Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
Vom Netzwerk:
elegant wie möglich zu wechseln. Dann klemmte ich mich hinter das Steuer und fuhr davon. Sollten die zwei doch denken, was sie wollten! Neugierige Schachteln!

SIEBEN
    Lass uns in den Süden fahren, lass uns den Mord und die Verdächtigungen vergessen, rief ich Luc in Gedanken hinterher. Mir war zum Davonlaufen, zum Brücken-Abbrechen, nach Neuanfang. Warum immer vernünftig sein? Einmal einen radikalen Schnitt wagen, sich einmal aus den Fallstricken der Vergangenheit lösen, einmal ein neues Leben beginnen. In Australien?
    Nein, das war nichts für mich, eindeutig zu heiß. Amsterdam könnte mir gefallen, ein kleines Restaurant mit badisch-elsässischen Spezialitäten, an einer der Grachten gelegen. Luc wäre bestimmt ein vorzüglicher Sommelier, ich konnte ihn mir gut im Service vorstellen. Ich würde wie immer in der Küche stehen, die klein und beengt wäre, ein schmaler Schlauch, wie in all diesen alten Amsterdamer Häusern. Die Holländer würden uns die Bude einrennen! Dennoch würden wir höchstens vier Tage die Woche aufmachen, um genügend Zeit für uns zu haben. Für Sex zu jeder beliebigen Tageszeit, für lange Meerspaziergänge in Zoutelande, für Wochenendausflüge zu Weingütern in der Dordogne und für lauter andere schöne Dinge.
    Würde Luc Amsterdam gefallen? Welche Städte gefielen ihm überhaupt? Oder müsste er für einen Neuanfang den Kontinent wechseln, wie er es schon mal getan hatte? Ich wusste es nicht. Noch war der Mann ein unbeschriebenes Blatt, das ich mit meinen Wünschen vollkritzeln konnte. Ist das nicht das Großartige an einer neuen Liebe? Dass alle Wege offen sind? Dass alles möglich ist? Kann eine neue Liebe nicht Berge versetzen?
    Während ich diesen liebestrunkenen Gedanken nachhing, lenkte mich mein Auto den gleichen Weg zurück. So fand ich mich unversehens zur Rushhour in Straßburg wieder. Ich mühte mich im nervigen Stop-and-go-Verkehr durch die Stadt. Als mein Handy klingelte, stand ich auf der großen Baustelle an der Zufahrt zur Europabrücke endgültig im Stau.
    Â»Brauchen Sie Zucchini? Ich kann Ihnen welche in jeder Größe liefern. Frei Haus natürlich«, bot mir Alban Brandt an, der nicht nur ein Kriminaler, sondern auch ein begeisterter Schrebergärtner war.
    Â»Ich mache Betriebsferien, Herr Brandt. Ich bin gar nicht in Köln«, antwortete ich und fuhr zehn Meter weiter, bevor der Verkehr wieder ins Stocken geriet. Neben mir hob ein ächzender Bagger braune Erde aus und lud sie in einen Lkw, der mit laufendem Motor wartete.
    Â»Wie schön für Sie! Nach Strandurlaub oder Bergwandern hört sich das aber nicht an. Dem Lärm nach zu urteilen, tippe ich auf Neapel.«
    Â»Nicht ganz so weit südlich, Herr Brandt. Straßburg.«
    Â»Straßburg, interessant. Und was machen Sie da? Europäisches Parlament, Münster, Altstadt. Damit sind Sie doch in einem Tag durch.«
    Â»Einen Patissier-Kurs.«
    Â»Sie arbeiten auch im Urlaub? Aber braucht eine Köchin denn nicht auch mal eine Pause von ihrem Job? Also ich würde in meinen Ferien sehr ungern über eine Leiche stolpern.«
    Â»Eine Leiche gibt es hier leider auch«, gestand ich und erzählte ihm in groben Zügen, was passiert war.
    Â»Ach herrje! Und Sie stecken in der Sache drin?«
    Â»Wo denken Sie hin?«
    Ich bedauerte schon, ihm von dem Toten erzählt zu haben. Alban Brandt war ein sehr korrekter Kriminaler. Wenn ich ihm von meinen Zweifeln an Luc erzählte, würde er nicht nur nachbohren, sondern möglicherweise auch seine badischen Kollegen informieren. Ach, was dachte ich überhaupt noch an Zweifel! Die hatte Luc doch zerstreut. Im Badezimmer war er gewesen, aus Diskretion hatte er sich nicht gezeigt. Das war die Wahrheit, denn wie hätte er sonst wissen können, dass meine Mutter ins Zimmer gekommen war?
    Â»Ist Ihnen an der Leiche etwas aufgefallen?«, wollte Brandt wissen.
    Â»Sie lag im Wasser, hatte ein Loch im Kopf und ein Messer im Rücken.«
    Â»Was für ein Messer?«
    Â»Ein Ausbeinmesser.«
    Â»Steckte es grade oder krumm im Rücken des Toten?«
    Â»Ganz grade.«
    Â»Soso. Und wann sind Sie zurück in Köln?«
    Â»In zehn Tagen«, sagte ich und dachte: wenn überhaupt!
    Der Lastwagen fuhr rückwärts aus der Baustelle und schaffte Platz für drei Bauarbeiter, die ihre Presslufthämmer

Weitere Kostenlose Bücher