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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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der Hand über das Gesicht streichen, doch Demirbilek kam ihr zuvor und hielt sie fest. »Lassen Sie das.«
    »Und Sie gehen besser, oder ich hole die Polizei«, entgegnete sie gelassen und verließ das Badezimmer.
    Er sah ihr nach, wie sie zum Bett ging, wo ihre Kleidung bereitlag, und den Bademantel abstreifte. Auf ihrem gesamten Rücken und den Schulterblättern prangte ein Tattoo. Für einen kurzen Moment bewunderte Demirbilek die farbenfrohe Pracht des Drachen.

74
    C engiz schob Wache vor Zeils Zimmertür und konnte ein kurzes Aufschrecken nicht unterdrücken, als ihr Chef heraustrat.
    »Was hat sie gesagt?«
    »Was machst du hier?«, bekam sie als Antwort.
    »Na, was wohl? Aufpassen. Die Kollegen sitzen beim Frühstück.«
    Hin und wieder, sagte sich Demirbilek, helfen Niederlagen, um am Ende einen Sieg gebührend genießen zu können.
    »Wir fahren zu Nihal Koca«, beschloss er.
    »Zur Diplomatin?«
    »Ja, ich will sie sprechen.«
    »Und was ist mit ihr?«
    »Sag Bescheid, sie sollen dich ablösen. Ich will wissen, was sie treibt.«
    Demirbilek setzte nach einer hitzigen Diskussion mit seinem Kollegen Kaymaz durch, zu Nihal Kocas Privatadresse im Stadtteil Kadıköy zu fahren und nicht zu warten, bis sie ihren Dienst im Büro antrat. Bei der Autofahrt durch die halbe Stadt nahm er sich Cengiz’ ausgedruckte Berichte vor. Die Ausführungen über die Betrugsmasche überflog er nur. Das Verhörprotokoll des alten Hopfenbauers las er genauer durch. Als sie in die Straße zum Haus der Diplomatin einbogen, gab er dem Fahrer die Anweisung, Sirene und Blaulicht einzuschalten. Mit lautem Getöse hielten sie vor dem verschlossenen Einfahrtstor. Demirbilek bat alle drei Kollegen, auszusteigen, auch den uniformierten Fahrer, der normalerweise im Streifenwagen gewartet hätte.
    Kaymaz ging vor und drückte die Glocke. An der Videogegensprechanlage ertönte kurz darauf eine männliche Stimme. Kocas Ehemann. Verärgert über den unangemeldeten Besuch und den Sirenenlärm, verweigerte er den Einlass. Kaymaz begann zu verhandeln, doch Demirbilek unterbrach ihn und bat Herrn Koca, seiner Frau vom
Komiser Bey,
mit dem sie auf der Damentoilette am Münchner Flughafen gesprochen hatte, Grüße zu bestellen. Dann schickte er seine Kollegen zum Auto. Kaymaz nahm wieder vorne Platz. Demirbilek und Cengiz stiegen hinten ein.
    »Wo ist Zeil?«, fragte Demirbilek.
    »Im Frühstücksraum, zusammen mit einer Gruppe Urlauber, ein arabisch aussehender Mann ist darunter«, erklärte Cengiz. Die türkischen Fahnder hielten sie, wie verabredet, auf dem Laufenden.
    »Auf deine Männer ist Verlass, Selim?«, fragte Demirbilek.
    »Mein Bruder Gökhan ist einer von ihnen«, sagte dieser nur und verbot sich damit weitere Diskussionen.
    Mit der Antwort gab sich Demirbilek zufrieden, er wandte sich wieder Cengiz zu. »Schreib, sie sollen ein Foto von dem Mann machen. Vielleicht ist er irgendwo erfasst. Laut Vierkants Vernehmungsprotokoll soll Dietl in Dubai was am Laufen haben. Vielleicht gibt es eine Verbindung.«
    »Ich mache das«, entschied Kaymaz und telefonierte mit seinem Bruder.
    Demirbilek wartete, bis er mit dem Gespräch zu Ende war, dann klopfte er dem Fahrer von hinten auf die Schulter. »Wenden Sie. Mit Blaulicht, so laut es geht, und geben Sie Gas. Ich möchte Reifen quietschen hören.«
    Der Fahrer vergewisserte sich bei seinem Vorgesetzten. Kaymaz nickte zum Einverständnis. Daraufhin ließ er die Sirene aufjaulen, wartete eine gefühlte Stunde und startete erst dann den Motor. Wie ein Rallyefahrer ließ er mit durchdrehenden Reifen den Polizeiwagen im Stehen kreisen und jagte dann die Straße entlang.
    Nach etwa tausend Metern brüllte Demirbilek von hinten: »Gut, das reicht!«
    Der Fahrer stieg in die Bremsen. Kaymaz griff zum Schalter, um die Sirene abzustellen.
    »Wir treffen uns später. Den Rest erledige ich allein«, sagte Demirbilek und stieg aus.

75
    S ein erstes Taschentuch für den Tag war aus purem Zufall blau-gelb, den Vereinsfarben seines in Kadıköy beheimateten Fußballclubs Fenerbahçe. Demirbilek liebte derlei Fügungen. Positiv kam die Umgebung hinzu, die er ohne Eile durchschritt. Sie fand seinen Zuspruch. Eine harmonische Mischung aus altem Baubestand und Wohnblöcken jüngeren Datums. Um ihn herum nahm die Geschäftigkeit des Tages Fahrt auf. Männer in Anzügen und mit Aktenkoffern passierten seinen Weg. Frauen mit und ohne Kopftuch gingen an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten. Er passte in die Gegend. Er

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