Bibi und Tina - 23 - Gefahr für Falkenstein
denn da?«
»Wenn das Schloss verkauft werden muss, will mein Vater von hier verschwinden. So weit weg wie möglich, am besten ins Ausland.«
»Warum denn das?«, fragte Bibi entgeistert.
»Damit«, Alex legte Betonung in seine Worte, »niemand seine Schande sieht!«
Tina war entsetzt. »Alex, bitte! Das darf nicht sein. Du musst deinen Vater von dieser Idee abbringen!«
»Phhh!« Alexander stieß die Luft aus. »Was glaubst du, was ich ihm erzähle? Aber er hört mir überhaupt nicht zu.«
»Irgendwas muss man doch machen können!«, rief Tina aufgebracht.
»Tja«, meinte Alex traurig, »es müsste ein Wunder geschehen.«
Bibi versuchte ihn zu trösten: »Es ist ja noch nichts passiert.«
Alex schaute sie verzweifelt an. »Nichts passiert?«, wiederholte er leicht hysterisch. »Nein, abgesehen davon, dass Vater gerade einen Finanzberater in seinem Büro sitzen hat, mit dem er über ein Kaufangebot verhandelt, ist noch nichts passiert.«
»Was? Heute schon?«, riefen die Mädchen erschrocken.
»Ja! Deshalb hatte ich es ja so eilig!«, sagte Alex und wandte sich dann an die kleine Hexe: »Bibi, du musst uns helfen!«
»Na klar doch!« Bibi nickte eifrig. »Aber wenn ich diesen Beratertyp verhexen soll, müsste ich natürlich hinüber ins Schloss reiten.«
»Das geht nicht«, wehrte Alex ab. »Das merkt mein Vater.«
»Von hier aus kann ich bloß hexen, dass die zwei heute nicht einig werden.«
»Ja, tu das«, stimmte Alex zu. »Das ist doch immerhin etwas. Danach sehen wir weiter.«
»Okay«, meinte Bibi. »Dann erst mal: Eene meene Milch vergossen, Verkauf wird heute nicht beschlossen. Hex-hex!«
Das Verkaufsgespräch
I m Arbeitszimmer des Grafen herrschte eine gespannte Atmosphäre. Graf Falko von Falkenstein saß kerzengerade hinter seinem wuchtigen Schreibtisch. Vor sich hatte er einige Papiere liegen, die er aufmerksam studierte. Dann blickte er sein Gegenüber, Dr. Laufuß, den Finanzberater, an, der in dem Besucherstuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs lümmelte und ein überhebliches Lächeln aufgesetzt hatte. Dr. Laufuß wusste um die finanziellen Schwierigkeiten des Schlossherrn und hoffte, dem Grafen das Schloss samt seinen Ländereien günstig abzujagen. Er war ein dicker, specknackiger Mann und schon auf den ersten Blick unsympathisch. Obendrein hatte er keinen Geschmack: Zu seiner sündhaft teuren Kombination trug er gelbe Lackschuhe und eine gelbe Krawatte. Allein schon bei seinem Anblick bekam der Graf Magenschmerzen. Doch er bewahrte Haltung.
»Nun ...«, sagte er und blickte Dr. Laufuß durch sein Monokel an, »ein interessantes Angebot, das Sie mir da unterbreiten.«
Laufuß lachte selbstgefällig. »Nicht kleckern, sondern klotzen, ist unsere Devise, verehrter Graf.«
Graf Falko räusperte sich und sagte dann: »Bei einem eventuellen Verkauf hatte ich allerdings nur an das Schloss, die Schlosswiesen, an den Park und die Pferdekoppeln gedacht. Nicht an den gesamten Besitz.«
Dr. Laufuß verzog das Gesicht. »Was wollen Sie denn mit dem schäbigen Rest?«, sagte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Das ist für Sie doch nur ein Klotz am Bein.«
Graf Falko zog eine Augenbraue hoch und sagte spitz: »Dieser ... ähöm! ... schäbige Rest, wie Sie ihn bezeichnen, sind Acker- und Weideland, sowie verpachtete Flächen.«
»Alles nur eine Frage der Verhandlung, Verehrtester«, erwiderte Laufuß lässig.
»Nun, man wird sehen.« Graf Falko raschelte mit den Papieren auf seinem Schreibtisch. »Eine Bemerkung noch zu dem Schloss: Es steht unter Denkmalschutz. Bauliche Veränderungen dürfen nur minimal vorgenommen werden. Alles andere muss von den zuständigen Behörden genehmigt werden.«
»Keine Sorge!«, sagte Laufuß großzügig. »Wir bauen lediglich den Stallkomplex um.«
»Wieso das?«, fragte der Graf. »Die Ställe sind aufs Modernste ausgestattet.«
»Darum geht es nicht. Wir brauchen die Gebäude für Veranstaltungsräume.«
Der Graf runzelte die Stirn. »Sie wissen doch genau, dass eine öffentliche Nutzung der Schlossanlage ausgeschlossen ist«, sagte er scharf.
»Keine Sorge!« Dr. Laufuß lachte ölig. »Das läuft streng privat ab. Das ist nur für Clubmitglieder. Natürlich alles Pferdeliebhaber, exzellente Reiter.«
»Warum machen Sie dann die Ställe dicht?«, wollte Graf Falko wissen.
»Von ,dichtmachen' kann keine Rede sein, Verehrtester«, beteuerte Laufuß. »Ganz im Gegenteil. Wir fassen die Pferde in dem Reiterhof zusammen. Natürlich muss
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