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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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wanderten nach dem Trocknen in den Ofen, zum Schluss unterzog Deville alle einer Inspektion. Ich stellte fest, dass ich nicht die Einzige war, deren Plätzchen nicht ganz gleichmäßig gediehen waren. Drei minus, so würde ich Devilles Urteil darüber zusammenfassen. Nur Übung macht den Meister, morgen würden wir einen weiteren Versuch starten. Die heutige Produktion durften wir mit nach Hause nehmen. Wie großzügig!
    Nach dem Unterricht verließ ich das Hotel, in der Hand einen rosa Deville-Kuchenkarton mit grünen Macarons sehr unterschiedlicher Größe. Ich lief in Richtung Place Kleber. In einer Nebenstraße auf der anderen Seite von Straßburgs zentralem Platz hatte ich heute Morgen mit Mühe einen Parkplatz ergattert. Die Place Kleber lag in der Nachmittagssonne, die Straßencafés waren gut besetzt, die futuristisch anmutenden Straßenbahnen fuhren an und ab, nicht nur Kinder ließen ihre Füße in dem großen, rechteckigen Wasserbecken baumeln. Ich orientierte mich an Klebers Statue. In der Blickrichtung des Generals lag die Straße, in der mein Auto stand. Ich fand es wieder und entschied, nicht zurück auf die andere Rheinseite zu fahren.
    Die Toutes-directions -Schilder leiteten mich auf die Autobahn in Richtung Mulhouse. Ich verließ sie eine halbe Stunde später bei der Ausfahrt Sélestat. Ich fuhr sofort auf Lucs Hof. Wieder öffnete mir die Tochter die Tür. Auch heute ganz in Schwarz, der Kajalstrich noch dicker als gestern.
    Â»Er ist nicht da.«
    Â»Wo find ich ihn?« Ich schob schon den Fuß nach vorne, damit sie mir die Tür nicht wieder zuschlagen konnte.
    Â»Er ist in den Reben«, erklärte sie, zwar immer noch mürrisch, aber durchaus bereitwillig. »Warten Sie, ich zeig Ihnen, wo.« Sie lief aus dem Haus über den Kiesweg bis zu meinem Wagen, blieb dort stehen und deutete mit der Hand nach links zu den Weinbergen unter der Ortenburg, wo zwischen den Reben ein silbernes Auto stand. »Das ist seins. An der Kapelle rechts, dann den Berg hoch und die zweite links.«
    Ich bedankte mich und stieg ein. Sie klopfte zum Abschied kurz aufs Autodach, dann öffnete sie die Tür und deutete auf den rosa Karton auf dem Beifahrersitz. Ihre Augen blitzten, als hätte sie eine sensationelle Entdeckung gemacht.
    Â»Sind das Macarons von Deville?«
    Ich reichte ihr den Karton und sagte: »Ich schenk sie dir.«
    Â»Welche Sorte? Ich mag nämlich nicht alle. Rosen-Macarons zum Beispiel schmecken ganz komisch, aber die mit Kaffee oder Schokolade …«
    Â»Es sind welche mit Pistazien«, unterbrach ich sie.
    Â»Pistazien? Die mag mein Vater besonders, aber ich eigentlich nicht. Wieso haben Sie keine Melange gekauft? Da ist doch für jeden was dabei.«
    Â»Soll ich sie zurücknehmen?«, fragte ich und startete den Wagen.
    Â»Nein, nein, ist schon okay. Danke übrigens.« In Windeseile öffnete sie den Karton, steckte sich das erste Plätzchen in den Mund und wühlte dann mit einer Hand in dem Karton herum. »Komisch«, sagte sie. »Die sind ja unterschiedlich groß. Und wieso sind die nicht gefüllt?«
    Weil Ganache erst übermorgen auf dem Lehrplan steht, du verwöhntes Gör! Ich verdrehte die Augen und fuhr davon.
    Fünf Minuten später parkte ich hinter dem silbernen Kombi. Luc war nirgends zu sehen. Ich lief die Straße entlang, auf der das gestrige Gewitter Geröll und Schotter angeschwemmt hatte, und suchte zwischen den Rebzeilen nach ihm. Die Reben zogen sich in sattem, frischem Grün mit einer leichten Rechtskurve weit den Berg hinauf, ihr Ende war nicht zu erkennen. Keine Spur von Luc, stattdessen traf ich auf zwei junge Frauen, die das Laubwerk um die Trauben ausdünnten. Ich fragte nach Luc.
    Â»Luke«, schrie eine der beiden in die Reben hinein. »Here is a big woman looking for you.«
    Big Woman , eine treffende Charakterisierung. Denn Marthas Walkürenkörper hatte ich leider geerbt. Ein Meter achtzig groß, mehr als achtzig Kilo schwer, das war ich. Unübersehbar.
    Weit oben zwischen den Rebzeilen tauchte er auf und kam in eiligen Schritten nach unten gelaufen. Der Mann steckte in Gummistiefeln, Jeans und einem verwaschenen T-Shirt, bald konnte ich sein Gesicht erkennen. Braun gebrannt mit diesen wundervollen Herbstaugen. Es strahlte, als er vor mir zum Stehen kam.
    Â»Hallo«, sagte er.
    Â»Luc«, sagte ich und

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