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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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noch weiter oben, befürchtete Leipold. Verunsichert kontrollierte er das Foto in dem Diplomatenpass. Wie Demirbilek stellte auch er Überlegungen über ihr Aussehen an. Für ihn war eine attraktive Frau eine wie seine Gattin oder die getötete Manuela. Blond, langhaarig, schlank. Der füllige Eindruck, die stämmigen Waden, eingezwängt in hautfarbene Strümpfe, und der durch die zugeknöpfte weiße Bluse weggesperrte Busen bedienten in keiner Weise seine erotischen Idealvorstellungen. Es dauerte weitere Sekunden, bis ihn der Name im Pass an etwas erinnerte. Er stutzte unmerklich. Dann flüsterte er Demirbilek ins Ohr, dass der Name auf Bayraks Investorenliste aufgeführt war. Anschließend kam er seiner Aufforderung nach und begab sich vor die Tür.

31
    D er Polizist stützte sich mit dem Rücken an dem Waschtisch ab und verschränkte seine Hände über dem Bauch. Dazu lächelte er auf eine verbindliche Art, als würde er mit ihr intime Geheimnisse teilen oder hätte sie auf frischer Tat ertappt. Nur bei was?, fragte sich die Diplomatin.
    Ein absurder Gedanke drang zur selben Zeit in Demirbileks Vorstellungswelt. Möglicherweise hervorgerufen durch den Pfirsichduft, stellte er sich eine Wiese vor. Er und die Diplomatin standen sich als Ringer gegenüber, am ganzen Körper mit Olivenöl eingeschmiert, beide mit Schurz um die Hüften und freiem Oberkörper. Nach den Regeln des türkischen Nationalsports fielen sie übereinander her, um mit einem Schulterwurf den Gegner zu besiegen.
    Leipolds Stimme brachte ihn in die Realität zurück; er lag im Streit mit einer Passagierin, die lauthals in die Toilette wollte. Demirbilek blieb ruhig. Genau wie Koca. Sie beäugten sich gegenseitig. Beide schienen eine gewisse Sympathie füreinander zu empfinden. Nach einer Weile holte sie ein Zigarettenetui aus der Handtasche. Demirbilek beobachtete unbeeindruckt, wie sie eine Ultradünne in den Mund steckte. Er hatte lange nicht mehr an Frederike, seine zweite geschiedene Ehefrau, gedacht. Jetzt erinnerte er sich an den Tag, an dem sie gemeinsam mit dem Rauchen aufgehört hatten. Während er seitdem gegen die Sucht ankämpfte, hatte sie nach ihrer Trennung wieder angefangen. Frederike rauchte dieselben Ultradünnen wie die Frau vor ihm. Das Feuerzeug klickte laut in dem gekachelten Raum. Die Flamme war klein, reichte aber aus, um die Zigarette in Brand zu setzen. Sie blies den kaum sichtbaren Rauch, ohne zu inhalieren, zwischen ihre Lippen. Sie paffte. Wie albern, dachte der Kommissar und bereitete dem Schweigen ein Ende.
    »Was haben Sie mit Ömer Özkan zu tun, Frau Koca?«
    »Ich konnte Ihren Namen auf dem Ausweis nicht lesen«, erwiderte sie ruhig.
    »Zeki Demirbilek. Es genügt, wenn Sie mich Herr Kommissar nennen oder
Komiser Bey.
Wie es Ihnen beliebt, Frau Konsulin«, erklärte er in schmeichelndem Ton.
    »Danke,
Komiser Bey.
Selbst wenn ich jemanden mit dem Namen kennen würde, wären Sie der Letzte, dem ich das sagen würde«, entgegnete sie ebenso freundlich.
    Dann stand sie auf. Sie drückte die kaum gerauchte Zigarette im Waschbecken aus und spülte die Asche mit Wasser weg. Danach stellte sie sich zum Kommissar. Schulter an Schulter.
    »Aber Süleyman Bayrak kennen Sie«, stellte Demirbilek fest.
    »Süleyman
Bey?
Natürlich. Seinetwegen bin ich nach München gekommen. Ohne meine Teilnahme hätten sich nicht halb so viele Investoren eingefunden. Ein tüchtiger Geschäftsmann«, gab sie ohne Federlesens zu.
    »Dann können Sie mir sicher sagen, was er mit der Mingabräu vorhat?«, fragte Demirbilek, der noch immer im Trüben fischte, was den Zusammenhang der beiden Opfer betraf. Das einzige verbindende Element war die Brauerei.
    »Warum fragen Sie das mich?«
    »Weil ich nicht verstehe, warum ein türkischer Großbrauereibesitzer eine unbedeutende bayerische Brauerei kauft … und welche Rolle Sie dabei spielen, Frau Konsulin.«
    Koca schmunzelte. »Das fragen Sie ihn am besten selbst.«
    In dem Moment erfüllte eine sanfte Frauenstimme aus den Lautsprechern den Raum, um die Passagiere über den Einstieg zum Flug nach Istanbul zu informieren. Wie oft in letzter Zeit überkam Demirbilek eine schmerzhafte Sehnsucht nach seiner Geburtsstadt. Und dieses Gefühl rief auch wieder den Gedanken an Selma wach. Es tat weh, dass sie ihm verschwieg, in seiner Nähe zu sein.
    »Sie haben denselben Flug wie Herr Bayrak?«
    Die Diplomatin zog den Teleskopgriff des Trolleys heraus, bevor sie antwortete: »Wir sitzen sogar

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