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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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beiden in bayerischer und türkischer Sprache hatte sich bis Weniger herumgesprochen. Die Streithälse hatten die Androhung disziplinarischer Maßnahmen schon hinter sich gebracht.
    »Sehr bedenklich«, stellte ihr gemeinsamer Chef fest, nachdem er die Bedeutung des Fundstückes evaluiert hatte. »Rechtsradikale Aktivitäten sind das Letzte, was wir brauchen können.«
    Er bat sie mit einer Geste, ihm an den mit Kaffee und Kuchen gedeckten Konferenztisch zu folgen.
    »Nehmen Sie Platz, meine Herren.«
    Beim Anblick des Käsekuchens meldeten sich Demirbileks Magensäfte. Er sah auf die Bürouhr. Ein kompliziertes Designerwerk, auf dem die Uhrzeit erraten werden musste. Er schätzte sie auf zehn Minuten nach drei. Das Ausrechnen der verbleibenden Stunden bis zum Ende des heutigen und des letzten Fastentages fiel ihm schwer. Er kam auf knapp zwanzig Stunden reine Fastenzeit. Zur Linderung seines Hungergefühls trug das Ergebnis jedoch nicht bei. Fakten konnten weh tun.
    »So greifen Sie doch zu, Herr Demirbilek. Hat meine Frau gebacken«, sagte Weniger, nachdem dieser dankend abgelehnt und Leipold Kaffee und Kuchen genommen hatte.
    »Danke, aber …«
    »Entschuldigen Sie! Sie fasten ja!«, unterbrach er ihn entsetzt. Dann erhob er die Stimme und rief zur Tür: »Andrea!«
    Umgehend erschien seine Assistentin. Er bat sie, den Tisch abzudecken. Bevor sie das erledigen konnte, stibitzte Leipold ein Stück Kuchen.
    Demirbilek bedankte sich für die unerwartete Geste.
    »Wir haben die große Chance, die Durchschlagskraft des Sonderdezernats Migra zu demonstrieren«, begann Weniger die Besprechung.
    »Bei allem Respekt, Herr Weniger, das ist definitiv mein Fall …«, entfuhr es Leipold.
    »… gewesen«, ergänzte Weniger knapp. Sein Kalender war voller Anschlusstermine. Für Diskussionen war keine Zeit. »Mit der Staatsanwaltschaft ist alles Notwendige abgeklärt. Wir bündeln die Ermittlungskräfte. Da es sich um ein Kapitalverbrechen mit türkischer Beteiligung handelt, übernimmt Herr Demirbilek ab sofort die hoffentlich rasche und vollständige Aufklärung des Falles.«
    »Der beiden Fälle. Wir haben eine tote Bierkönigin«, berichtigte Leipold angefressen und wandte sich an seinen neuen Vorgesetzten. »Hast du Herrn Weniger nicht vom Video berichtet?«
    Demirbilek verzog keine Miene. Leipold ging in die Offensive. Es war angemessen, seiner unterdrückten Wut Luft zu machen, dachte er verständnisvoll. Leipolds Bierleiche war zuerst gefunden worden, Manuela war Deutsche, er fühlte sich berechtigterweise als verantwortlicher Ermittler. Obendrein hingen die Mordfälle mit seinem Spezialgebiet zusammen, nämlich Bier. Leipold wusste, dass ihr gemeinsamer Chef über Weigls Handyaufnahmen nicht informiert worden war.
    »Welches Video ist gemeint?«, wollte Weniger prompt von Demirbilek erfahren.
    »Das steht alles im Protokoll. Sie haben es morgen früh.«
    Wenigers skeptischer Blick bohrte sich durch Demirbilek. Erfahrungsgemäß war es sinnlos, den türkischen Kommissar auf die Bedeutung schneller und umfassender Kommunikation hinzuweisen.
    »Morgen um sieben Uhr liegt der Bericht auf meinem Schreibtisch«, sagte er mit scharfer Stimme. »Noch etwas. Das Opfer hatte offenbar einflussreiche Freunde aus der Politik. Das Sekretariat einer gewissen Dr. Nihal Koca hat um einen Telefontermin gebeten. Kennen Sie die Diplomatin?« Er blickte Demirbilek direkt an.
    »Ja«, räumte er ein. »Sie war mit Bayrak befreundet. Möglicherweise intimer, als sie zugegeben hat. Ich habe Frau Koca am Flughafen gesprochen.«
    Der Kommissariatsleiter machte ein erstauntes Gesicht. Leipold, der vom Kuchen abgebissen hatte, verlangsamte seine Kaubewegungen aus Überraschung, weil ihn Demirbilek mit keinem Wort erwähnte.
    »Ich nehme an, Sie haben ihren Immunitätsanspruch respektiert und sich korrekt verhalten?«
    »Selbstverständlich«, behauptete Demirbilek wie aus der Pistole geschossen. Er erwartete, Leipold würde Kocas Tablet geschickt in das Gespräch einbringen. Doch das passierte nicht.
    »Gut, Herr Demirbilek. Ich bin gespannt, was mir die Diplomatin zu sagen hat. Über Ihr Gespräch bekomme ich morgen früh um sieben zu lesen?«
    »Aber ja«, versprach Demirbilek.
    Er würde das Protokoll selbst schreiben müssen, ärgerte er sich dabei und sah zu Leipold, der verstohlen schluckte und stumm blieb.
    »War nicht noch was?«, provozierte Demirbilek ihn. Er hatte große Lust auf eine handfeste Auseinandersetzung mit seinem

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