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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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weil, im Moment macht sie mich echt wahnsinnig. Sie schwänzt die Schule, das zieht Aufmerksamkeit auf uns.
    Außerdem, wenn ich Pech hab, bin ich schwanger. Neulich Nacht bin ich ohne Strumpfhose nach Hause gekommen, ich konnte sie nirgends finden. Ich hab Lennie gefragt, ob er sie vielleicht in die Wäsche getan hat, und da war er ganz verdruckst und meinte, ich wäre schon ohne nach Hause gekommen. Oh Mann, so was mit Lennie zu besprechen … Jetzt weiß er, dass ich voll die Schlampe bin.
    Ich glaube nicht, dass ich mit irgendwem geschlafen hab, außer vielleicht mit Kirkland »Grottenolm« Milligan. Er ist schon seit Monaten hinter mir her, vielleicht hat der eine Ahnung, wo meine Strumpfhose abgeblieben ist. Der Arsch.
    Jedenfalls stehen Susie und Kimbo vor der Tür, Susie mit ihrer Pseudofelljacke und Kimbo in einer Militärhose. Susie fragt mich, ob Gene da ist, und da werde ich ein bisschen nervös. Mit Izzy im Urlaub, sag ich. Sie will wissen, wo sie denn genau hin wären. »In die Türkei«, sag ich. Da meint Kimbo, sie wären wahrscheinlich vor dem Gestank geflüchtet. »Hier mieft es nach Chlor und Scheiße.« Ich hab ihr dann erzählt, wir hätten ein verstopftes Klo. Sie hat nichts mehr dazu gesagt, aber es stimmt schon, es stinkt überall nach Gene, sogar bei dieser Kälte, man könnte meinen, er klebt an den Wänden. Ich wollte heute Abend ja eigentlich nichts trinken, aber ein Schlückchen musste trotzdem sein. Mit Susie war nichts los, sie hat ein bisschen geschmollt und irgendwie hatte man das Gefühl, man muss trinken. Außerdem war sie scheißneugierig, was mit Izzy und Gene ist. Der Wein hat prima gewirkt, bis Susie sich dann was aufs Kleid gekippt hat, und weil sie noch in irgendeinen Club wollte, ist sie gleich zu Izzys Schrank hin. Ich konnte sie nicht aufhalten.
    Ich war seit Wochen nicht mehr bei Izzy und Gene im Schlafzimmer, und es war echt abartig. Versiffte und knitterige Laken auf einer Matratze, auf der immer noch die Flecken von Genes Leiche waren. Die ganze Kommode war mit Izzys Make-up vollgeschmiert, und überall irgendwelche Tablettenröhrchen. Auf dem Fußboden ihre Unterwäsche, so als ob sie sie gerade erst ausgezogen hätte. Aschenbecher voller Kippen. Eine halbleere Wodkaflasche. Überall schmutzige Wäsche, und dann natürlich dieser andere Gestank. Ihr Gestank. Und eine Mischung aus kaltem Rauch und schalem Parfüm, billigem Deo und verschüttetem Fusel. Mir kam es echt hoch. Ich wollte ein Fenster aufmachen, ich brauchte frische Luft, aber es war zu spät. Ich hab alles vollgekotzt. Danach wollten wir alle nur noch raus da, und Susie hat sich den roten Kunstlederrock von einem Bügel in Izzys Schrank geschnappt und ihn mit in mein Zimmer genommen zum Anprobieren. Er passte wie angegossen.
    Als Nächstes ist Nelly reingekommen und hat Susie in Izzys Sachen gesehen. Ich dachte, sie wäre noch bei Lennie, und als ich Susie angucke, sehe ich, was sie sieht. Ich sehe Izzy. Nelly ist total ausgetickt, und Susie wusste gar nicht, wie ihr geschieht. Nelly hat sie total verdroschen. Kimbo musste sie an den Haaren wegziehen, aber dann hat sich Nelly losgerissen und ist noch mal auf sie los. Ich weiß gar nicht mehr, was ich gemacht hab, ich weiß nur, dass ich keinem geholfen habe. Susies ganzes Gesicht war zerkratzt, und überall klebte Nellys Spucke. Izzys Rock bestand nur noch aus Fetzen.
    Und genau deshalb wollte ich nicht, dass sie vorbeikommen. Ich wusste, dass so was passiert, das lag schon seit Wochen in der Luft. Nelly ist schon die ganze Zeit so komisch, richtig psycho, und Kimbo glaubt, wir hätten Ratten im Haus. Angeblich riecht sie Ratten, so wie manche Hunde Krebs riechen. Sie glaubt, dass im Schlafzimmer von Gene und Izzy vielleicht irgendwo eine gestorben ist. Wenn die wüsste, wer im Schlafzimmer von Izzy und Gene wirklich gestorben ist.

Nelly
    Kein Geist, sondern eine Diebin. Wie konnte sie es wagen, die Kleider meiner Mutter zu stehlen? Wie konnte sie es wagen, die Kleider meiner Mutter anzuziehen? Sie hatte dort nichts zu suchen. Und Marnie stand da, als wäre alles in bester Ordnung. Diese Kanaille. Eine Backpfeife hat sie verdient. Wie konnte sie die beiden bloß mit ins Schlafzimmer nehmen? Wie konnte sie sie mit ihrem Wissen überhaupt zu uns nach Hause bringen? Es ist unerträglich. In eine unmögliche Lage hat Marnie mich gebracht. Gewalt war unumgänglich.

Marnie
    Zwei Drittel seines Lebens hat Gene immer wieder in irgendwelchen Entziehungskuren

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