Bibi und Tina - 23 - Gefahr für Falkenstein
augenblicklich in Galopp, und los ging die wilde Jagd: Heraus aus dem Hof, links den Feldweg entlang und dann zwischen Wiesen und Feldern auf den Falkensteiner l-orst zu. Am Rande des Waldes war eine Schonung, in der im Sommer leckere Beeren wuchsen. Die Himbeerbüsche neben den kleinen Tannen sollten das Ziel sein.
Die beiden Reiterinnen feuerten die Tiere an, denn jede wollte natürlich gewinnen. Amadeus und Sabrina schnaubten und wieherten vergnügt und gaben ihr Bestes. Doch das Wettreiten ging diesmal unentschieden aus.
»Das gilt nicht!«, rief Tina verärgert.
»Wieso?«, fragte Bibi fröhlich. »Dann gehen wir eben beide mit Alex Eis essen. Und er darf bezahlen.«
»Pfff!« Tina blies sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Da hat Alex ja wohl ein Wörtchen mitzureden, oder?«
»Ach, der macht das schon«, meinte Bibi zuversichtlich. »Er hat schließlich mehr Taschengeld als wir beide zusammen.«
»Ja und? Wenn schon. Das geht uns gar nichts an.«
»Okay, okay«, beschwichtigte Bibi die Freundin. »Dann erhöhe ich auf ein doppeltes Eis beim Wettreiten Nummer zwei.«
»Wie edel!«, sagte Tina belustigt. »Das wird ganz schön teuer für dich.«
»Wieso?«, fragte Bibi.
Tina lachte. »Weil der Verlierer zahlt! Und das bist du.«
»Das werden wir ja sehen!«, rief Bibi. »Auf zum Schloss!«
Sabrina legte einen blitzsauberen Start hin und ging sofort in Führung. Die nächsten Minuten lang sah es so aus, als müsste Tina das Eis ausgeben. Doch plötzlich brach aus dem Unterholz ein Reiter: Alexander von Falkenstein auf seinem schwarzen Hengst Maharadscha. Alex war tief über den Hals seines Pferdes gebeugt und ritt, als wäre der Teufel hinter ihm her. Tina sah ihn zuerst.
»Anhalten, Bibi!«, rief sie der Freundin zu. »Stopp!«
»Wieso?« Bibi wandte den Kopf nach hinten. »Ich gewinne gerade!«
Plötzlich begann Sabrina zu scheuen, und Bibi bemerkte den Reiter, der auf sie zupreschte. »Hey! Was soll denn das? Ist Alex vom wilden Affen gebissen?«
Nur mit Mühe gelang es den Mädchen, ihre Pferde zu beruhigen und sie am Steigen zu hindern. Dann war Alex auch schon auf gleicher Höhe mit ihnen. Er parierte Maharadscha durch und brachte ihn neben Bibi und Tina zum Stehen.
»Sag mal, hast du einen Knall, Alex?«, fragte Bibi empört.
»Tut mir Leid, Bibi!... Ich ... Ich ...« Er rang nach Luft. Sein Gesicht war schweißüberströmt.
»Alex? Was ist?«, rief Tina erschrocken. »Du bist ja weiß wie eine Wand!«
»Ich wollte zu euch!«, keuchte Alex. »Ich muss mit dir reden, Tina!«
»Ist was passiert?«
»Ja, Vater will das Schloss verkaufen!«
»Nein!«, riefen Bibi und Tina wie aus einem Mund. »Das ist unmöglich!«
»Doch.« Alex nickte betrübt. »Er sagt, es muss sein.«
»Es muss sein?« Tina schüttelte fassungslos den Kopf. »Aber warum denn?«
»Die Bank gibt uns keinen Kredit mehr«, antwortete Alex mit tonloser Stimme und schaute betreten zur Seite.
»Wieso braucht ihr denn einen Kredit?« Tina runzelte fragend die Stirn. »Dein Vater ist doch reich.«
»Das dachte ich auch«, erwiderte Alex traurig. Dann begann er zu erzählen ...
»Jeder hier in der Gegend denkt natürlich, dass unsere Familie sehr reich ist. Aber mein Vater bezieht sein Einkommen zum großen Teil aus der Land- und Forstwirtschaft. Der letzte schwere Sturm aber hat die Wälder stark verwüstet. Viele ausgewachsene Bäume wurden entwurzelt, sind abgeknickt und zersplittert. Sie sind bloß noch wertloses Bruchholz. Genauso ist es mit der Ernte: Das Getreide stand gut im Korn, aber jetzt ist fast alles vernichtet.«
Alex seufzte tief auf, und ein bitterer Zug umspielte seine Mundwinkel.
»He!«, meinte Bibi. »Warum müsst ihr denn gleich das Schloss verkaufen? Verkauft eure Pferde. Ihr habt doch genug .«
Alexander schüttelte betrübt den Kopf. »So schnell finden sich keine reichen Käufer für die Pferde. Wir hatten einen Interessenten, einen mit viel Geld, aber der ist ganz plötzlich abgesprungen.«
Schweigend blickten die Mädchen den jungen Grafensohn an. Sie wussten nicht, was sie sagen sollten. Es war einfach zu schrecklich, was sie gerade gehört hatten.
»Und was nun?«, fragte Tina nach einer Weile leise.
Alex schob trotzig die Unterlippe vor, seine dunklen Augen blitzten. »Auf keinen Fall gehe ich weg von hier«, sagte er. Seine Stimme bekam einen festen Klang. »Ich schwör's euch, hört ihr? Ich geh nicht weg!«
»W.. .weg?« Tina verschlug es fast die Sprache. »Was redest du
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