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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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kreischt jemand: »Du Hure!« Ich dann beide Hände über den Kopf, so als würd ich erwarten, dass jeden Moment eine Bombe hochgeht, und für eine Minute oder so hab ich keine Ahnung, was hier überhaupt abgeht, ich merk nur, wie mich jemand tritt und als Schlampe beschimpft und Mick als Dreckskerl. Ist er ja auch.
    »Hör auf, Julie! Hör sofort auf!«, schreit Mick. Er ist wieder da und tut sein Bestes, um sie von mir wegzureißen, aber sie ist wie eine Furie, und ihre Wut gibt ihr Kraft.
    »Ich bring sie um! Ich bring diese Scheißschlampe um!«
    Noch mehr Tritte.
    »Jetzt lass sie doch los, um Himmels willen!«
    Die Tritte hören auf, und jetzt knöpft sie sich Mick vor. Schlägt ihn, schreit und bewirft ihn mit allem, was sie zu fassen kriegt, hauptsächlich Schrott, aber schweres Zeug, eine Schneekugel mit dem Ungeheuer von Loch Ness drin, ein Lexikon und ein paar Kerzenhalter, ein Toaster und ein Topf, ein paar Bratpfannen und Besteck, mittlerweile sieht es aus wie auf der Müllkippe und ich hocke zusammengekauert in einer Ecke und heule. Da taucht Robert T. Macdonald auf.
    »Was ist hier los?«, brüllt er.
    Mick versteckt sich hinter dem Sofa, und Julie ist kurz davor, ihm mit der Bratpfanne den Schädel einzuschlagen.
    »Wer sind Sie denn?«, keift Julie ihn an.
    »Ich bin Marnies Großvater. Und wer sind Sie?«
    »Ihre Enkelin ist eine Hure! Eine. Hure .«
    Robert T. Macdonald sieht sich im Zimmer um, und als er Mick hinter dem Sofa hocken sieht, guckt er mich an und fragt verblüfft: »Der da?«
    Ich nicke.
    »Mensch, Mädel, du bist doch nicht ganz gescheit«, sagt er, und sein missbilligender Ton kotzt mich an, den hat er sich noch nicht verdient. Am liebsten würd ich ihm sagen, er soll sich verpissen und es geht ihn nichts an, aber ich brauche ihn, damit er das alles hier beendet, ich brauche ihn, damit er mir hilft, weil, sonst ist ja keiner da.
    Ich nicke und höre mich »Sorry« murmeln.
    »Sagst du, aber denken tust du es nicht«, sagt Mick.
    »Und was denke ich, Mister?«, fragt Robert T. Macdonald.
    »Ich will bloß wissen, wo Gene ist.«
    »Mit Isabel in der Türkei.«
    »Und wie sind sie bitte schön dort hingekommen, hä? Mit dem Floß oder wie?«, fragt Mick und zieht die Pässe raus. Robert T. Macdonald schnappt sie sich, schlägt sie auf und sieht sie sich an, und dann starrt er mich an; ich hab bestimmt ’nen Stempel auf der Stirn: schlechtes Gewissen .
    »Ich weiß nicht, wo sie sind«, flüstere ich.
    »Und sie ist trotzdem eine Hure!«, schreit Julie.
    »Raus hier!«, befiehlt Robert T. Macdonald.
    »Er hat meine Kohle. Gene, der Wichser, hat noch meine Kohle!«, sagt Mick.
    »Dann hättest du sie ihm halt nicht geben dürfen.«
    »Ich hau erst ab, wenn ich weiß, wo er steckt«, sagt Mick.
    »Das Mädel sagt, sie weiß es nicht.«
    »Irgendwer weiß es.«
    »Raus hier!«, sagt Robert T. Macdonald.
    Mick markiert jetzt den Helden. »Und wer will mich dazu zwingen, hä?«
    Da springt Robert T. Macdonald über den Tisch, schnappt ihn sich am Hals und quetscht ihn wie eine Tube Zahnpasta. Mick reißt den Mund auf, seine Augen tränen und es sieht so aus, als würde Robert T. Macdonald ihn jeden Moment umbringen, aber dann zieht Julie ihm die Bratpfanne über und er fällt bewusstlos auf den Boden. Julie und Mick düsen in Micks Eiswagen ab, wahrscheinlich denken sie, sie hätten ihn umgebracht. Dann taucht auf einmal Lennie auf und meint, wir müssten Robert T. Macdonald zu einem Arzt bringen, aber Robert T. Macdonald kommt wieder zu sich und sagt, er geht selber. Lennie macht ihm einen Tee und versucht das Chaos zu beseitigen, aber es ist zwecklos, alles ist zerbrochen oder zerrissen und es ist nichts mehr zu retten, überall Trümmer, egal, wo man hinguckt.
    »Wo sind sie?«, fragt Robert T. Macdonald.
    »In Micks Eiswagen abgehauen«, sage ich.
    »Nicht diese Idioten, wo ist Izzy? Wo ist Gene?«
    Und am liebsten würde ich ihm alles erzählen. Lennie alles erzählen. Dass Gene und Izzy im Garten vergraben sind. Dass ich Eis und Drogen verkauft und mit einem verheirateten Mann gevögelt hab. Ich will erzählen, wie müde ich bin und wie gern ich da im Garten verbuddelt liegen und alles loslassen würde, aber kaum dass ich den Mund aufmache, kreuzt Nelly auf: »Wem gehört denn das Kind da draußen?«
    Mick und Julie haben ihr Baby vergessen.
    Eine halbe Stunde später kommt Julie zur Eingangstür reingeschossen, schnappt sich ihr Kind, das in seiner Babyschale vor sich hin brabbelt,

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