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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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Gegend machen Lennie gerade ziemlich fertig. Also, machen sie ja eigentlich immer, aber heute um zwei oder drei Uhr morgens standen ein paar Typen vor seinem Haus und haben ihn beschimpft, und dann hat einer mit einer Sprühdose was an seine Tür und seinen Zaun geschmiert. Heute Morgen ist Lennie einfach aufgestanden und hat es überstrichen, und obwohl er wusste, dass ich es gesehen hatte, hat er kein Wort darüber verloren, deshalb hab ich auch den Mund gehalten. Keine Ahnung, was Nelly draus gemacht hat, wahrscheinlich einfach, was sie wollte. Im Moment hängt sie dauernd drüben bei Lennie rum. Sie wohnt praktisch dort, schleicht sich fast jeden Tag durch die Hintertür rein, lässt sich von ihm bekochen, schläft in seinem Gästezimmer und spielt ihm Geige vor. Er hat natürlich nur zu gern jemanden da, um den er sich kümmern kann, und Nelly lässt es sich nur zu gern gefallen.
    Es ist wohl nicht so einfach, sich in diesem Alter um sich selbst zu kümmern. Du versuchst, nicht daran zu denken, und tust so, als wärst du eine stinknormale Zwölfjährige, aber tief im Innern weißt du, du bist es nicht. Du bist allein. Du musst dein Haus selber heizen, deine Rechnungen selber bezahlen, deine Klamotten selber waschen und dir die Tränen selber abwischen. Kein Wunder, dass es sie zu diesem alten Opi hinzieht, bei dem es immer nach frisch gebackenem Brot riecht. Lennie liebt sie wie eine Enkelin. Sie braucht das, Zuwendung, Wärme, und das in einem Haus, in dem es nicht nach Tod und Bleiche riecht. Neulich hab ich mich richtig verflucht dafür, dass ich Gene erst eine Woche im Haus liegen lassen hab, bevor wir ihn beerdigt haben. Merke: Leute immer sofort beerdigen.
    Lennie wird allmählich misstrauisch, und sein Pissköter auch. Schnüffelt dauernd in den Blumenbeeten rum. Neulich hab ich ihn erwischt, wie er wie ein Blöder Dreck zwischen den Pfoten hochgewühlt hat, er hatte sogar Genes Arm ausgegraben, einfach so, da ging mir echt der Arsch auf Grundeis. Zum Glück war niemand dabei und ich hab ihn einfach wieder eingebuddelt. Dafür hat der kleine Kläffer dann auch einen wohlverdienten Arschtritt kassiert. Er hat ein bisschen gejault, und schon kam Lennie mit einem Geschirrtuch in der Hand aus der Küche gesprungen. Aber ich glaub nicht, dass er was gesehen hat.
    »Alles in Ordnung, Marnie?«
    »Bobby gräbt den Lavendel aus. Kannst du ihn mal rufen, Lennie?«
    Der Arschtritt hat anscheinend nicht gereicht, weil, jetzt schnüffelt das Vieh im Schuppen rum, wo Izzy liegt, aber dann ruft ihn Lennie, und er zockelt ab und verschwindet in einer von Lennies Terrassentüren.
    »Um fünf Uhr Abendessen, Marnie?«
    Ich nicke, sein Essen ist der Hammer, aber trotzdem, seinen Köter muss ich wohl killen.

Lennie
    Ich war in der Schule, als Onkel Leonard, und hatte ein Gespräch mit einer Frau mit sehr schlechten Zähnen. Mrs.   MacLeod. Jede Menge Ethno-Schmuck, die Frau war von oben bis unten mit Holz und Türkis behängt. Außerdem benutzt sie dieses Patschuli-Öl, sie stank wie eine ganze Kirche. Natürlich hat sie die ganze Zeit gelächelt und mir versichert, dass sie die Mädchen auf ihrem »Bildungsweg« begleiten will. Ach, was sie in den Schulen heute für einen Rhabarber daherreden, es ist unglaublich. Wir haben natürlich über Nellys Fehlstunden gesprochen, und ich habe ihr zugesagt, dass keine weiteren hinzukommen werden. Sie darf den Unterricht nicht versäumen. Auf gar keinen Fall. Die Schule ist das Einzige, was diese Mädchen voranbringen kann. Wir haben uns auf eine Woche Nachsitzen für Nelly geeinigt, was ich hinterher ein wenig bereute, aber wenn sie dadurch auf der Schule bleiben kann, führt wohl kein Weg daran vorbei. Außerdem muss sie sich jeden Morgen bei dieser Mrs.   MacLeod melden. Das wird ihr nicht schmecken, aber was soll man machen? Wenn sie nicht zur Schule geht, stehen bald die Sozialarbeiter vor der Tür und fragen nach den Gründen, nicht diese Mrs.   MacLeod. Und dann will keiner mit Onkel Leonard sprechen, so viel ist sicher.
    Als Nächstes redeten wir über Marnie. Da wurde sie besonders lebhaft. Sie machte sich sogar die Mühe, mir Marnies Arbeiten zu zeigen. Überall eine Eins, Eins plus. Da war ich schon perplex. Ich habe das Mädchen nicht ein einziges Mal beim Lernen gesehen; wenn ich so darüber nachdenke, habe ich sie nicht einmal mit einem Buch in der Hand gesehen, immer nur ihren knochigen Hintern, wenn sie zum Bus rennt oder hinten in den Eiswagen springt. Die

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