Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
Vom Netzwerk:
Gesichtsausdruck, als Leipold von den Ergebnissen der Spurensicherung in seinem Fall zu erzählen begann.
    Wie es seine Art war, wunderte sich der Sonderdezernatsleiter nicht, recht behalten zu haben, was den Tathergang beim Tötungsdelikt Manuela Weigl betraf. Leipold ließ ihn auch wissen, dass das Opfer entgegen ihrer Annahme doch einen Freund hatte. Herkamer hatte das bei der Befragung der besten Freundin der Ermordeten herausgefunden. Ihrer Aussage nach hatte der Freund die Beziehung beendet. Weigl soll darüber sehr niedergeschlagen gewesen sein, weil sie geglaubt hatte, ihren Traummann gefunden zu haben.
    »Und wer ist der Freund?«
    »Da wird es komisch. Die Freundin wollte den Namen erst nicht nennen, weil sie es Manuela versprochen hatte. War wohl eine geheime Liebschaft.«
    »Was ist jetzt daran komisch? Wäre nicht die erste heimliche Affäre.«
    »Ja, schon. Aber er ist nicht verheiratet und hat auch sonst keine feste Partnerin, meinte die Freundin.«
    Demirbilek runzelte die Stirn. Das war tatsächlich komisch. »Hat er auch einen Namen, der heimliche Freund?«
    »Florian Dietl, dreiunddreißig Jahre. Polizeilich nicht registriert. Er ist Inhaber einer Marketingagentur für Bier.«
    »Das gibt es?«
    »Gibt es was, was es nicht gibt?«, meinte Leipold. »Dietl war bei der Abschlussveranstaltung auf dem Bierfestival. Derzeit ist er nicht auffindbar.«
    »Warum er Schluss gemacht hat, wusste die Freundin nicht?«
    »Nein, sie hat Manuela angerufen, weil sie sich krankgemeldet hatte. Aber das Opfer wollte nicht reden. Sie hatte sich in ihrem Appartement verkrochen. Laut Autopsiebericht war es nicht nur das gebrochene Herz. Sie war wirklich krank. Irgendein Grippevirus. Aber nichts Schlimmes.«
    »Merkwürdig, oder?«, fragte Demirbilek mit Blick aus dem Fenster. Sie überholten gerade einen Bierlaster. Wie passend, sinnierte der Kommissar.
    »Was ist jetzt schon wieder merkwürdig, Zeki? Kannst du nicht mal in ganzen Sätzen denken?«
    Adnan, der sich auf dem Beifahrersitz wohl fühlte wie auf einem Betriebsausflug, drehte sich grinsend um. Ihn amüsierte allem Anschein nach das Gespräch der ungleichen Ermittler.
    »Zu Ihnen komme ich gleich!«, stutzte ihn Demirbilek zurecht. Er empfand sein Grinsen als anmaßend. Außerdem fühlte er sich plötzlich wieder matt und erschöpft. Hunger und Durst meldeten sich zurück, obwohl er sich ausgeruht hatte. Widerwillig schluckte er Speichel herunter, um seinen Körper auszutricksen. Manchmal half das. Manchmal auch nicht. Die letzten Stunden waren immer die härtesten. Im Geiste stellte er sich einen Marathonläufer vor, der die letzten Kilometer hechelte, angetrieben von der Vorstellung, nach dem Zieleinlauf erschöpft auf den Boden zu fallen.
    »Merkwürdig ist, dass Manuelas Kollegen in der Brauerei nichts von einem Freund wussten. Am Arbeitsplatz spricht man über solche Dinge. Ihr habt doch nachgefragt, oder?«
    »Natürlich!«, schoss es erbost aus Leipolds Mund. »Warum die Heimlichtuerei, weiß ich auch nicht. Jedenfalls ist ihr Ex-Freund ledig. Vielleicht hatte er ja mehrere Freundinnen gleichzeitig.«
    »Und deshalb wolltest du mit mir reden?«
    »Du hast doch gesagt, du interessierst dich für meinen Fall!«, antwortete Leipold gekränkt. Seinen eigentlichen Grund behielt er für sich. Er hatte auf eine passende Gelegenheit gehofft, sich für seine unnötige Bemerkung über Selma zu entschuldigen.
    Indessen hatte Demirbilek Leipolds Bericht abgehakt und klopfte mit dem Zeigefinger auf Adnans Schulter. Der Hausmeister drehte den Kopf nach hinten. Leipold lehnte sich zurück und hörte aufmerksam zu; er war von Demirbilek vor der Abfahrt zum Flughafen auf den neuesten Stand seiner Ermittlungen gebracht worden. Da Demirbilek kein schlüssiges Bild des ertrunkenen jungen Mannes hatte, versuchte er, mit einer allgemeinen Frage eine Idee von dessen Charakter zu bekommen.
    »Erzählen Sie mir, was Ömer für ein Mensch war. Er hat ja Film studiert an der Hochschule.«
    »Wie meinen Sie das? Als Mensch?«
    »Sie haben sicher mit ihm geredet. Wie war er da?«, ergänzte er behutsam.
    Jetzt verstand der Mann, der mit seiner Kappe vorgab, aus New York zu sein. »Ruhig, nett. Mehr ein Intellektueller, glaube ich.«
    Demirbilek dachte an die Hollywoodfilme im Regal. Hätte er als Intellektueller nicht Kunstfilme bevorzugt? »Was meinen Sie mit intellektuell?«
    »Der konnte nicht mal seinen Schreibtisch zusammenbauen. Als er vor drei Monaten eingezogen ist, habe

Weitere Kostenlose Bücher