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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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gewissenhaft, doch nicht dumm. Er hat sicher nur einen Blick hineinwerfen wollen«, berichtigte Zeil ihn. »Zwei Tage bin ich mit ihm durch den Betrieb gelaufen und habe mitgeschrieben. Mir wurde das zu viel. Ich bin Assistenz der Geschäftsleitung, keine Schreibkraft.«
    »Sie haben sich krankgemeldet?«
    »Sagen wir, ich habe mir eine bitter notwendige Auszeit gegönnt. Herr Bayrak war anstrengend.«
    »Wer hat Ihre Arbeit erledigt?«
    »Die Büroarbeit eine Zeitarbeitskraft. Zur Unterstützung Herrn Bayraks hat sich Frau Weigl freiwillig gemeldet.«
    »Manuela Weigl.« Demirbilek wiederholte den vollen Namen. Er zog eines seiner drei Taschentücher hervor und wischte sich die Hände sauber. Bei jedem Fall stellte sich irgendwann dieser Punkt ein. Menschen, die er befragte, sagten nicht immer die Wahrheit. Er überlegte, ob Bayrak gelogen hatte, als er für Leipold seine Aussagen übersetzte. Konnte es aber nicht mit Sicherheit bejahen. Tatsache war, er hatte angegeben, Manuela Weigl nicht näher gekannt zu haben. Er hatte also gelogen. Das musste einen Grund haben.
    »Ein schlimmer Tod«, hörte Demirbilek plötzlich Frau Zeil sagen.
    In ihrer Stimme schien ehrliches Entsetzen zu liegen. Nervös fuhr sie sich durch die hochgesteckten Haare.
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragte Demirbilek.
    »Weil ich weiß, was in einem Gerstenmalzsilo vor sich geht. Vor vierzig Jahren habe ich als junges Ding das erste Mal den Fuß auf ein Brauereigelände gesetzt.«
    »Hier?«
    »Nein. Hier habe ich vor fünf Jahren angefangen.«
    »In Ihrem Alter haben Sie den Arbeitgeber gewechselt?«
    Zeil verzog das Gesicht. Dann lächelte sie süffisant. »Finden Sie mich alt, Herr Kommissar?«
    Demirbilek wollte seine Gedanken nicht preisgeben. »Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin. Sie sind eine attraktive Frau gerade wegen Ihres Alters.«
    Das entwaffnende Lächeln, das er dabei aufsetzte, zeigte Wirkung.
    »Sie flirten doch nicht mit mir, Herr Kommissar?«
    »Ich bin im Dienst, das darf ich gar nicht«, antwortete er.
    In Gedanken stellte er sie sich als junge Frau vor. Karin Zeil und Manuela Weigl hatten eine gewisse Ähnlichkeit. Insbesondere wegen der Augenfarbe. Ein schimmerndes Blau.
    »Mingabräu stand damals vor dem Konkurs, meinem Mann ging es gesundheitlich schlecht. Ich war froh über das Angebot des damaligen Besitzers. Ich musste Geld verdienen. Notgedrungen. In der Branche habe ich einen guten Ruf. Hören Sie sich um.«
    »Das werde ich tun«, bekräftigte Demirbilek mit einem Lächeln, bevor er fortfuhr. »Jemand hat Bayrak in das Silo gestoßen.«
    »Und das Becherwerk eingeschaltet«, ergänzte sie.
    In aschenbecherähnlichen Gefäßen transportierte die Förderanlage aus den 1920 er Jahren die Gerste in das Silo. Mit dem Getreide kam der Staub. Mit dem Staub der Tod. Der Mörder musste dazu nur den Drehschalter umlegen.
    Der Hall eines Pfiffes holte Demirbilek aus seinen Gedanken. Er drehte sich gleichzeitig mit Frau Zeil um.
    »Herr Demirbilek! Sind Sie da unten?«, schrie Jale Cengiz.
    Was macht sie hier? Sie sollte doch mit Herkamer im Büro sein, ärgerte sich Demirbilek und wollte ihr das sagen, als Zeil sich zu Wort meldete.
    »Brauchen Sie mich noch, Herr Kommissar?«
    »Wann fliegen Sie nach Antalya?«
    »Das ist noch völlig unsicher, ich habe mich im Reisebüro nur erkundigt.«
    »Gut, gehen Sie, seien Sie aber erreichbar. Ich habe bestimmt noch Fragen.«
    Kurz darauf erreichte Demirbilek mit Cengiz das Gerstenmalzsilo. Der Kopf einer blondhaarigen Frau im weißen Ganzkörperüberzug lugte aus dem Einstieg. Sie war mit einem Seil gesichert. Mobiles Arbeitslicht erleuchtete den Dachboden. Es war eng und stickig. Die junge Frau quälte sich mit Hilfe eines Kollegen ins Freie. Ein schwieriges Unterfangen.
    »Sagt mal, warum schickt ihr eine Frau da hinein?«, fragte Demirbilek verärgert und packte mit an. Sobald die Kollegin festen Boden unter den Füßen hatte, zeigte sie ihm das Fundstück, das sie gesichert hatte. Demirbilek nahm das Papier in Augenschein. Ein Bekennerschreiben, kurz und knapp formuliert.
    »Finger weg, Zeki!«, drohte plötzlich Leipolds Stimme aus dem Hintergrund. »Das ist immer noch mein Fall!«

48
    K ommissariatsleiter Weniger begutachtete das sichergestellte Schreiben. Vor seinem Schreibtisch warteten die beiden Kommissare. Demirbileks Hände waren in seinen Hosentaschen vergraben. Leipold hielt die Arme verschränkt vor sich. Das unflätige Wortgefecht zwischen den

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