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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Demirbilek nahm den Anruf an und fuhr mit einer Hand weiter.
    Sein Amtskollege Selim Kaymaz aus Istanbul, den er gebeten hatte, bei Familie Özkan vorbeizufahren, meldete sich zurück. Nach den üblichen Floskeln, was Gesundheit und das allgemeine Befinden betraf, erfuhr er, alle relevanten Informationen per Mail zugeschickt bekommen zu haben. Kaymaz, mit dem er seit einigen Jahren ein freundschaftliches Verhältnis pflegte, gab sich Mühe, die Wohnadresse des Ertrunkenen in München auszusprechen. Demirbilek erlöste ihn schließlich von seiner aussichtslosen Bemühung. Deutsch war eine unmögliche Sprache für Türken. Nachdem er sich für die inoffizielle Amtshilfe bedankt hatte, nahm er sich vor, ihn beim nächsten Besuch in seiner Geburtsstadt mit einem Mitbringsel zu erfreuen. Eine Flasche Obstler wäre das Passende, entschied er, dann bog er vom Mittleren Ring ab, um auf schnellstem Weg ins Büro zu kommen. Er fragte sich, wie er an einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des Toten kommen sollte, bei einem Mordfall, der offiziell keiner war.
    Dreißig Minuten später ordnete der Sonderdezernatsleiter die Unterlagen auf seinem Schreibtisch und wartete, bis sein Computer hochgefahren war. Da er sich nicht oft allein in den Diensträumen der Migra aufhielt, war ihm das knatternde Geräusch der Festplatte nie aufgefallen. Das Passwort war einfach, zu einfach, wie die Mitarbeiter der IT -Abteilung mahnten. Demirbilek kämpfte, starrköpfig, wie er manchmal sein konnte, eine Ausnahmereglung durch. Er tippte »Fenerbahce- 1907 « ein.
    In dem Postfach lagen einhundertzweiundvierzig ungelesene Nachrichten. Aus reinem Selbstschutz hatte er Cengiz angewiesen, seine Mails in Kopie zu empfangen. Er ersparte sich die Mühe, sie durchzugehen, und öffnete nur die Nachricht seines Istanbuler Kollegen. Erstaunt stellte er fest, wie sorgfältig und übersichtlich die Informationen zusammengestellt waren. Wie hatte Kaymaz das in der kurzen Zeit nur geschafft? Er überflog die biographischen Eckdaten. Ömer Özkan war zweiundzwanzig Jahre alt geworden. Geboren in Istanbul. Gestorben in München, ergänzte er in Gedanken. Eltern Inhaber mehrerer Möbelgeschäfte. Istanbul wuchs beharrlich. Die Menschen kauften Betten, Sofas und Schränke. Familie Özkan wohnte standesgemäß auf der europäischen Seite im Stadtteil Bakırköy. Im Anhang der Mail fand er zwei Dokumente. Das eine war ein komprimiertes Handyvideo der Befragung, die Kaymaz im Haus der Eltern durchgeführt hatte. Krisselige Bilder erschienen auf Demirbileks Monitor. Steif wie Puppen saßen Herr und Frau Özkan auf einem schwulstigen Sofa. Sie weinte mehr, als sie sprach. Er hatte seinen Arm um sie gelegt und unterdrückte seine Tränen. Am Ende der aufwühlenden Ansprache baten die Eltern den ihnen unbekannten türkischen Kommissar, den Mörder ihres Sohnes zu finden. Das zweite Dokument war eine schriftliche Genehmigung, in der Zeki Demirbilek auf Türkisch und Deutsch erlaubt wurde, sich in der Wohnung ihres verstorbenen Sohnes umzusehen. In dem Schriftstück wurde der Hausmeister genannt, an den er sich wenden sollte. Demirbilek wollte abwarten, bevor er Kommissariatsleiter Weniger über Kaymaz’ Amtshilfe informierte. Er deklarierte seine Recherche als Freundschaftsdienst für die trauernde Familie. Türken helfen sich gegenseitig im Ausland. Da war es wieder. Sein Schicksal.

21
    B ierbarone schuld am Tod von bayerischer Bierkönigin?«, titelte die Samstagsausgabe der Zeitung, die Pius Leipold auf seinem Schreibtisch ausgebreitet hatte. Der glich allerdings mehr einem Frühstücksbuffet: zwei belegte Semmeln, eine Cola light, ein Becher Milchkaffee. Er biss in die Salamisemmel und schüttelte den Kopf über die Ausführungen des Journalisten. Leipold kannte ihn. Ein windiger Tunichtgut, der mit Worten jonglierte. Meisterlich verstand er es, aus Andeutungen und Fakten Wahrheiten zu schaffen, die darauf abzielten, seine Fabulierkunst als investigative Bravourstücke hinzustellen. So stellte er in dem Artikel über die Ermordung Manuela Weigls eine These in den Raum, die sich aus vermeintlich sicheren Quellen nährte. Ohne Namen zu nennen, illustrierte er den hart umkämpften Biermarkt, erläuterte die Macht der Bierbarone, die nicht davor zurückschreckten, mit drastischen Maßnahmen Marktanteile zu halten. Der im Untergrund gärende Bierkrieg forderte nun ein erstes Todesopfer, führte er allen Ernstes aus. Wusste die bildhübsche

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