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Bibel der Toten

Bibel der Toten

Titel: Bibel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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gequälter Zug.
    »Mr Thurby. Jake … es tut mir furchtbar leid, aber ich dachte wirklich, es wäre so …«
    Barnier stand hinter ihr.
    »Heißt das, Sie könnten sich getäuscht haben, Julia? Warum behaupten Sie dann so einen Blödsinn, verdammte Scheiße noch mal?«
    »Weil sie genauso aussieht! Nur ihre Haut ist dunkler. Ich mache keine Witze. Über so etwas würde ich nie Witze machen! Chemda sieht haargenau wie diese Killerin aus; dasselbe Alter, dieselben Augen, dasselbe Gesicht, dieselben Bewegungen, alles genau gleich – bis auf die dunklere Haut.« Julia sah Jake stirnrunzelnd an. »Hat Chemda vielleicht eine Schwester, Jake? Etwa im gleichen Alter?«
    Jake schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Dann … dann verstehe ich das alles einfach nicht. Eine Frau, die haargenau gleich aussieht? Vielleicht sind sie Cousinen … oder … ich weiß auch nicht.«
    »Egal. Lassen Sie mich vorbei.
    « Jake zwängte sich zwischen Barnier und Julia durch und schob sich in das schäbige Treiben auf der Soi Cowboy hinaus.
    Glücklicherweise war der Aufruhr im Baccara am hektischen Gewusel der Soi Cowboy unbemerkt vorübergegangen. Vor dem Rawhide aßen Strichmädchen Würstchenspieße, an der Ecke des Dollhouse bettelten Pseudomönche mit aufgesetzten Leidensmienen.
    Wo war Chemda?
    Jake versuchte dreimal, sie anzurufen. Sie ging nicht dran. Es meldete sich immer nur ihre Mailbox. Er machte kehrt und ging auf den Türsteher des Baccara zu.
    »Haben Sie ein Mädchen gesehen? Ein Khmermädchen, das gerade aus dem Club gelaufen ist?«
    »Hmm?«
    »Ein dunkelhäutiges Mädchen? Bitte, in welche Richtung ist sie gelaufen?
    « Der Türsteher zuckte brummend mit den Achseln – und deutete auf eine andere Bar.
    »Ins Lucky Star?«, stieß Jake aufgeregt hervor. »Ist sie da rein?«
    Ein Achselzucken – dann ein weiteres kurzes, aber bestimmtes Nicken.
    »Mädchen.«
    Hektisch schob sich Jake durch die Menschenmassen der Soi Cowboy und betrat die Bar.
    Im Lucky Star war es dunkel. Er kniff die Augen zusammen. Auf einer kleinen Bühne waren zwei nackte Mädchen zugange; eine von ihnen hatte einen Dildo um ihre Hüften geschnallt und bearbeitete damit unablässig das andere Mädchen. Die Mädchen stöhnten und wanden sich roboterhaft. Dazu lief Clair de Lune von Debussy. Im Dunkeln sitzende Männer warfen wortlos Baht-Scheine auf die Bühne.
    Verzweifelt, entmutigt, niedergeschlagen rannte Jake wieder nach draußen. Offensichtlich hatte der Türsteher verstanden, dass er nur Mädchen wollte. Mädchen mit Mädchen.
    Es war durch und durch abstoßend. Die Soi Cowboy widerte ihn an. Sich ausgerechnet hier zu treffen, war ein schlechter Witz Barniers gewesen, der abstoßende Witz eines kranken, verängstigten Mannes.
    Er würde Chemda nie finden. Vielleicht würden sie sie umbringen. Wer auch immer sie waren. Alles erstickende Angst wallte in ihm hoch. Überwältigte ihn. Wie ein Monster aus dem Sumpf. Vor dem Dutch Pub an der Ecke der Soi Cowboy rief er hektisch im Hotel an. Es war höchst unwahrscheinlich, aber er wollte nichts unversucht lassen – doch die Frau an der Rezeption hatte Chemda nicht gesehen.
    Seine letzte Hoffnung war zunichte.
    Jake schaute den Asoke Boulevard mit seinen unzähligen Lichtern hinauf und hinunter. Er war mit den Nerven am Ende. Plötzlich summte sein Handy. Eine SMS.

    ENTFÜHRT. AUTO. HILFE. WEISS NICHT WO. ITTE HILF JAKE ILF.

33
    V ierundzwanzig Stunden später hatte Jake immer noch nichts von Chemda gehört. Ihr Handy war natürlich ausgeschaltet. Er hatte im Hotel stundenlang gewartet, nur dagesessen und gehofft, aber es war aussichtslos.
    In seiner Verzweiflung, in seinem zunehmenden Gefühl totaler Hilflosigkeit hatte er sich sogar dazu durchgerungen, Chemdas Mutter und ihren Großvater anzurufen, hatte aber nur die Hausmädchen der Soviroms ans Telefon bekommen, die seine Fragen in unverständlichem Khmer beantworteten. Er wusste nicht mehr weiter; er fühlte sich total verlassen, verlassen und machtlos; er verstand keinen Menschen; und jetzt saß er mit Julia und Barnier in einer Bar im Zentrum Bangkoks.
    Der alte Franzose hatte eine Fahne. Er hatte immer eine Fahne. Anscheinend war er seit dem Zwischenfall im Baccara in den Bars der Sois von Sukhumvit unterwegs gewesen und hatte ohne Unterbrechung getrunken, weil er sich nicht in seine Wohnung traute: »vor lauter Schiss«, die verfluchte »Hexe« könnte dort auftauchen und ihn umbringen.
    Inzwischen waren sich zumindest alle einig, dass es

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