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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Kindes halbtags in einer Sparkassenfiliale als Kundenbetreuerin.
    Dass er die Wohnung leer vorfand, überaschte Leipold nicht sonderlich. Nur der Zettel auf dem Küchentisch ärgerte ihn. Es war derselbe, den Elisabeth vor zwei Wochen, als er wie am heutigen Samstag länger arbeiten musste, zurückgelassen hatte. Kein Wunder, dass der Streit am Morgen heftiger ausfiel als sonst. Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, eine neue Nachricht zu schreiben. Natürlich war sie mit den Kindern zur Oma nach Oberammergau gefahren. Wie immer, wenn sie gestritten hatten.
    Das Licht im Badezimmer brannte. Er löschte es und betrat die Küche. Für den oberbayerischen Charme war Leipold selbst verantwortlich. Er mochte es gemütlich. Rustikale Ecksitzbank mit integrierter Polsterung. An den Wänden hingen Schränke aus dunklem Holz. Ein Erbstück seiner verstorbenen Eltern. Bis auf den Herd und den Kühlschrank hockte er in der Küche seiner Kinder- und Jugendzeit. Er holte aus dem Schubfach für Getränke eine Flasche Bier und öffnete sie mit dem Einwegfeuerzeug.
    Nach zwei Schlucken war die Flasche halbleer und sein Hunger vergessen. Er überlegte, Herkamer oder Stern oder beide anzurufen. Tat es aber nicht, er brauchte noch, bis er ihnen verzeihen konnte, ihn auf dem Bierfestival im Stich gelassen zu haben. Entnervt öffnete er das Küchenfenster und zündete einen Zigarillo an. Der erste Zug ging so tief in die Lungen, dass er husten musste. Elisabeth würde den Rauch riechen, wenn sie rechtzeitig zur Tagesschau nach Hause kam. Die Vorwürfe, die sie ihm machen würde, waren so sicher wie das Amen in der Kirche. Doch das war ihm egal.
    Er trank in drei weiteren Schlucken den Rest des Bieres aus und öffnete eine zweite Flasche. Kühl gelagert. Nicht zu kalt. Nicht zu warm. Acht Grad Celsius. Ideale Trinktemperatur. Deshalb der Kühlschrank mit extra Getränkefach, eigentlich Bierfach, schmunzelte er, während er auf der Eckbank Platz nahm. Mit Wehmut dachte er an den Betriebsausflug vor zwei Jahren. Die Bierwanderung war seine Idee gewesen. Vom fränkischen Örtchen Aufseß aus, das sich rühmte, die meisten Brauereien pro Kopf weltweit zu zählen, ging es über moderate Wanderwege von einer Kellerbrauerei zur nächsten. Bei den Gedanken an die süffigen, trüben Biersorten schmeckte das Bier aus der Flasche plötzlich anders. Nicht schlecht. Aber industriell. Dem bayerischen Kommissar kam die tote Manuela in den Sinn. Dann das Bierfestival. Die Biersorten, die er verkostet hatte, waren interessant gewesen. Mehr nicht. Er mochte Bier in reinster Form am liebsten. Bier war schon was Besonderes, schwärmte er, einfach, klar und ehrlich. Ein Gottesgeschenk.
    Er trank das Bier aus und stand auf, um sich auf der Toilette zu erleichtern. Seine Gedanken schweiften dem Anlass gemäß zu dem Dixi-Klo ab. Er dachte an Isabel mit ihren langen Haaren, daran, wie er und Zeki sie als Leiche für die Rekonstruktion durch den Park getragen hatten. Plötzlich war ihm danach, sie zu sehen.
    Zurück in der Küche, öffnete er die dritte Flasche, nahm einen kräftigen Schluck und wählte ihre Handynummer.

33
    A uch Isabel Vierkant fand ihre Wohnung leer vor. Aber nur dem Anschein nach. Ihr Ehemann Peter arbeitete in seinem Büro an einem dringenden Projekt. Sie war sich nicht einmal sicher, ob er registriert hatte, dass sie weg gewesen war.
    Peter verdiente seinen Lebensunterhalt als freier Programmierer. Computerfreaks wie er hatten eigene Vorstellungen von Zeit. Und, auch das wusste Vierkant aus eigener Erfahrung, sie pflegten ein sonderbares Verhältnis zu häuslicher Sauberkeit. Doch Vierkant machte es nichts aus. Sie hatte irgendwann den Samstag zum Putztag auserkoren. Als sie nach einer Stunde einigermaßen zufrieden war, ging sie in die Wohnküche und bereitete Käse- und Wurstbrote vor. Nach Kochen, wie am vergangenen Abend, war ihr nicht zumute. Sie betrat Peters Arbeitszimmer, gab ihm einen Schmatz auf die Stirn und stellte den Teller mit den Broten ab. Er bedankte sich mit einem angedeuteten Kuss. Seinen in sich gekehrten Gesichtsausdruck nahm sie nur verschwommen über die Monitorspiegelung wahr. Sanft strich sie ihm über die unrasierte Wange und ließ ihn weiterarbeiten.
    Die Qualität ihres Abendprogramms hing nun einzig und allein davon ab, was im Fernsehen lief. Sie legte sich auf das Sofa, drückte zwei Kissen auf den Bauch und betätigte das ausrangierte Smartphone, das ihr Mann zur Universalfernbedienung umgewandelt

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