Bienensterben: Roman (German Edition)
einfach nur da und gucken uns an, und auf einmal hab ich so ein warmes Gefühl von den Lenden bis hoch zu den Lippen, ich werf mich in seine Arme und will ihn überall spüren, und es ist so heiß, dass wir aus dem Club rausmüssen, oder vielmehr vor Pink und Danny abhauen, die sich dann gegenseitig anbaggern und wahrscheinlich über uns auslassen.
Jedenfalls sind wir zu Kirkland nach Hause, haben uns ohne Ende von Micks Drogen reingepfiffen, oder zumindest Kirkland, und die ganze Nacht gevögelt, und es war vielleicht das erste Mal in meinem Leben, dass ich es wirklich mit jemandem tun wollte, und es war anders – nackt, real, behutsam und ehrlich.
Ich fass es nicht. Und ich dachte, ich könnte ihn nicht ausstehen, dabei hab ich mir die ganze Zeit was vorgelogen, warum mach ich so was?
Seine Eltern waren nicht da, und ich bin zwei hammerschöne Tage lang bei ihm geblieben. Wir haben die ganze Zeit nur gegessen und gevögelt, und im Hintergrund lief irgendeine CD , die er mir gebrannt hatte, eine oder fünf. Er sagt, er liebt mich und hat mich immer geliebt und wird mich immer lieben, und ich antworte nichts und lache nur über ihn, aber das macht ihm nichts aus, er sagt es trotzdem immer wieder und ich will es hören. Als ich gehen muss, würd ich am liebsten noch bleiben, aber ich tu so, als wollte ich gehen, und als ich meine Klamotten suche, sind sie ordentlich zusammengelegt, sogar meine Unterhose, und da schäm ich mich ein bisschen, deshalb tu ich ganz cool und nenn ihn einen »sentimentalen Arsch«, aber Kirkland weiß nichts von Coolness, weil er so aufrichtig ist, und dann macht er diese megasüße Bettelnummer und schmeißt sich fast auf die Knie, damit ich noch bleibe, und da will ich noch viel mehr bleiben. Aber ich kann nicht, er soll mich nicht zu sehr mögen, oder vielleicht will ich ihn auch nicht zu sehr mögen.
Ich hab meinen iPod nicht dabei, und er gibt mir seinen.
Draußen ist es arschkalt, aber es ist eine gute Kälte. Er bringt mich noch zur U-Bahn, und da kommen wir an so einem Fenster vorbei, hochglanzpoliert und wie ein Spiegel, und darin seh ich Kirkland und mich, Hand in Hand. Er ist größer als ich und wir sehen irgendwie komisch zusammen aus, und dann fragt er: »Gefällt es dir nicht, wie wir aussehen?« Ich antworte nichts, und er dann: »Mir gefällt’s nämlich.« Dann zieht er mich zu sich ran und wir küssen uns noch mal.
Auf dem Heimweg hör ich alles, was er mir am Wochenende vorgespielt hat, und es klingt zwar nicht so, wie als wir zusammen waren, aber trotzdem wie etwas, das ich die ganze Zeit hören will.
Am nächsten Tag geh ich zu Susie, aber ich schaff es nicht, auf die Klingel zu drücken. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, warum ich überhaupt vor ihrer Tür stehe. Wahrscheinlich, weil ich meiner besten Freundin alles über Kirkland erzählen will, jemandem, der nichts sagt und sich einfach für mich freut und ein Geheimnis für sich behalten kann, aber dann geh ich wieder, weil, irgendwie ist das im Arsch zwischen Susie und mir. Geh ich halt zu Kim, beschließe ich, aber die ist total enttäuscht von Lorna, sie hatten wieder Zoff, also sitz ich am Ende da und rede Stuss wie: »Sie ist es nicht wert«, dabei sollte ich sagen: »Nimm deine verfickten Pillen, du Psychotante«, aber sie ist meine beste Freundin, deshalb sag ich nichts, umarme sie nur und reiche ihr Taschentücher. Am Ende geh ich dann in den Garten und erzähl es Izzy, die konnte zwar noch nie irgendwas für sich behalten, aber in Anbetracht der Umstände ist sie darin jetzt einsame Spitze. Gene auch, aber der war es ja schon immer.
Nelly
Marnie verkehrt seit Neuestem mit einem Jungen. Ich habe die beiden von meinem Fenster aus gesehen. Er begleitet sie fast jeden Abend nach Hause, ein wahrer Gentleman. Manchmal verstecken sie sich im Dunkeln, wo ich sie nicht sehen kann. Ich frage mich, was sie dort für Geheimnisse teilen. Der Bursche muss ein wahrer Humorist sein, sie kichert und lacht über alles, was er sagt. Sie ist ganz bestrickt von ihm. Ich habe keinerlei Interesse an Jungen. Sie stinken nach Socken und Talg. Sie haben gelbe Zähne und lächeln zu breit. Ich wünschte, sie würden in ihre Bücher schauen, statt zu pfeifen und zu gaffen, eigentlich wünschte ich, sie würden mich gar nicht ansehen. Es ist höchst verdrießlich.
»Ey, genieß es doch einfach, du Sahneschnitte«, sagt Sharon.
»Nenn mich nicht so«, sage ich zu ihr.
»Sahneschnitte?« Sie lacht. »Was hast du denn? Du
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