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Bibel der Toten

Bibel der Toten

Titel: Bibel der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Trepanationen als eine Reaktion auf diese Gewalttätigkeit interpretieren. Wir wissen von unserem geschätzten Doktor Mantegazza, der in der fernen peruanischen Provinz Anta in der Sanja-Huara-Höhle ausgedehnte Studien unternommen hat …‹«
    »Ein bisschen geschwollen drückt sich der Kerl ja schon aus.«
    Julia lächelte aufgeregt. »Weiß Gott. Aber er kommt schon noch zum Punkt! Hör zu. ›Von Mantegazza wissen wir …‹, blablabla, ›dass bestimmte Kulturen in präkolumbischer Zeit die gleichen Operationen am Cranium durchgeführt haben, wahrscheinlich mit der Absicht, böse Geister auszutreiben und den Dämonen auf diese Weise zu ermöglichen, aus dem Schädel des Betroffenen zu entweichen. Es ist mit Sicherheit …‹« Julia beugte sich tiefer über die Seite und blickte mit zusammengekniffenen Augen auf ein Wort. »›… berechtigt, anzunehmen, dass unsere Vorfahren auf den unwirtlichen Causses von Lozère ähnliche Eingriffe vorgenommen haben. Sie versuchten die ihrer Kultur innewohnende Gewalttätigkeit herauszuschneiden, indem sie Löcher in die Schädel der Menschen bohrten, um die Dämonen aus ihren Gehirnen entweichen zu lassen.‹«
    »Klingt ja interessant«, sagte Alex. »Hochinteressant sogar. Er glaubt, dass sich damals alle gegenseitig umgebracht haben und aus diesem Grund ihre Kultur mit derlei primitiven Hirnoperationen retten wollten – um den Hang zur Gewalt loszuwerden. Ganz auszuschließen ist das nicht. Es würde die steinzeitlichen Trepanationen erklären.«
    Julia hob die Hand.
    »Der letzte Absatz ist noch seltsamer.« Sie las die Schlussbemerkung vor: »›Wenn ich mir in unserem Kampf gegen wissenschaftliche Ignoranz die Freiheiten eines altgedienten Kämpen herausnehmen darf, möchte ich diesen Mutmaßungen noch eine weitere Erwägung hinzufügen. Könnte ein Zusammenhang bestehen zwischen meinen bescheidenen Entdeckungen und den seltsamen Objekten, die Garnier vor kurzem auf seinen wagemutigen Expeditionen im oberen Cochinchina am Mekong entdeckt hat?‹«
    Alex setzte sich vor.
    »Cochinchina. Ist das nicht der alte Name für Französisch-Indochina?«
    Julia nickte mit Nachdruck. »›Der wackere französische Imperialist, der soeben von den Schrecken der Mekongfälle und den Wonnen Louanghphrabanghs zurückgekehrt ist, weiß zu berichten, dass er auf einer Hochebene unweit Ponsabanhs mehrere große Krüge ausgegraben hat, die ganz ähnliche Überreste enthielten wie die Gebeine, die wir in unserem heimischen Lozère entdeckt haben: sowohl mehrere Dutzend trepanierter Schädel als auch andere aus derselben Zeit stammende Hinweise auf eine kollektive Gewalttätigkeit von beängstigendem Ausmaß. Der Zusammenhang ist pikant und reizvoll und geradezu phantastisch. Aber nun fällt es jüngeren und fähigeren Gelehrten zu, aufzudecken, ob ein Funke Wahrheit in meinen Phantasien steckt.‹«
    Alex war atypisch schweigsam. Schließlich sagte er:
    »Eine Verbindung zu Indochina. Zu Laos und Kambodscha. Ich muss schon sagen …«
    »Wird langsam Zeit, dass wir Rouvier davon erzählen. Die Zusammenhänge sind einfach zu auffällig. Eindeutig. Komm, gehen wir.«
    Alex stimmte ihr zu; er stand auf und streckte sich – und sagte, er brauchte jetzt dringend einen Kaffee, einen Grand crème. Ein nettes Bistro, in dem sie in Ruhe über alles reden könnten. Hastig stülpten sie die Deckel wieder auf die Schachteln und stellten sie in den Stapel zurück, dann gingen sie zum Ausgang.
    Doch irgendetwas ließ Julia keine Ruhe, als sie sich den großen gläsernen Schwingtüren mit den schmutzigen Scheiben näherten. Etwas ging ihr schon die ganze Zeit im Kopf herum. Sie wandte sich Alex zu.
    »Warte in dieser Brasserie auf mich, ja? Du weißt schon, die, an der wir vorhin vorbeigefahren sind – ein paar Straßen weiter.«
    »Okay. Aber wieso?«
    »Da ist noch etwas, was ich diesen komischen Vogel an der Pforte fragen möchte. Geh schon mal vor und bestell dir deinen Kaffee. Ich komme gleich nach.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, schlang ihm die Arme um den Hals und gab ihm einen Kuss; es gefiel ihr, dass er größer war.
    Er grinste. »Womit habe ich denn das verdient, Julia?« Er grinste noch, als er sich umdrehte und nach draußen ging. Froh, inmitten all dieser Widrigkeiten wenigstens Alex zu haben, schaute Julia ihm kurz nach. Doch jetzt stand sie vor einer schwierigeren Aufgabe, als Alex Carmichael zu küssen.
    Sie ging zur Pforte und klopfte an die gläserne Trennscheibe. Mit

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