Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
mit bewusst freundlicher Stimme: »Sind Sie der Halter des Fahrzeugs?« Dabei schielte sie auf das Display. Das Autokennzeichen war noch gespeichert.
»Sehe ich aus wie der Bräutigam oder der Chauffeur?«, erwiderte Zeki unwirsch, schalt sich aber zugleich dafür, sich wieder einmal einzumischen. Was geht dich das an, wenn die Kollegin – und das war die hübsche Frau im gewissen Sinne – ihre Arbeit machte.
»Dann kennen Sie das Hochzeitspaar?«, fragte diese weiter, während der Strafzettel ausgedruckt wurde.
»Nein. Aber ich weiß, wie teuer Hochzeiten sind«, antwortete er gereizt und ließ die Frau stehen.
Sie blickte ihm nach, als wäre sie vor der Trauung am Altar sitzengelassen worden.
Zeki erspähte einen einladenden Tisch mit Sonnenschirm vor dem Wirtshaus. Kaum hatte er, innerlich noch aufgewühlt, Platz genommen, entdeckte ihn die Kellnerin. Er sah sie zum ersten Mal, obwohl er das Wirtshaus öfter aufsuchte. Eine Aushilfe, vermutete er. Wie eine Dampflok steuerte die Kellnerin mit der in Kunstleder eingeschlagenen Speisekarte auf ihn zu. Das einstudierte Grinsen entwich aus ihrem Gesicht, als er sich anmaßte, nur die Tageszeitung zu bestellen.
»Umsonst Zeitung lesen kannst in der Stadtbibliothek. Die ist gleich da vorne, Tegernseer Landstraße«, informierte ihn die Frau wie unter Schock und fügte ironisch hinzu: »Der Tisch gehört zu einem Wirtshaus. Hier wird gegessen und getrunken. Was kriegen wir denn?«
Der abschätzige Blick und die schlechten Zähne zerrten an Zekis Nerven. Ihm wurde leicht übel. Unwillkürlich musste er an Jale denken, wie sie sich am Brunnen übergeben hatte. Ob sie wohl schon etwas über den Steinkrug in Erfahrung gebracht hatte?
»Danke für die Aufklärung. Sag dem Wirt, der Zeki ist da und will Zeitung lesen.«
»Der Chef ist außer Haus«, ließ sie den Mann mit der orientalischen Aura wissen. »Also, was trinken wir jetzt? Wollen wir ein Bier oder eine Schorle zur Zeitung vielleicht?«
Besser, sich auf das herablassende Niveau der Kellnerin einzulassen, als darauf zu spekulieren, wie ein Stammgast behandelt zu werden, entschied Zeki.
»
Wir
wollen, dass du dich jetzt schleichst und mit einer Halben Weißbier und Zeitungen zurückkommst«, entgegnete er barsch, um keine weitere Erwiderung zu erhalten.
Mit einem siegesgewissen Grinsen nahm die Kellnerin die Bestellung entgegen und tapste mit unfreiwillig komisch wirkenden Schritten in das Wirtshaus zurück.
Als Zeki wieder allein war, blinzelte er in die Abendsonne. Er spürte eine wohltuende Portion Wut in sich. Auch wenn die Frau recht hatte, wollte er nicht, dass sie recht behielt. Gleichzeitig besann er sich, den Kampf mit dem Bierdrachen nicht gewinnen zu können, ohne sie vor dem Wirt, mit dem er seit vielen Jahren eine Freundschaft pflegte, bloßzustellen. Er kramte aus seiner Hosentasche ein Bündel Scheine, suchte nach einem 5 -Euro-Schein, zögerte einen Moment und legte zwei davon auf den Tisch, bevor er den Heimweg antrat.
Kurz darauf tauchte die Kellnerin mit dem Weißbier und dem Stapel Zeitungen unter dem Arm am leeren Tisch wieder auf. Verblüffung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Grantig, wie eine bayerische Kellnerin nun mal sein konnte, wollte sie schon aufschreien, als sie die zwei Geldscheine auf dem Tisch registrierte. Anerkennend nickte sie.
»Wenigstens hat er Anstand, der Ausländer«, murmelte sie vor sich hin, blickte sich verstohlen um und nahm einen ordentlichen Schluck von dem kühlen Weißbier, das sie allein schon aus Berufsehre nicht ungeleert zurücktragen wollte.
8
I ch habe heute Abend was vor,
baba.
Tut mir leid«, antwortete Özlem ihrem Vater am Telefon.
Der Kommissar hatte bei seiner Tochter angerufen, um sie zum Fastenbrechen zu überreden. Sie wohnte in der Nähe, und er hatte keine Lust, allein in einem Lokal essen zu gehen. Der Tisch in seiner Küche war gedeckt. Oliven, Schafskäse und Weißbrot natürlich.
Sucuk,
die türkische Rindswurst, war bereits klein geschnitten, um in der Pfanne angebraten zu werden. Zwei Liter Wasser warteten darauf, getrunken zu werden. Seine Gedanken waren die vergangene halbe Stunde um nichts anderes als um seinen Durst gekreist.
»Kein Problem, mein Kind«, sagte er mit gespielter Beiläufigkeit. »Weißt du, was Aydin und Jale machen?«
»Ja«, erwiderte sie mit einem tiefen Seufzer. »Ich treffe sie um halb zehn am Königsplatz.«
Zeki hörte aus ihrer Stimme heraus, wie sie versuchte, ihm etwas zu verheimlichen,
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