal über den Tisch, so wie man es früher bei den Rubbelbildchen gemacht hatte, damit das verborgene Bild sichtbar wurde. Auf dem Tisch wurde außer ein paar Staubflocken nichts sichtbar, stattdessen verrückte Edgar eines von Marthas grauenvollen Deckchen, das er danach schnell wieder in Form zog.
    Â»Sie wird sich schon wieder berappeln«, murmelte er und schlurfte in Richtung Stammtisch weiter, wo ihm der Weber Gustl sein leeres Bierglas entgegenstreckte. »Fast hätt ich’s vergessen.« Er drehte sich zu mir um. »Der Marek und die Sylwia waren da. Die wollen mit dir wegen Rosas Haus reden.«
    Den beiden hatte ich vor zwei Jahren das Haus, das mir meine Patentante Rosa vererbt hatte, vermietet. Sie würden es mir gerne abkaufen, aber ich hatte mich noch nicht entschieden, ob ich es verkaufen wollte oder nicht. Und im Augenblick wollte ich darüber nicht nachdenken, ich hatte anderes im Kopf. FK hatte in der Zwischenzeit seinen Schreibblock aus der Tasche gezogen und sich in seine Notizen vertieft.
    Â»Welchen Titel findest du besser?«, fragte er. »Fünfundvierzig Jahre deutsch-französischer Freundschaft von einem Mord überschattet. Oder: Tragischer Zwischenfall nach einem großen Sieg.«
    Â»Großer Sieg weckt Erinnerungen an sehr, sehr schlechte deutsch-französische Zeiten, also die erste Variante.«
    Â»Hast recht. Gesiegt und verloren wurde auf beiden Seiten des Rheins genug.« FK steckte seinen Schreibblock in die Tasche und stand auf. »Ich schwing dann mal die Hufe. Weißt ja, ich muss pünktlich sein heute Abend.«
    Â»Damit der Haussegen nicht in Schieflage gerät.«
    Â»Damit meine geliebte Gattin weiß, dass sie sich auf mich verlassen kann.«
    Â»Ach, FK  …«
    Ich zog ihn zurück auf die Bank. Wir redeten und redeten, und irgendwann schreckte FK auf, weil es schon so spät war. Ich fuhr ihn zu seiner Redaktion nach Achern. FK stieg am Rathausplatz aus und hetzte los, aber auch wenn er seinen Artikel im Flug ablieferte, würde er nicht mehr pünktlich zum Abendbrot kommen. Kalte Küche und eine enttäuschte Gattin würden ihm zu Hause serviert werden, doch wenn seine frisch aufpolierte Ehe diesen kleinen Fehltritt nicht überlebte, dann hatte sie eh kein solides Fundament.
    Ich parkte den Wagen vor der Sparkasse. Der Regen hatte aufgehört, die nassen Pflastersteine am Rathausplatz glänzten im Licht der Abendsonne. »Pflaschterschisser«, so hatte man die Acherner früher genannt, weil sie vor allen anderen Gemeinden der Gegend eine gepflasterte Straße bekamen. Auch heute noch hatten sie einen großen, gepflasterten Rathausplatz. Und das hässlichste Rathaus weit und breit. Ich marschierte in die andere Richtung davon.
    In der Pizzeria an der Ecke wurde das Wasser von den Außentischen gewischt, und mich überkam Heißhunger, nicht auf Pizza, sondern auf Eis. In der Ratskellerstraße kaufte ich mir drei Kugeln, Nuss, Pistazie, Kaffee. Die Eistüte in der Hand, besah ich mir lustlos die Auslagen der Schaufenster in der Hauptstraße. Wenig später landete ich vor dem Brunnen am Adlerplatz.
    Dort saß immer noch der steinerne Hirte mit seinem langen Speer. Die rechte Hand unters Kinn geschmiegt, starrte er auf das Wasser zu seinen Füßen, wohl wissend, dass er auf ewig von seinem

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