Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
»Biertrinkerin des Jahres« aufgrund ihrer Tätigkeit als Mitarbeiterin einer Brauerei zu viel? Der Journalist untermauerte seine Theorie mit Interviews, die er auf dem Bierfestival geführt haben wollte. Seine Schlussfolgerungen liefen darauf hinaus, dass Manuela Weigl sich prostituierte. Und zwar mit Persönlichkeiten aus der oberen Etage der Bierszene, wodurch sie an sensible Informationen gekommen war, die ihr den bedauerlich frühen Tod bescherten.
Leipold verschluckte sich an der zweiten Semmel, die mit Schinken belegt war. Mitten in seinem Hustenanfall klopfte es an die Tür. Demirbilek öffnete sie und beobachtete eine Zeitlang den hustenden Kollegen. Dann gewann seine Hilfsbereitschaft die Oberhand. Er versetzte ihm drei kräftige Schläge auf den Rücken.
»Wegen der Wurstsemmel oder wegen des Artikels?«, fragte er.
Leipold spülte mit einem Schluck Cola seine Speiseröhre frei. »Der Dreck da ist nicht auszuhalten«, meinte er dann verächtlich und deutete auf den Artikel.
Demirbilek kannte ihn nicht; er überflog die Schlagzeile. »Was steht drin?«
»Dass sie herumgehurt und … Ach! Vergiss es, Zeki, alles Blödsinn.«
»Was machst du eigentlich im Büro?«
»Was wohl? Arbeiten! Ich muss einen Mordfall klären. Hat sich der Tanzbär nicht bei dir angekündigt? Er macht um elf seine Aussage.«
»Du meinst, Bayrak?«, erkundigte sich Demirbilek erstaunt. »Davon weiß ich nichts.«
Leipold erzählte von der Nachricht, die er in der Nacht zuvor an der Hotelrezeption entgegennehmen musste.
»Vielleicht hat er eine Mail geschrieben?«, spekulierte Demirbilek und verwarf den Gedanken, die restlichen einhunderteinundvierzig ungelesenen Nachrichten durchzugehen. »Ist auch egal. Bayrak kann uns nicht vorschreiben, wann wir ihn vernehmen sollen.«
»Er fliegt heute Abend nach Istanbul.«
»Dann sollten wir ihn gemeinsam sprechen.«
»Warum?«
»Mein Toter hat schließlich bei ihm gejobbt. Hat sich denn bei dir etwas ergeben?«
Leipold schlürfte von seinem Kaffee. »Soll ich dir jetzt Bericht erstatten? Oder wie stellst du dir das vor?«
»Abteilungsübergreifende Zusammenarbeit heißt das wohl.«
Leipold grinste. »Übst du schon, wie man als Polizeipräsident geschwollen daherredet?«
Demirbilek grinste zurück. »Gibt es was Interessantes, oder nicht? Sonst lass es bleiben.«
»Schon gut. Pass auf, folgender Ermittlungsstand«, begann Leipold. »Wir haben die Wohnung der Toten durchsucht. Ein Netzteil für ein Notebook ist auffällig. Das Gerät selbst war nicht in der Wohnung. Sie hat allein gelebt. Keine Anzeichen auf einen Lebensgefährten. Die Eltern haben seit drei Jahren praktisch keinen Kontakt zu ihr. Herkamer und Stern habe ich das Wochenende gestrichen, sie sind gerade unterwegs, um Kollegen und Freunde zu befragen. Mal sehen, was sie herausfinden. Was wir definitiv schon wissen: Sie hatte Geschlechtsverkehr, bevor sie umgebracht wurde. Auf der Haut Spuren von Gras und Erde. Sieht aus, als hätte sie im Freien Sex gehabt. Wahrscheinlich im Park, wo sie gefunden wurde. Normale Penetration. Keine Hinweise auf Vergewaltigung. Einvernehmlich, wie es so schön heißt. Allerdings gab es keine Spuren auf Ejakulation. Der Kerl muss mittendrin aufgehört haben.«
»Oder hat verhütet«, merkte Demirbilek an. »Keine Kampfspuren? Kratzer, irgendwas?«
Leipold nahm einen Bissen von der Semmel und nuschelte etwas, das Demirbilek als Verneinung interpretierte.
»Habt ihr die Unterwäsche gefunden?«
Leipold schluckte hinunter. »Negativ. Ist vielleicht in ihrer Handtasche, die wir noch suchen. Möglicherweise vergnügt sich auch der Täter damit, wenn er sie als Souvenir mitgenommen hat. Oder er hat den Fummel entsorgt, verbrannt, weggeworfen. Was weiß ich.«
Demirbilek blinzelte bei der Vorstellung, wie der Täter die Leiche auszog. Oder hatte sie nach dem Stelldichein die Unterwäsche nicht wieder angezogen?
»Todesursache? Und Zeitpunkt?«
»Ungewöhnlicher Halswirbelbruch. Hat etwas auf den Schädel bekommen, sagt die Ferner. Der Kopf war nach unten geneigt, so, schau.« Leipold schlug sich mit der Hand auf den Hinterkopf, um zu veranschaulichen, was er meinte. »Mit einer Wucht, dass es geknackst hat. Kann nur etwas Schweres gewesen sein. Im Umfeld vom Fundort haben wir aber keine Tatwaffe gefunden«, erklärte Leipold und schlürfte vom Kaffee.
Demirbilek gierte danach, ihm den Becher abzunehmen und selbst einen Schluck zu trinken. Er riss sich jedoch zusammen. Unter keinen
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