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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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warst du verschwunden. Wohin? Wann?«
    Anstelle einer Antwort machte Luc ein paar Schritte auf eine Reihe Reben zu und begann, die Rebstöcke und Trauben zu begutachten.
    Â»Ich will schnell damit fertig sein, damit wir zwei hier verschwinden können«, erklärte er mir.
    Ich folgte ihm auf der anderen Seite der Rebstöcke. »Erzähl mir, wohin du vorgestern verschwunden bist.«
    Â»Ich bin nicht verschwunden! Ich war im Badezimmer, als deine Mutter plötzlich ins Zimmer stürzte. Ich bin dringeblieben, schließlich war ich nackt, außerdem wusste ich nicht, ob du willst, dass deine Mutter weiß, dass ich bei dir …«
    Dass ich darauf nicht selbst gekommen war! So einfach und völlig verständlich. Mein Blick saugte sich an Lucs Händen fest, mit denen er behutsam die unreifen Trauben nach Druckstellen untersuchte. Die gleichen Hände, die vorgestern Nacht meine Schenkel gestreichelt hatten. Von mir aus hätte er das sofort wieder tun können.
    Â»So habe ich es übrigens auch der Polizei erzählt«, ergänzte Luc. »Ich hoffe, das war jetzt nicht indiskret oder so …«
    Â»Nein, nein, überhaupt nicht«, erwiderte ich schnell. »Allerdings habe ich, weil ich nicht wusste, wohin du verschwunden warst, gar nichts von dir erzählt, weil ich wiederum nicht wusste, ob dir das recht … Und LeBoeuf hat mich auch nicht gefragt, ich habe also verschwiegen, dass du –«
    Â»Hey!« Er griff zwischen den Reben hindurch nach meiner Hand und ignorierte einen merkwürdigen Glockenton, der plötzlich verirrt durch die Rebberge schallte. »Genau deshalb macht mich das Ganze so wütend, weil es uns in eine unmögliche Situation gebracht hat. Natürlich will ich, schon aus eigenem Interesse, dass der Mörder meines Vaters schnell gefasst wird. Aber ich will nicht, dass dadurch Misstrauen zwischen uns gesät wird, ach ma belle  …«
    Es war sein Handy, und es läutete hartnäckig weiter. »Aus eigenem Interesse? Was heißt das?«, fragte ich, als die Glocken endlich schwiegen.
    Â»Die Polizei hat mich ganz schön durch die Mangel gedreht. Tausend Fragen, misstrauisches Nachbohren. Jeder im Dorf weiß, dass das Verhältnis zu meinem Vater nicht das beste ist. War«, korrigierte er sich. »Deshalb ist es natürlich blöd, dass du nichts von mir, von uns beiden –«
    Â»Kein Problem«, unterbrach ich ihn. »Ich kann das doch klarstellen. Soll ich direkt zur Gendarmerie nach Schlettstadt …?«
    Wieder begannen die Glocken zu läuten.
    Â»Aber sag doch noch, was du gemacht hast, nachdem meine Mutter und ich zum Bach gelaufen sind. Warum bist du nicht auch nach draußen gekommen …?«
    Diesmal nahm er das Gespräch an. Er brüllte ein wütendes »oui« in das Telefon, dann hörte er zu, und seine Miene verfinsterte sich. Er lief den Berg hinunter, bevor er das Gespräch beendete. Ich folgte ihm.
    Â»Ich muss sofort zurück«, rief er mir zu und stürmte dabei in Riesenschritten vorwärts. »Die Polizei ist da und Sandrine allein zu Hause. Die hat doch keine Ahnung, wie sie mit so einer Situation umgehen soll. Und ich will nicht, dass die überall herumschnüffeln.«
    Â»Soll ich mitkommen?«, rief ich ihm hinterher. »Dann kann ich doch direkt erzählen, dass du bei mir warst.«
    Â»Nein, nein. Wer weiß, was sie jetzt von mir wollen. Ich will dich nicht mehr als nötig mit hineinziehen«, rief er zurück und hetzte weiter.
    Â»Was will die Polizei von dir? Sie haben doch Jakub Sajdowski festgenommen.«
    Ich rutschte, stolperte und polterte hinter ihm den steilen Abhang hinunter. Unten an der Straße angekommen, blieb ich völlig außer Puste stehen, aber Luc lief ohne Pause weiter, stieg sofort ins Auto, wendete, gab Gas, bremste, ließ die Scheibe herunter und rief: »Ich seh dich doch wieder, ma belle ? Sag mir, dass das nicht das Ende ist!«
    Â»Nein, nein«, japste ich. »Kannst du mir vielleicht deine Telefonnummer …?«
    Aber da trat er bereits wieder aufs Gas und sauste mit quietschenden Reifen die Serpentinen hinunter. Als ich endlich zu Atem kam und mit den dreckigen Gummistiefeln zu meinem Wagen schlurfte, starrten mich die beiden jungen Frauen wieder an. Wahrscheinlich fragten sie sich, warum ihr Chef vor the big woman davonlief. Ich strengte mich an, die Gummistiefel so

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