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Bibel der Toten

Bibel der Toten

Titel: Bibel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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studierte die Berge. Dann stieg er wieder ein und nahm die schmalere, schlechtere Straße. Sie war zwar einmal befestigt gewesen, aber Frost, Wind und Regen hatten sie so gut wie unbefahrbar gemacht.
    Sie versuchten es trotzdem. Das Auto protestierte rumpelnd. Zwei Yaks versperrten ihnen den Weg; sie konnten sie nur mit lautem Hupen und Schreien von der Straße scheuchen. Das Auto kämpfte sich tapfer weiter den Berg hinauf; manchmal kam es nur unter mehrmaligem Rangieren um die haarscharfen Kurven. Irgendwann verschwand der Weg unter einem Wasserfall. Hatten sie sich verfahren? Tashi deutete. Hinter dem herabrauschenden Wasser und einem kleinen Gehölz ging die Straße weiter.
    In endlosen Serpentinen, links, rechts, links, quälten sie sich mit durchdrehenden Reifen heftig schaukelnd den Berg hinauf. Manchmal kamen sie beinahe von der Straße ab, aber sie kämpften sich immer weiter bis zu dem heiligen Kar zwischen verschneiten Gipfeln. Und je weiter sie nach oben kamen, umso stärker stieg die Spannung.
    Jetzt konnte es nicht mehr weit sein.
    »Wir sind von hinten um Berg gekommen«, sagte Tashi. Er lächelte nicht. Sein Gesicht zuckte nervös. Er stieg aufs Gas. Die letzte Kurve führte sie auf eine ebene gekieste Fläche mit zwei schmutzigen Betonbauten. Wie große Pissoirs.
    Tashi bremste, sie hielten an. Und jetzt? Jake spähte durch die schmutzige Windschutzscheibe. Plötzlich wurde ihm der ganze Wahnsinn seines Vorhabens bewusst; sobald sie stehen blieben, wurde die Idiotie überdeutlich. Er war nicht einmal bewaffnet. Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Dass er einfach wie irgend so ein beknackter Superheld durch die Tür marschieren und Chemda befreien würde? Vielleicht hätte er lieber auf Tyrone warten sollen. Oder sonst etwas. Vielleicht hätte er sich einen Plan zurechtlegen sollen. Er spähte mit zusammengekniffenen Augen durch den Dunst.
    Was?
    Aus einem der Gebäude war eine Gruppe von Männern gekommen. Ihre Blicke waren auf Jake gerichtet, und sie bewegten sich zögernd auf ihn zu. Glotzend. Schlurfend. Unschlüssig. Eigenartig.
    Und dann begannen sie zu laufen – auf das Auto zu.
    Jake sah die Narben auf ihren Stirnen.
    »Los!«, schrie Jake unnötigerweise. »Schnell weg!«
    Tashi stieß bereits mit durchdrehenden Reifen zurück und wendete schleudernd. Aber die Narbenmänner hatten das Auto schon erreicht, und einer von ihnen bekam den Griff von Jakes Tür zu fassen und riss sie auf. Jake hatte den grotesken Eindruck, von einer Horde Menschenaffen angegriffen zu werden, als er von zahlreichen Händen aus dem Auto gezerrt wurde. Er schrie Tashi an, der immer noch mit dem Lenkrad rang.
    Jake wurde vollends aus dem Auto gezogen und sah, wie die heftig schwingende Autotür gegen einen Felsen schlug und aus ihren Angeln gerissen wurde. Das Auto geriet ins Schleudern, die Männer brüllten und hielten Jake fest. Tashi machte eine zweite wilde Wende und raste mit aufheulendem Motor davon.
    Die Staubwolke, die er aufgewirbelt hatte, setzte sich.
    Tashi war entkommen, aber Jake saß in der Falle. Die Männer mit den Narben sahen ihn an und nickten, und einer von ihnen sagte etwas auf Chinesisch.
    Die anderen pflichteten ihm bei.
    »Hui!«
    Jake wurde hastig in eins der Gebäude geschleppt. Er versuchte sich loszureißen; er wand sich und biss und trat verzweifelt um sich, als sie ihn in das Dunkel des Betonbaus schleppten; dann sah er einen größeren Mann, der sich, verächtlich mit der Zunge schnalzend, durch die anderen schob. Der Mann hielt einen gro-ßen Schraubenschlüssel in der Hand. Er hob ihn über Jakes Kopf. Der plötzliche Schmerz war ungeheuer; halb bewusstlos, gab Jake jede Gegenwehr auf.
    Seltsam unbeteiligt beobachtete er mit dröhnendem Kopf, wie er in einen anderen Raum getragen und an einem rostigen Bettgestell festgeschnallt wurde. Daneben stand ein verdreckter kleiner Apparat, von dem zahlreiche durchsichtige Schläuche abgingen. An ihren Innenseiten waren Spuren einer roten Flüssigkeit zu sehen.
    Blut?
    Der schreckliche Verdacht, den dieser Gedanke auslöste, weckte Jakes Widerstandsgeist; er riss kraftlos an seinen Gurten und schrie um Hilfe, aber wieder kam der größere Mann und hob den Schraubenschlüssel. Und ließ ihn erneut auf Jakes Kopf niedersausen. Diesmal so fest, dass Jake sofort das Bewusstsein verlor.
    Als er wieder zu sich kam, spürte er ein eigenartiges Stechen. In seinem Arm. Er blickte an sich hinab. Da. Sie schoben ihm eine Nadel in die Armbeuge. Dann

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