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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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dass sie geraucht und getrunken haben, so als würden die Bessergestellten einfach nicht rauchen, voll Banane. Es ist total egal, wo man herkommt. Wir rauchen, weil wir rauchen wollen, und es sagt einen Scheißdreck darüber aus, wer wir sind oder was aus unserer Zukunft wird, aber diese Lehrer können es einfach nicht lassen, in vernebelten Schulklos nach notleidenden Seelen zu suchen. Dass jemand, der auf dem Schulklo raucht, nicht gegen das System rebelliert, auf die Idee ist von diesen Witzfiguren noch keiner gekommen. Wir denken nicht mal an das Scheißsystem, wir wollen bloß eine Kippe. Das ist eine Überlebenstechnik, und von den Lehrern rauchen ja auch viele, aber bei denen platzt keiner ins Lehrerzimmer, beurteilt ihr Leben und ihre Zukunft und lässt sie nachsitzen.
    Ich schreibe zwar eine Eins nach der anderen, aber weil ich nach Rauch rieche und ich offensichtlich nicht mehr unschuldig bin, dürfen sie sich hinstellen und entsetzt die Köpfe schütteln, so als ob ich früher oder später sowieso scheitern und alle enttäuschen werde. Über Lorna schütteln sie garantiert nie die Köpfe, da verwette ich meinen Arsch drauf, zumal ihr Daddy dem Lehrer-Eltern-Ausschuss immer dicke Schecks schreibt; man verbindet Reichtum eben einfach nicht mit Vernachlässigung oder Blödheit mit Wohlstand. So gesehen ist es fast Zeitverschwendung, gute Noten zu schreiben, wenn man ich ist, und es würde mich auch nicht groß kümmern, wenn es nicht so wäre, aber ich weiß eben meistens die Antwort, was man von Lorna nicht behaupten kann. Die verbringt mehr Zeit damit, den Erwachsenen zu verkaufen, sie würde die Tugenden besitzen, die mir offensichtlich fehlen, dabei ist Lorna eine Hohlbirne und wäre in einigen Fächern ohne mich echt aufgeschmissen, so sieht es aus. Platt ausgedrückt soll ich ihr die Hausaufgaben machen, und sie meinte, sie bezahlt mich auch.
    Ehrlich gesagt frage ich mich, wie lange Lorna ihren Vorbild-Status noch halten kann, sie steht da auf ziemlich wackligen Beinen. Diesen Samstag gibt sie eine Party. Ihre Eltern sind gerade in Marokko. Und wen ruft sie von ihrem Handy aus als Allererstes an? Gäste? Fehlanzeige. Die Merry Maids? Bingo. Damit sie am nächsten Morgen kommen und die Sauerei wegputzen, die sie schon vorhersieht, aber ich finde ja eh, es gibt nichts Besseres als Weitblick, mal abgesehen von Scharfblick. Apropos Spuren verwischen. Zu dieser Party geh ich auf jeden Fall. Hauptsache, raus aus dem Gestank bei uns zu Hause.

Nelly
    Was in aller Welt geschieht mit den Bienen? Angeblich ist es ein ökologisches Desaster, ein Holocaust für die Umwelt.
    Ich frage mich jeden Tag, was bloß eine derartige Schädigung unseres Ökosystems verursachen kann. Chemikalien, habe ich gehört, Pestizide. Ich verstehe es nicht, wirklich nicht. Unser Planet steht kurz vor dem Untergang, doch offenbar kümmert es niemanden.
    Ob ich Angst habe? Oh ja, und wie.

Lennie
    Nelly ist nicht stark. Sie ist labil, leicht verletzlich. Nicht der Typ, der schreit und brüllt, außer im Schlaf. Und dann natürlich die Geige. Ihrem Können nach zu urteilen, würde ich sie einige Jahre älter schätzen. Wir haben ein paar herrliche Duette zusammen gespielt; leider bin ich am Klavier auch nicht mehr das, was ich mal war, und an manchen Tagen frage ich mich, ob ich überhaupt noch spielen kann. Ich weiß nicht, was in letzter Zeit mit mir los ist, ich würde meinen eigenen Kopf irgendwo liegen lassen, wenn er nicht angewachsen wäre. Sie dagegen ist geradezu eine Meisterin und ganz anders als ihre Schwester, die jedes Wochenende betrunken ist und mitten in der Nacht grölend nach Hause kommt, sodass es alle Nachbarn mitbekommen.
    Wenn ich Bobby bloß aus ihrem Garten fernhalten könnte. Er würde alles umwühlen, wenn ich ihn ließe.

Marnie
    Heute Abend standen Kimbo und Susie mit einer Flasche Rotwein vor der Tür, Château Tesco. Susie hatte ihrer Oma Geld geklaut und wollte sich die Kante geben. Ich hatte schon getextet, dass ich krank bin, und bin ich ja auch, wenn man einen Kater gelten lässt. Lornas Party ist total aus dem Ruder gelaufen. Viel weiß ich nicht mehr davon, nur noch, dass ich bei Lennie aufgewacht bin. Er saß neben mir auf einem Stuhl, bei seinen Füßen eine Kotzschüssel. Er hat mir ein rohes Ei eingeflößt, davon musste ich ordentlich reihern, aber danach ging es mir besser. Dann hat er mir ein Schinkensandwich und einen Tee gemacht. Nelly hat sich von mir ferngehalten, und das war auch gut so,

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