Bibi Blocksberg - Das Buch zum Kinofilm
Unterlagen holen. Ich bin gleich wieder weg“, antwortete er in einem ungewohnt geschäftsmäßigen Ton und griff nach ein paar Aktenordnern. „Ich habe keine Ahnung, wie ich das bis morgen schaffen soll. Aber vielleicht muss ich es ja auch gar nicht schaffen.“ Er blickte seine Frau kühl an. „Wie ich höre, habt ihr euch ja bereits entschieden.“
„Bernhard, wir sind nun mal Hexen“, sagte sie eindringlich. „Man wird als Hexe geboren wie als Mann oder Frau, als Schwarzer oder Weißer…“
„Ja dann…“ Er wandte sich abrupt um und ging zur Tür.
„Was soll das heißen ,ja dann’?“, fragte Barbara hilflos. „Dann sind wir geschiedene Leute oder was?“
Bernhard presste die Lippen zusammen und sagte nichts.
„Aber Papi!“, rief Bibi vorwurfsvoll. „Von seiner Tochter kann man sich doch gar nicht scheiden lassen!“
Ihr Vater blickte sie traurig und müde an. Dann klemmte er seine Akten fester unter den Arm und verschwand ohne ein Wort des Abschieds. Barbara und Bibi hörten noch, wie Bernhard in sein Auto stieg und mit quietschenden Reifen davonpreschte, dass der Kies nach allen Seiten spritzte. Sie schauten sich betroffen an und sagten kein Wort. Es gab auch nichts zu sagen.
Völlig geistesabwesend lenkte Bernhard Blocksberg den Wagen durch die Stadt. Er war deprimiert und unglücklich wie nie zuvor in seinem Leben und er konnte es nicht verhindern, dass seine Augen feucht wurden. Langsam kullerten ein paar Tränen seine Wangen hinunter…
Bibi blickte aus dem Fenster und hing ihren Gedanken nach.
„Irgendwie haben wir in letzter Zeit kein großes Glück mit der Hexerei gehabt“, sagte sie niedergeschlagen. Sie überlegte kurz. „Wir könnten’s vielleicht doch für eine Weile ohne probieren…“
„ Ganz oder gar nicht, Bibi.“
Barbara sah ihre Tochter zärtlich an, nahm ihre Hand und drückte sie leicht.
„Sag, sollen wir das Hexen aufgeben?“, fuhr sie fort. „Für immer und ewig?“
Bibi starrte sie erschrocken und mit großen Augen an. Nach einer Weile sagte sie mit heiserer Stimme: „Ich glaube, dass wir Papi helfen müssen.“
Barbara gab sich einen Ruck, stand auf und griff zum Telefon.
Gegenüber dem großen Forum auf dem Blocksberg befand sich zwischen den Felsen der Eingang zu Walpurgias Wohnung. Sie lag halb unter der Erde und war sehr geräumig. Den größten Teil nahmen das Labor und der Wohnbereich ein, in die Küche und in den Schlafraum führte ein kleiner, mit Tropfsteinen fast zugewachsener Gang.
In der Mitte des Labors brannte Tag und Nacht ein wärmendes und Licht spendendes Feuer, an der Rückwand waren meterhohe Regale errichtet, in denen die Vorsitzende des Hexenrats Hunderte von hexenwissenschaftlichen Werken aufbewahrte.
Der Wohnraum wurde von einem großen runden Tisch fast völlig eingenommen, an der Wand stand in einer Nische ein breites, gemütliches Sofa. Überall steckten brennende Fackeln in den Wänden und aus dem Labor ertönte leises Brodeln und Blubbern.
Walpurgia saß am Tisch und löste Kreuzworträtsel. Ihre Füße steckten in einem warmen Fußbad und um den Hals trug sie einen Schal. Wahrscheinlich hatte sie sich bei der Überreichung der Hexenkugel an Bibi erkältet.
Die beiden Junghexen Arkadia und Schubia hatten es sich auf dem Sofa bequem gemacht und blätterten mit wenig Interesse in einem alten Buch. Viel lieber schauten sie in den Fernseher, der in dem Regal in der Bibliothek stand. Das Telefon klingelte. Walpurgia hob ab und meldete sich.
„Ja?… Barbara!“ Sie lauschte in den Hörer, dann richtete sie sich erschrocken auf. „Was? Wie bitte? Ich versteh kein Wort.“ Sie schaltete den Fernseher aus.
„Heyyyy!“, riefen Arkadia und Schubia empört.
„Tante Walli, das ist unfair!“
„Jetzt, wo’s so spannend wird!“
Mit einer Handbewegung brachte Walpurgia sie zum Schweigen. Sie hörte sich an, was Barbara Blocksberg ihr am Telefon mitteilte und auf ihrem Gesicht malte sich Bestürzung ab.
„Barbara, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!… Ist das wirklich definitiv? Aha…“
Schweigend legte sie den Hörer auf die Gabel. Sie wickelte den Schal fester um ihren Hals und fasste sich an die fiebrig heiße Stirn. Dann nahm sie ein großes, kariertes Taschentuch aus ihrem Hausmantel und schnäuzte sich geräuschvoll.
„Kinder, ich brauche eure Unterstützung“, sagte sie zu Arkadia und Schubia, die sie neugierig anstarrten. „Wir müssen eine Zeremonie vorbereiten. Ihr fliegt die Einladungen aus.
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